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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sagte er. »Es sieht ganz danach aus, als wäre die entscheidende Nacht für uns angebrochen.«
    Er trug eine dunkle, ordentlich gebügelte Hose und ein Sweatshirt mit dem Logo des Herstellers auf der Brusttasche.
    Tad saß im Wohnzimmer, spielte mit einer kalten Dose Coke und blickte ausdruckslos drein. (Er war Biertrinker, aber Steve erlaubte seinen Leuten nie, im Dienst Alkohol zu trinken. Es bestand also eindeutig Dienstbereitschaft.) Sein Blick streifte Jack und glitt weiter zu einer der Bowling-Trophäen des Obersten. Tad hielt nichts von Jack Gallagher.
    Tad hatte fünf Jahre bei den Marines gedient. Man hatte ihn für Tapferkeit ausgezeichnet, nachdem die Marines in Benghasi an Land gegangen waren, um westliche Geiseln zu retten. Er brachte es zum Oberfeldwebel und wurde schließlich wegen Prügeleien und Insubordination degradiert; obendrein landete er wegen tätlichen Angriffs auf einen Leutnant vor dem Kriegsgericht. Danach wurde er reifer. Er war jetzt der ideale Offizier.
    Steve war so beeindruckt, daß er ihm schon nach drei Jahren das Patent erteilte.
    Als Zivilist arbeitete Tad in einem Holzlager. Er war ein solider Bürger und Kirchgänger mit einer erklärten Leidenschaft für die Vereinigten Staaten und einem Hang zum Brutalen, ausladend genug, um einen Sattelzug darin unterzubringen. Er wußte nicht, wo seine Familie lebte. Seine Frau hatte vor zwei Jahren ihre Pflichten hingeworfen und ihn verlassen, wobei sie beide Söhne mitnahm. Wie so viele andere verfolgte Tad bestürzt die Auflösung der bürgerlichen Gesellschaft, die Erosion des Rechts, die anhaltenden Übergriffe der Bundesregierung und ihrer Agenten im ganzen Land sowie den allmählichen Ausverkauf an die Vereinten Nationen und die minderwertigen Rassen. Es wurde ständig schlimmer, hatte er Jack einmal erklärt. Heute kann ein freier Mann noch der Unterdrückung entfliehen, wenn es nötig wird. Er kann nach Argentinien auswandern, nach Sri Lanka, wohin auch immer. Bald wird es jedoch eine Weltregierung geben und nirgendwo mehr eine Zuflucht.
    »Habt ihr die Nachrichten gesehen?« fragte der Oberst und bot Jack einen Stuhl an. »Über die Einstufen-Raumfähren?«
    Jack setzte sich und nahm ein Glas Apfelsaft an. »Ja, Steve, ich habe sie gesehen.«
    »Was denkst du?«
    »Daß ein großer Felsbrocken herunterkommt. Ich hoffe, sie können ihn aufhalten.«
    Steve entspannte sich auf dem Sofa und schlug ein Bein über das andere. »Jack, du weißt doch, daß sie früher am Abend eine der Maschinen verloren haben.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Sie haben irgendwo Ersatz aufgetrieben. Sie sagen, sie hätten immer noch genug, um den Felsen aus der Bahn zu schieben.«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinausmöchtest«, sagte Jack. Er wünschte sich, Tad wäre nicht dabeigewesen. Die Präsenz des Ex-Marines war irgendwie unheilvoll. Tad war noch jung, kaum dreißig, gut in Form, muskulös, vage feindselig. Sein Blick war hart, und an den Mundwinkeln hatten sich schon Linien der Grausamkeit eingegraben.
    Tad lächelte, als hätte er genau diese Worte von Jack erwartet, als würde Jack von einem Manuskript ablesen. Tad war ein Mensch, der keine Gefühle zeigte, außer wenn er Spaß hatte, was jetzt offenbar der Fall war. Für Jack hatte es den Anschein, als hätte Tad keine echte Verbindung zum Leben außerhalb der Miliz.
    Steve beugte sich vor, und seine Augen wurden schmaler. »Überleg mal richtig. Was passiert, wenn der Possum einschlägt?«
    »Eine Menge Leute kommen um«, sagte Jack. »Und in den Medien heißt es, das Land würde nicht überleben.«
    Tad spendete mit erhobener Dose lautlos Beifall. »Der Staat würde nicht überleben«, sagte er. »Die Institutionen würden untergehen – das wird eigentlich damit gesagt. Und wir müssen uns über die Frage einigen: Wäre das schlimm?«
    »Es wäre schlimm, wenn es den ganzen mittleren Westen vernichtet und vielleicht auch den Rest von uns. Genau so sagen es die Medien.«
    »Verdammt, Jack!« sagte der Oberst. »Tad hat recht. Die Medien sind es, die so reden. Seit wann glaubst du denen? Auch sie gehören zum Establishment. Denkst du nicht, daß sie ihre Ärsche retten wollen?« Er zog einen Vorhang zur Seite und blickte hinaus. Eine ferne Straßenlaterne erhellte die Ausfahrt. »Haben wir nicht die ganze Zeit auf ein solches Ereignis gewartet?«
    Jacks Magen verspannte sich langsam. Er war der Legion immer loyal gewesen. War Steve loyal gewesen.
    Und er hatte seine Rolle gespielt. Wir gegen

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