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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Bislang war das das astrophysikalische Ereignis des Jahrhunderts gewesen. Aber während seine Kollegen feierten, hatte Feinberg nur so getan. Er kannte die eigene Persönlichkeit gut genug; er wußte, daß er nie gelernt hatte, etwas zu genießen. Sogar heute morgen, als er sich (zumindest nach eigener Sicht der Dinge) eingemischt hatte, um den Präsidenten vor einer potentiell katastrophalen Entscheidung zu bewahren, hätte es nicht seiner Natur entsprochen, einige seiner Kollegen auf eine Runde Eier und Pfannkuchen auszuführen und den Augenblick zu genießen.
    Statt dessen ging er, sobald sich der Staub legte, einfach nach Hause.
    Er war jetzt für den größten Teil von fünf aufeinanderfolgenden Tagen auf den Beinen und fühlte sich erschöpft. Der Himmel klärte sich endlich, und er konnte nicht erkennen, daß ihm noch etwas zu tun blieb. Cynthia Murray, seine Nummer zwei, würde den Possum weiter verfolgen, und sobald sie wußte, was der Brocken vorhatte, würde sie Feinberg anrufen.
    Draußen waren die Bäume voller Vögel, und es schien, als wäre nichts passiert.
     
    DAS PRESSEGESPRÄCH, SONDERAUSGABE, 9 Uhr
     
    In Atlanta mit Judy Almayer, New York Times; Fred Chiles, Boston Globe; Karl Nishamura, Los Angeles Online; und Moderator Pierce Benjamin, NBC-Nachrichten; mit Julian Moore als Gast, dem Leiter der Minderheiten-Allianz.
     
    NBC: Dr. Moore, Ihre Organisation hat vor einer Stunde die Forderung erhoben, das Präsidentenamt aufzulösen und durch einen Exekutivrat auf Rotationsbasis zu ersetzen, getragen von einem Parlamentssystem, das rasche Personalwechsel ermöglicht.
    Moore: Das ist richtig. Und das ist eine Position, die wir nicht leichthin bezogen haben.
    NBC: Was genau schlagen Sie vor? Daß wir die Verfassung auf den Müll werfen?
    Moore: Es ist eine Verfassung der Reichen, Mr. Benjamin. Von den Reichen für die Reichen entwickelt.
    N.Y. Times: Aber würden wir uns damit nicht selbst in den Fuß schießen? Wer soll, wenn Sie die Verfassung abschaffen, die einfachen Menschen noch schützen? Die Menschen, die Sie zu vertreten vorgeben?
    Moore: Es tut mir leid, das zu sagen, aber die Verfassung war seit jeher ein Instrument der Ausflüchte. Die Unterdrückten müssen aufstehen und ihre Rechte einfordern.
    Boston Globe: Aber ist die Verfassung nicht der einzige wirkliche Garant für dieses Recht? Auf welches andere von Menschen verfaßte Dokument möchten Sie sich berufen?
    Moore: Vielleicht müssen wir eines schreiben. Ich möchte Sie auch daran erinnern, Mr. Chiles, daß die Verfassung einmal sehr glücklich Seite an Seite mit der Sklaverei bestand. Bis die Sklaven einfach entschieden, daß sie sich das nicht mehr gefallen lassen wollten.
    L.A. Online: Aber die Verfassung war der Hebel, den Lincoln ansetzte.
    Moore: Das ist die übliche Schulbuchgeschichte. Die Unionsarmee war der Hebel, und das Rückgrat der Unionsarmee bildeten nach 1863 die schwarzen Truppen.
    NBC: Jetzt warten Sie mal eine Minute. Wir wollen nicht in eine Nebenstraße abschweifen. Dr. Moore, wenn Sie die derzeitige Staatsform abschaffen, was setzen Sie an ihre Stelle?
    Moore: Zunächst einmal benötigen wir einen Exekutivrat, der alle Bürger repräsentiert, nicht nur die weiße Mehrheit.
    L.A. Online: Aber Präsident Kolladner war Afroamerikaner. Sicherlich …
    Moore: Und er wandte sich gegen diesen Begriff. Er war kein Freund von zusammengesetzten Hauptwörtern, wie Sie sich erinnern werden. Er beanspruchte, einfach Amerikaner zu sein. In Wahrheit war er ein Lakai. Ich spreche nicht gern schlecht über die Toten, aber er schämte sich seiner Herkunft. Er war der klassische Onkel Tom.
    N.Y. Times: Dr. Moore, die Minderheiten-Allianz war früher immer eine ziemlich konservative Gruppe. Sie selbst waren ziemlich konservativ. Erzählen Sie uns: Weshalb der Kurswechsel?
    Moore: Die Armen dieser Nation hat man vergangene Nacht sterben lassen. Als das passierte, wurde eine Revolution so unvermeidlich wie der Sonnenaufgang.
    N.Y. Times: Es gibt aber keine Beweise, daß Absicht im Spiel war. Menschen aus allen sozioökonomischen Gruppen sind letzte Nacht in großer Zahl umgekommen.
    L.A. Online: Sie sind offensichtlich unzufrieden mit Kolladner. Wer, denken Sie, hätte es besser gemacht?
    Moore: Mir fällt niemand ein, der es schlechter gemacht hätte. Dazu kommt: Wenn das weiße Amerika sich erst mal einen Sündenbock sucht, wird es nicht vergessen, daß Henry Kolladner ein Schwarzer war. Sehen Sie, Gott allein weiß, wie viele

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