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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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erwartete, damit auf die Bestsellerlisten zu kommen.
    Nora kam aus London. Sie war groß, hatte das Aussehen eines Models, rote Haare und war Witwe. An Verabredungen hatte es ihr nie gemangelt. Schließlich heiratete sie einen reichen Dänen, zog nach Kopenhagen, bekam zwei Töchter und hatte mit allem Erfolg, was sie anfaßte. Im Herbst fing ihre Älteste auf der Universität Zürich an. Ihr Mann war vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Sie vermißte ihn und hatte die unglückselige Gewohnheit entwickelt, jeden mit ihm zu vergleichen. Alle fielen dabei durch.
    Das Leben ohne einen festen Gefährten war jedoch nicht so schlimm, wie sie sich vorgestellt hatte, und sie fühlte sich recht zufrieden. Und das Tomiko-Ereignis, für alle Welt eine Katastrophe, entwickelte sich für sie zu einem Geschenk des Himmels. Sie befand sich im Zentrum der Vorgänge. Sie wußte, daß Keith Morley gerade aus dem Possum herausholte, was nur ging, und sie rechnete damit, ihn zu einem Interview mit ihr überreden zu können. Sie erwartete, über Nacht berühmt zu werden, und das konnte dem Buch überhaupt nicht schaden.
    »Kopenhagen.« Die Stimme kam aus der Flugleitung von Skyport. »Sie haben Startfreigabe.«
    »Verstanden. Starten Sie den Countdown.«
    »Sechzig Sekunden.«
    Ihr Copilot Johann Blakeslee nickte. Die Armaturen sprangen auf Grün. Die Flugingenieurin hieß Wendy Carpenter, seit der Collegezeit mit Nora befreundet, eine Nichte Orly Carpenters, des Betriebsleiters der NASA in Houston.
    »Alles paletti«, meldete Wendy.
    Dreißig Sekunden.
    Blakeslee war groß und blond. Fein geschnittenes Kinn, klare blaue Augen, ein Lächeln, das Butter zum Schmelzen brachte. Er gehörte zu den wenigen wirklich gut aussehenden Typen, die Nora kannte und die wirklich etwas taugten. »Hast du gehört, daß es Beschwerden gab?« fragte er. »Manche Leute regen sich auf, weil wir leer zurückfliegen und sie selbst nicht nach Hause kommen. Ich habe gehört, daß bei der Flugplanung der Teufel los war.«
    »Mich überrascht überhaupt nichts mehr, Blakes«, sagte sie.
    Sie starteten präzise nach Plan. Der Standardflugplan nach Atlanta verlangte, eine Umlaufbahn zu fast drei Vierteln zu vollenden, ehe die Maschine den Sinkflug begann. Sie hatten sich jedoch kaum von der Station entfernt, als ein Sturm aus kleinen Steinen und Staub ohne Vorwarnung über sie hereinbrach. Er rüttelte an der Raumfähre, brach Antennen ab, zertrümmerte die Radarkuppel und zerschmetterte ein Fenster achtern in der Passagierkabine. Das Glas platzte hinaus, und der Luftdruck stürzte in den Keller. Nora schaltete die Triebwerke aus, aber das war ein Fehler. Die Trümmer waren schneller als die Raumfähre und fegten fast direkt von hinten heran; sie durchschlugen die Raketen, verschmutzten Treibstoffpumpen und Brennkammer. Auch die Abgasluken wurden fast blockiert. Die Warnlampen für beide Triebwerke leuchteten blutrot.
    Steine klapperten an den Rumpf. In der Passagierkabine heulten die Sirenen.
    Nora öffnete einen Kanal zu Skyport: »Hier Kopenhagen«, sagte sie. »Mayday.«
    »Ich sehe es. Bleiben Sie dort, Kopenhagen. Warten Sie eine Minute.«
    Abrupt klang der Sturm ab.
    Skyport meldete sich zurück: »Halten Sie eine Umlaufbahn lang durch. Dann geben wir die Maschine auf. Die Kordeshew führt das Rendezvous durch.«
    »Das können Sie nicht tun«, meinte Ehrlich. »Die Maschine wird gebraucht.«
    »Vergessen Sie es.«
    »Yeah, ich kann sie retten«, sagte sie. »Ich starte die Triebwerke neu und bringe sie zurück.«
    »Negativ, Kopenhagen. Neuzündung ist nicht genehmigt.«
    Blakeslee machte große Augen. »Die haben recht! Du kannst dieses Risiko nicht eingehen!«
    »Wir starten eines«, sagte sie. »Wir brauchen nur eines.«
    Blakeslee schüttelte den Kopf. Keine gute Idee. Wendy fing Ehrlichs Blick auf und nickte. Mach es.
    »Versuchen Sie nicht zurückzukehren«, sagte die Flugleitung. »Kopenhagen, bestätigen Sie!«
    Nora veränderte die Fluglage mit Hilfe der Feinsteuerdüsen. Sie brauchte nur ein wenig Steigflug. Ein bißchen Beschleunigung. »Ich verstehe Sie nicht mehr, Skyport«, sagte sie. »Wir können Sie nicht mehr hören.« Sie warf einen Blick auf Blakeslee. »Bereit?«
    Er nickte.
    Das Steuerbord-Triebwerk hatte eine Fehlzündung und entzündete den Treibstoff. Der Tank explodierte. Die Detonation brach die Raumfähre entzwei und löste eine Serie nachfolgender Explosionen aus. Ein Satellit in der Nähe zeichnete den

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