Mondsplitter
Bänke, kehrte zur Außenluke zurück und prüfte erneut, ob er den D-Anzug noch hatte. Gott mochte ihm helfen, falls Saber wieder das Triebwerk starten mußte. Er packte einen Griff und machte sich auf den Weg nach oben. Es war falsch gewesen, auf dem Weg herunter nicht die Handgriffe zu zählen. Er dachte, daß es acht oder neun gewesen waren. Oder vielleicht dreizehn. (Er kicherte wieder.) Er zählte jedoch jetzt beim Aufstieg, und bei sechs fing er an, nach der Luke zur Luftschleuse der Passagierkabine zu tasten, obwohl er wußte, daß es zu früh war. Bei dreizehn hatte er sie immer noch nicht gefunden. Er überlegte, sich den Beutel herunterzureißen, damit er sehen konnte.
Ausatmen.
Was passierte wohl, wenn er die Luke nicht entdeckte? Führten die Griffe komplett um den Bus? Er malte sich aus, wie er in einem fort um den Bus herumkletterte.
Zieh die Tüte herunter. Wirf die Würfel und bring es hinter dich. Konnte er es hinein schaffen, ehe das Vakuum ihn umbrachte? Wer wußte es? Sicherlich nicht Vizepräsident Charles L. Haskell. Er fragte sich, was Sam von ihm dächte, könnte er ihn jetzt sehen.
Und seine Finger schlossen sich um die Luke.
TRANSGLOBAL-SONDERMELDUNG, 3 Uhr 53
Hier spricht Keith Morley an Bord des Mondbusses mit dem Vizepräsidenten. Vor gerade ein paar Minuten hat Vizepräsident Haskell einen unglaublichen Rettungseinsatz außerhalb des Schiffes erfolgreich abgeschlossen …
Mikrobus, Passagierkabine, 4 Uhr 07
»Ja, Al, was gibt es?«
»Alles in Ordnung mit dir, Charlie?«
»Mir geht es gut.« Das stimmte wohl kaum, aber wenn man bedachte, in welcher Verfassung er jetzt auch hätte sein können, hielt er sich verdammt gut. »Ich habe gehört, daß es bei euch da unten nicht so gut aussieht.«
»Ja. Miami Beach und New Orleans sind völlig zerstört. Die Ostküste hat es von Maine bis zu den Florida Keys erwischt. Nicht so schwer. Nicht überall. Aber es …« Ihm versagte die Stimme, und er fing an zu schluchzen. Al Kerr!
Evelyn stieg gerade vom Flugdeck herunter, wo sie Funkkontakt mit Saber gehabt hatte. Sie nickte und setzte umständlich die Sauerstoffmaske ab.
»Man schätzt Zehntausende von Toten«, fuhr Kerr mit einer Stimme fort, die kaum weniger bebte als zuvor. »Aber Gott weiß, wie die wirkliche Zahl lautet.«
Charlie kniff die Augen zu. Er dachte an seinen Vater und seine Vettern und Kusinen, die am Cape lebten.
»Es ist eine gottverdammte Katastrophe, Charlie. Ich denke nicht, daß irgend jemand von uns auch nur eine Ahnung hat …«
»Okay.« Charlie versuchte zu verarbeiten, was Kerr ihm berichtete.
»Noch etwas. Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber die andere Raumfähre wird vermißt. Vielleicht ist nur die Funkverbindung abgebrochen. Ich weiß, daß man auch ein paar Stunden lang keinen Kontakt mit euch hatte.«
»Die andere Raumfähre? Die mit Rick an Bord?«
»So hat man uns erzählt. Ich denke nicht, daß noch Hoffnung besteht. Es tut mir leid.« Eine lange Pause trat ein. »Charlie, im Moment sieht es danach aus, als ob wir eine Million Tote haben würden, ehe es vorüber ist. Der Präsident hätte selbst mit Ihnen gesprochen, nur ist er im Moment förmlich begraben. Du verstehst schon.«
Begraben.
»Charlie, du solltest wissen, daß man hier einige Zweifel hegt, ob das Land die Sache überlebt.«
»Yeah«, sagte er. »Ich kann verstehen, warum.«
»Henry möchte, daß du bestmögliche Miene dazu machst. Optimistisch bleiben. Ich meine, du bist unser Spezialist zum Thema. Du warst dort.«
»Al, du hörst dich an wie Rick.«
»Yeah. Ich schätze, letzten Endes klingen wir alle wie Rick. Hör mal, was hast du eigentlich außerhalb des Schiffes angestellt? Ist das nicht gefährlich?«
»Es ist ein Bus.«
»Was immer.«
»Ich habe versucht, eine Luke aufzukriegen.«
»Okay. Tu das nicht mehr, ja? Inzwischen geben wir eine Presseerklärung heraus. Haskell übernimmt das Kommando, okay?«
»Laß es gut sein«, sagte Charlie.
»Charlie, ich denke, der Präsident wird darauf bestehen. Hör zu, wir brauchen alle PR, die wir nur kriegen können.«
Charlie mochte den Präsidenten nicht besonders, aber er wußte, daß Henry seine Arbeit ernst nahm und derzeit alle Qualen der Hölle erleiden mußte. Er war nicht der Mensch, der Verluste einfach abschrieb, der anerkannte, daß man in manchen Situationen einfach sein Bestes gab und das Beste hoffte. Charlie wußte, daß Henry sich selbst die Schuld geben würde. Er
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