Mondsplitter
waren – hatten einen großen Tag. Die Sender strahlten haufenweise Interviews mit Besatzungsmitgliedern aus, die allesamt ruhig und zuversichtlich wirkten. Feinberg sagte einen Erfolg voraus. »Die Zahlen liegen vor«, sagte er. »Wenn es zu keiner weiteren Wahnsinnstat von Terroristen kommt, müßten wir die Sonne morgen über einem glücklichen Kansas aufgehen sehen.«
FRANK CRANDALLS DURCH-DIE-NACHT-ANRUF-SHOW, 22 Uhr 53
Eins sage ich dir, Frank: Ich stimme der Frau zu, die die ganze Sache für einen Schwindel hält, der Geld für die Aerospace-Industrie beschaffen soll. Mehr ist da nicht dran. Dieser Felsen wird heute nacht nicht herunterkommen; das wäre in keinem Fall passiert. Aber Haskell wird das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, und eine Menge Steuergelder fließen an Lockheed und die MVB. Da achte mal drauf!
TRANSGLOBAL-SONDERREPORTAGE, 23 Uhr 43
Mit Bruce Kendrick.
Die ganze Welt scheint heute abend auf den Knien zu liegen und zu beten …
Skyport, Flugterminal, Mitternacht
Die letzte Einstufen-Raumfähre, die 708 aus Moskau, löste sich bedächtig von der Station. Fast alle Menschen auf der Station standen auf dem Apollodeck des Flugterminals, das die beste Aussicht auf den Start ermöglichte. Noch lange, nachdem die Lichter der Moskau in der Nacht verschwunden waren, rührte sich fast niemand.
Kapitel Zehn
Bellwether
Dienstag,16. April
1.
Percival Lowell, Flugdeck, 0 Uhr 03
»Die Arlington ist hier, Herr Präsident.« Rachel deutete auf den Radarschirm über dem Frontscheibendisplay. Drei Signalpunkte waren dort aufgetaucht. Die Objekte näherten sich von hinten, nachdem sie eine lange, schleifenförmige Umlaufbahn zurückgelegt hatten, um auf die Flugbahn des Possums einzuschwenken. Direkt voraus lag die Erde und sah sehr groß und sehr verwundbar aus.
Gott sei Dank. Charlie spürte regelrecht den Lastwechsel auf seinen Schultern. Es war einfach zu leicht, sich vorzustellen, wie dieser Brocken durch den rötlichen Himmel des Planeten peitschte, die fruchtbare braune Erde von Kansas in die obere Atmosphäre hinaufschleuderte und das darunterliegende Grundgestein schmolz.
»Die Arlington ist beschädigt«, fuhr Rachel fort. »Sie wurde auf dem Rückweg vom Mond ganz schön ramponiert.«
»Ich hoffe, sie hält das durch.«
»Ich denke nicht, daß es in dieser Hinsicht Befürchtungen gibt.«
»Wer sind die anderen?«
»Stationsfähren, Herr Präsident. Die Alexi Kordeshew und die Christopher Talley.«
Charlie hob seinen Kaffee zum lautlosen Gruß. Die beiden Männer hatten zur Besatzung der Ranger gehört.
Rachel empfing einen weiteren Funkspruch. Sie faßte an den Kopfhörer, nickte und schaltete den Lautsprecher ein.
»Hier ist die Arlington«, tönte es aus dem Funkgerät.
»Schön, Sie zu sehen, Arlington.«
»Verstanden. Das ist aber ein großes Scheißding, was?«
»Kann man wohl sagen.«
»Okay, ich schätze, unsere Zeit ist ein wenig knapp. Wir haben den Ingenieur, und wir haben die Ausrüstung. Wir setzen uns da drauf und machen fest. Sie folgen uns, nicht wahr?«
»Arlington, wir sind Ihnen auf den Fersen.«
»Warum gehen wir mit denen hinunter?« fragte Charlie.
»Sie brauchen den Laserbohrer. Sobald sie festgemacht sind, sammeln wir einiges von ihrer Ausrüstung mitsamt ihrem Ingenieur auf und verankern uns an unserer Position.« Sie drückte einen Schalter der Bordsprechanlage. »Lee, bist du bereit?«
»Alles klar.«
Sie verfolgten den Anflug der Arlington. Feinberg hatte ihr eine Position auf der Ebene zugewiesen. Der Pilot lenkte heran und übergab die Steuerung an die Navigationscomputer, die sich Kurs und Geschwindigkeit des Possums anpaßten und dessen Rotation und Trudelbewegung kopierten.
Die Raumfähre absolvierte die schwerelose Version einer Landung und setzte auf.
Die Lowell ging in der Nähe hinunter, und Rachel unterrichtete Cochran, daß er aussteigen konnte.
Die Luftschleuse der Arlington ging auf, und zwei Gestalten in D-Anzügen kamen zum Vorschein. Eine stieg die Leiter herunter. Die andere, der Ingenieur, schob eine Reihe großer Tonnen ins Freie, die mit einer Leine auf die Oberfläche gezogen werden mußten. Den Tonnen folgten Rollen schwerer Kabel und Haken von etwa zwei Metern Länge. Cochran schob derweil mit Hilfe Sabers und Evelyns den Laserbohrer hinaus.
Cochran und der Ingenieur prüften die Bodenverhältnisse, besprachen sich und suchten sich die Stellen aus. Mit dem Bohrer
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