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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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weiter. Die Vorzüge einer Teilnahme an der globalen Telekommunikation blieben nach wie vor einem Viertel der US-Bevölkerung verwehrt, und in anderen westlichen Ländern galt das für mehr als ein Drittel. Jeder der führenden Staaten auf der Welt litt unter einer atemberaubenden Schuldenlast.
    So lauteten die Probleme, mit denen eine Regierung Haskell vernünftigerweise hätte rechnen können. Da er einen Sieg im Herbst für möglich gehalten hatte, hatte Charlie schon Arbeit auf Mitarbeiter verteilt und ein paar eigene Ideen formuliert. Er hatte mit Menschen an vorderster Front gesprochen, mit Lehrern, Eltern, Polizisten, Notärzten und unmittelbaren Vorgesetzten in vielen Berufen. Er hielt sich für bereit, die Bürde der Präsidentschaft zu übernehmen und diese Probleme dann gleich auf breiter Front anzugreifen.
    Wie sich nun erwies, hätte er kaum schlechter vorbereitet sein können.
    Saber runzelte die Stirn und faßte an den Kopfhörer. »Einen Moment«, sagte sie und blickte zu Charlie auf. »Für Sie, Herr Präsident.« Seine Lampe hatte nicht aufgeleuchtet, so daß der Anruf nicht auf seinem Privatkanal eintraf. »Möchten Sie mit einem Wesley Feinberg sprechen?«
    »Alles klar.« Charlie klappte sein Funktelefon auf. Er war Feinberg nie begegnet, kannte aber dessen Reputation. Und Al hatte ihn über Feinbergs Anteil an den Planungen informiert. Ihn als Störenfried bezeichnet. »Guten Morgen, Professor Feinberg. Hier ist Charles Haskell.«
    »Herr Präsident.« Die Stimme klang angespannt. »Ich versuche seit Stunden, Sie zu erreichen. Planen Sie immer noch einen Nuklearangriff auf den Possum?«
    »Ja«, sagte Charlie, »natürlich.«
    »Tun Sie es nicht.«
    Charlie verließ der Mut. »Wieso nicht?«
    »Wir wissen nicht genug, um wirklich seinen Kurs verändern zu können. Das wäre es, was eigentlich nötig ist, aber wir wissen nicht wie.«
    »Also probieren wir es halt. Was verlieren wir dabei?«
    »Was wir verlieren? Herr Präsident, wenn Sie den Possum auseinanderpusten, erzeugen Sie eine Wolke aus radioaktiven Partikeln und Trümmern, die mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie der Possum selbst zurückkehren und uns treffen. Nur daß die Folgen in diesem Fall noch schlimmer ausfielen.«
    »Inwiefern schlimmer? Soweit ich weiß, würde der Possum ein paar zusätzliche Millionen umbringen. Uns vielleicht in ein dunkles Zeitalter zurückwerfen.«
    »Herr Präsident, eine gesunde radioaktive Wolke hätte eine gute Chance, jeden auf dem Planeten zu töten. Ich rede hier von völliger Ausrottung.«
    Charlie malte sich einen Sturm aus heißen Steinen aus, der auf Land und Meer niederprasselte, heiße Partikel, die sich in der Atmosphäre ausbreiteten, heißen Regen, der aus kranken Wolken fiel. »Warum haben Sie das nicht Henry erklärt?«
    »Das habe ich. Ich habe es versucht. Ich habe gerade mit ihm gesprochen, als die Verbindung abbrach. Ich denke, das war wohl der Augenblick, als der Hubschrauber abstürzte.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hatte nicht die Chance, etwas zu sagen.« Saber behielt Charlie im Auge. »Sie müssen den Angriff abblasen!« fuhr Feinberg fort. »Mit ihm erreichen Sie gar nichts; Sie erhöhen einfach nur drastisch die Risiken für uns, falls der Possum letztlich doch herunterkommt.«
    »Aber er kommt womöglich nicht herunter. Ist das richtig?«
    »Unmöglich, es mit Sicherheit zu sagen.«
    »Um Gottes willen, Feinberg, kann man es nicht herausfinden?«
    »Geben Sie uns ein paar Stunden, sobald er die Atmosphäre verlassen hat.«
    Nach ein paar Stunden war er außer Reichweite der Raketen. Sie mußten dann warten und konnten erst zuschlagen, sobald er zurückkam. Charlies Leute hatten ihm versichert, daß dieses Vorgehen viel gefährlicher wäre. »Sind Sie überhaupt optimistisch? Besteht eine Chance, daß er sich einfach entfernt?«
    »Geben Sie mir ein paar Stunden, Herr Präsident.«
    Nach dem Anruf saß Charlie fast zehn Minuten nur da. Er weigerte sich, irgendeinen Anruf entgegenzunehmen, und dachte über seine Optionen und die möglichen Folgen nach. Er dachte an Feinbergs Reputation, und er hatte ausreichend zwischen den Zeilen von Al Kerrs Bericht gelesen, um zu wissen, daß der Wissenschaftler Henry gut beraten hatte.
    Viele Leute fanden jedoch, daß die Atomraketen eine gute Möglichkeit waren, das Scheißding loszuwerden. Falls Charlie nicht auf den Knopf drückte, und der Possum zurückkehrte und auf der Erde einschlug – wem würde man die Schuld

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