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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Marilyn, alles würde in Ordnung kommen, fragte sie, ob sie okay war, und nahm sie in die Arme, wenn sie mit Tränen zu kämpfen hatte. Dabei paßte er nicht ganz in diese Schuhe: Larry wirkte eher in einem Büro zu Hause als in einer Krise. Aber sie fand es nett von ihm, daß er es wenigstens versuchte.
    Sie wußte, daß ihr Mann nie probiert hätte, in ein überschwemmtes Lebensmittelgeschäft einzudringen. Sie wußte jedoch auch, daß er, hätte er es doch getan, nicht anschließend darüber gejammert hätte.
    Plötzlich herrschte Aufregung hinter Marilyn: Die Leute zeigten nach Nordwesten. Ein Hubschrauber, mehrere Hubschrauber flogen in Formation und geringer Höhe über dem Hudson heran. Sie drangen in die Betontäler ein und teilten sich in Paare auf, als sie sich der Umgebung des Central Parks näherten.
    Auf den Dächern anderer Gebäude standen ebenfalls Menschen, und alle winkten. Einer der Helis näherte sich Louises Haus und schwebte dann direkt über ihnen. Er hatte eine grünlichbraune Tarnfarbe. Militär. Jemand meldete sich über Lautsprecher: »Leute, bitte macht das Dach frei.« Der von den Rotoren aufgepeitschte Wind zerrte an Marilyns Haaren.
    Ein Soldat beugte sich heraus und starrte zu ihr herunter. »Wie viele sind Sie?«
    Eine kurze Schätzung: »Dreißig«, sagte Marilyn, aber die Worte wurden vom Wind weggefegt. Sie spreizte dreimal die Finger beider Hände. Jemand hinter ihr sagte: »Sag ihnen fünfzig; hol soviel raus, wie es nur geht.«
    Der Soldat bestätigte mit Handzeichen. Der Mann, der gewollt hatte, daß sie fünfzig angab, brummte: »Blödes Miststück.« Er war ein kleiner Dicker mit Haarbüscheln über den Ohren, die eine Glatze umrahmten. Larry bekam mit, was er gesagt hatte, und stürzte sich auf ihn. Der Fette holte heftig aus und traf dabei eine Frau, die nicht ausweichen konnte. Dann drängten sich die Umstehenden heran, um die beiden zu trennen.
    Marilyn war in diesem Augenblick stolz auf Larry. Nicht nur, weil er sie verteidigt hatte, sondern auch, weil der Fette so etwas wie Abteilungsleiter bei Bradley & Boone war. Larrys Job hatte sich gerade in Luft aufgelöst. Für ihn war das mutiger, als der Flut zu trotzen, um seine Frau zu finden.
    Sie hatte sich im Hinblick auf ihre Ehe nie besser gefühlt, seit sie zum Traualtar geschritten war.
    Der Heli sank weiter herab, bis er nur noch wenige Fuß über dem Dach schwebte. Vier Kartons fielen heraus. »Braucht irgend jemand medizinische Hilfe?« fragte der Lautsprecher.
    Sie sahen einander an. »Ich habe ein Rückenproblem!« rief ein dünner Mann mit schwachen Augen, den Marilyn nicht kannte. Er schien gar nicht der Typ, der ohne weiteres einwilligte, in einem Hubschrauber zu fliegen.
    »Können Sie gehen, Sir?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Laufen Sie nicht unnötig herum. Bleiben Sie alle, wo Sie sind. Wir kommen zurück.«
    Der Hubschrauber schwenkte ab. Larry traf erneut Anstalten, sich auf den kleinen Dicken zu stürzen, und jemand sagte ihm, er solle sich beruhigen. Marilyn erkannte, daß ihr Mann unter der Maske der Entrüstung recht selbstzufrieden aussah.
     
    TRANSGLOBAL-SONDERMELDUNG, 5 Uhr 47
     
    Hier spricht Angela Shepard aus Camp David, Maryland. Vor Minuten wurde gemeldet, daß ein Armeehubschrauber mit Präsident Henry Kolladner an Bord außerhalb Washingtons abgestürzt ist. Der Präsident war evakuiert worden, nur wenige Augenblicke bevor eine Flutwelle Washington überspülte, und er war unterwegs hierher, wo man eine Kommandostelle eingerichtet hat, um die staatlichen Reaktionen auf die anhaltende lunare Krise zu koordinieren. Anscheinend hat ein Blitz den Hubschrauber getroffen. Offiziellen Quellen zufolge wurden Rettungsmannschaften entsandt, und es soll immer noch Hoffnung bestehen. Ich habe mit einer Angehörigen des Präsidialstabes gesprochen, die an Bord eines Begleithubschraubers war und gebeten hat, ihren Namen nicht zu nennen. Sie war in Tränen aufgelöst, Don, und sagte, der Helikopter des Präsidenten hätte Feuer gefangen und wäre, wie sie es ausdrückte, ›wie ein Stein gefallen‹. Sie fügte hinzu, sie glaubte nicht, daß irgend jemand das überlebt haben könnte.
     
     
Mikrobus, Passagierkabine, 5 Uhr 48
     
    »Charlie, wir haben die Bestätigung«, sagte die Stimme in seinem Funktelefon. »Das Wrack wurde gefunden.«
    »Ist er tot?«
    »Ja.«
    »Emily. Was ist mit Emily?«
    »Sie war bei ihm, als es passierte.«
    »Mein Gott …«
     
     
Mikrobus, Flugdeck, 5 Uhr 49
     
    »Wie

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