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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Doc. Schnallen Sie sich an.«
    Sie erhielt keine Antwort und probierte es erneut: »Drücken Sie die gelbe Taste, wenn Sie sprechen.«
    Ein Augenblick verging. Dann hörte sie ein Klicken: »Danke«, sagte er. »Ich bin bereit.«
    Zweiunddreißigtausend Kilometer unter ihr trat die Küste von Ecuador und Peru unter Wolkenbänken hervor. Der Pazifik erstreckte sich nach Westen und lag hell und ruhig in der Mittagssonne. Wie alle anderen war auch Rachel bestürzt über die Meldungen von Tod und Vernichtung, die aus aller Welt eintrafen. Sie hatte keine Verbindung zur eigenen Familie erhalten, die in Charleston wohnte. Als sie jetzt auf das gewaltige, ruhige Panorama hinunterblickte, dachte sie über die Neigung der Menschen nach, ihre Schwierigkeiten auf die sie umgebende Welt zu projizieren. Was Tomiko jedoch auch immer aus Häusern, Tempeln und Rathäusern auf der ganzen Welt gemacht hatte, der Planet selbst zog gelassen weiter seine Bahn, als wäre nichts geschehen.
    Sie zündete das Triebwerk.
    Es sprang leise an, ein fließendes Rumpeln, ganz anders als die Geräusche der chemischen Triebwerke von Mondbussen und Raumfähren, die wütend brüllten und mit den Schotten wackelten.
    »Alles paletti«, meldete Cochran.
    Sie bestätigte und schaltete den Autopiloten ein, der die Fluglage justierte und beschleunigte.
    Die Lowell flog zunächst einmal drei Viertel um die Erde und ging dann auf Parallelkurs zum Mikrobus, diesem jedoch ein gutes Stück voraus. Von da an würde sie ganz allmählich an Tempo zulegen und abwarten, bis der Mikrobus sie einholte.
    Rachel flog jetzt nicht gern in diesen Himmel hinaus. Zuerst hatte sie gedacht, es läge an den immer noch zu vielen Steinen, die dort herumflogen, aber allmählich wurde ihr klar, daß sie Doc Elkharts Nervosität teilte, was den Empfang des Präsidenten der Vereinigten Staaten an Bord anging. Sie blickte zu Cochran hinüber, dessen Hauptaufgabe auf diesem Flug darin bestand, die interne Energieversorgung und das Lebenserhaltungssystem zu überwachen. Mit anderen Worten: Für mögliche Notfälle wach zu bleiben. »Lee?«
    »Jo?«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Gut. Wieso fragst du?«
    Sie gab es auf. Die Astronauten waren mit ein oder zwei Ausnahmen alles ehemalige Kampfflieger. Und der Ehrenkodex dieser Bruderschaft, gestehe niemals Angst ein, galt nach wie vor.
    Rachel hatte jede Unsicherheit, die sie vielleicht mal verspürt hatte, in dem Augenblick abgeschüttelt, als sie zum ersten Mal an der Spitze einer Rakete saß und das Streichholz daranhielt. Sie schlug sich gut und absolvierte den ersten Flug besser als einige ihrer männlichen Kollegen. Noch nie im Leben war sie vor jemandem oder etwas zurückgewichen, aber heute spürte sie, wie ihre Hände zitterten.
    Unter ihr wurde die Welt grün. Sie flogen nach Osten und überquerten Brasilien. Voraus schimmerten Sterne durch Teile der bleichen Wolke, die an die Stelle des Mondes getreten war.
    Die lunare Wolke dünnte bereits aus, trieb auseinander. Die alte mathematisch perfekte Kugel, beruhigend in der Verheißung universeller Harmonie, existierte nicht mehr.
     
     
Mikrobus, Passagierkabine, 10 Uhr 15
     
    »Al, wir verstaatlichen alles. Fluggesellschaften, Lastwagen, Stromversorger, was Sie wollen. Tierney soll das leiten.« Tierney wurde von den führenden Wirtschaftsbossen respektiert. Mit ihm an Bord fiel der Widerstand geringer aus.
    »Okay, Charlie.« Sie waren inzwischen zu den vertrauten Vornamen zurückgekehrt. »Ich kläre das noch mit den Beratern …«
    »Vergessen Sie die Berater. Tun Sie es einfach.«
    »Ich bin mir nicht sicher, wie das verfassungsrechtlich …«
    »Al, wir haben den nationalen Notstand ausgerufen. Per Definition ist damit alles, was ich tue, Verfassungsrecht. Menschen sterben da draußen in großer Zahl. Wir werden tun, was wir tun müssen.« Er verkündete in Form einer langen Liste präzise, was er wollte, und überließ Kerr die Details.
    »Noch etwas, Charlie«, sagte Kerr anschließend. »Die lateinamerikanischen Staaten hat es ganz schön erwischt. Sie bitten um Hilfe.«
    »Wir haben selbst nichts. Sagen Sie ihnen, daß sie allein klarkommen müssen. Drücken Sie unser Bedauern aus, aber machen Sie ihnen klar, daß wir selbst beträchtliche Verluste haben. Fragen Sie, ob sie uns helfen können. Sagen Sie ihnen, daß wir alles gebrauchen können, was sie übrig haben. Koordinieren Sie das. Wir nehmen jede Hilfe an, die man uns anbietet. Oh, und Harmon hat sich letzte Nacht

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