Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
den Staat. Eines Tages zeigen wir es ihnen! Aber die Waffen waren nie geladen worden. Würden nie geladen werden. Nicht wirklich. Das gehörte zur schweigenden Übereinkunft. »Was hast du eigentlich vor?« fragte er.
    »Ganz einfach. Wir fahren nach Atlanta. Du, Tad und ich, wir schalten eine der Raumfähren aus. Mehr brauchen wir nicht zu tun: Eine ausschalten. Der Possum schlägt ein, und innerhalb von Wochen existiert der Staat nicht mehr. Vielleicht innerhalb von Tagen.«
    »Mein Gott!« sagte Jack. »Wie viele Menschen würden dabei umkommen?«
    Steve nickte traurig. »Zu viele«, sagte er. »Aber der Preis der Freiheit ist immer hoch. Zum Glück ist es ein Preis, den freie Menschen immer zu zahlen bereit waren.« Er füllte sein Glas neu. Seine Augen glänzten im Licht. »Jack, denkst du nicht, ich würde einen anderen Weg wählen, wenn ich könnte? Aber das ist unsere einzige Chance, wirklich! Es ist eine von Gott gesandte Gelegenheit, und es wäre kriminell, sie nicht zu nutzen, nur weil wir schwache Mägen haben.«
    »Schwache Mägen? Steve …« Ihm fehlten die Worte. Jack hatte immer zu seinem Bruder aufgesehen, hatte nie erlebt, daß Steve irgend etwas Falsches sagte. Steve Gallagher war der Inbegriff von Mut und Aufrichtigkeit. Die Lüge über seinen Ranger-Status bedeutete nichts, weil er dieses zusätzliche Stückchen Prestige brauchte, um die Befehlsgewalt über die Legion sicherzustellen. Jack hatte dafür volles Verständnis. Aber das jetzt war entsetzlich falsch! Jack ging der Gedanke durch den Kopf, daß sein Bruder zu viele Handbücher gelesen hatte, daß er inzwischen an all das glaubte, was er sagte, an all das, was ihm Macht verlieh.
    Die Augen des Obersten fielen zu. »Ich weiß«, sagte er besänftigend. »Ich weiß, was du sagen möchtest. Und ich habe selbst darüber nachgedacht. Aber sind wir auf lange Sicht nicht besser dran, wenn wir dieses Land mit ein paar tausend freien Menschen bevölkern statt mit dreihundert Millionen Sklaven? So sieht es derzeit aus, Jack. Das weißt du so gut wie ich.«
    Tad musterte Jack vorsichtig.
    Steve beugte sich vor. »Wie lautet deine Antwort, Jack?«
    »Nein.« Jacks Stimme bebte, weil er nie nein zu Steve sagte. »Ich möchte damit nichts zu tun haben.«
    »Okay.« Der Oberst nickte. »Ich habe Verständnis für deine Gefühle, was diese Sache angeht. Und ich respektiere sie.«
    Gott sei Dank! »Dann überlegen wir uns etwas anderes?«
    »Wir haben uns schon alles überlegt. Wir tun es schon seit Jahren. Jack, Tad und ich werden diese Mission abschließen.« Er blickte zu Tad hinüber, und der sah amüsiert drein. »Aber ich verstehe, daß du moralische Vorbehalte hast, die dir eine Teilnahme unmöglich machen.«
    »Oberst …«
    »Ist schon okay.«
    Tad hatte seine Jacke achtlos über einen Couchtisch geworfen. Jetzt nahm er sie auf und steckte die rechte Hand in eine Tasche. Der Oberst winkte ab, und die Hand kam wieder zum Vorschein. »Du enttäuschst mich, Jack«, sagte Steve. »Ich hatte geglaubt, du würdest uns in dieser Sache gern zur Seite stehen.«
    »Nein. Ich weiß nicht, wie du das nur sagen kannst. Ich habe nie jemanden umbringen wollen.«
    »Dann muß ich dich fragen, was du in all diesen Jahren in einer Militäreinheit getan hast. Was hat es dir bedeutet? War es eine Art Scherz für dich?«
    »Das ist keine Militäraktion, Steve. Es ist Massenmord. Möchtest du das?«
    Steve klappte die Augen zu. »Okay. Tut mir leid, daß du es so siehst, Jack.« Er blickte zu Tad hinüber. »Du hattest recht. Wir hätten ihn nicht einbeziehen dürfen.«
    Tad nickte fast unmerklich.
    »Ich kann dich nicht gehen lassen«, wandte Steve sich in einer Mischung aus Bedauern und Ärger an Jack. »Du wirst uns begleiten müssen.«
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Oberst«, sagte Tad. »Er steht uns nur im Weg. Wir müßten ihn ständig im Auge behalten.«
    »Das Problem ist mir klar«, sagte Steve. »Aber ich habe hier keine große Wahl. Und ich werde nicht das Blut meines Bruders an den Händen kleben haben.« Er starrte Jack an, der kaum begreifen konnte, was ihm widerfuhr. »Aber zum Glück bin ich nicht ganz unvorbereitet.« Er brachte ein Paar Handschellen zum Vorschein.
     
    BBC-WORLDNET, 23 Uhr 55
    Dr. Alice Finizio im Forschungslabor für Düsentriebwerke. Interview geführt von Connie Hasting.
     
    Finizio: (Finizio und Hasting stehen vor einer Karte der Vereinigten Staaten.) Wir vermuten die eigentliche Einschlagsstelle etwa hier, Connie, nahe der

Weitere Kostenlose Bücher