Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
getrogen, was Jonathan Porter anging: Er war immer als letzter ausgesucht worden, hatte immer für die rechte Fängerseite gespielt und war als neunter zum Schlagen gekommen. Alles in seinem Leben war in diesem Stil verlaufen. Etwas an ihm weckte unvermeidlicherweise geringe Erwartungen und löste Überraschung aus, wenn er gute Leistungen brachte. Was immer es war, es blieb ihm noch als Erwachsener treu.
    Jonathan war Single, aber nicht freiwillig. Er schien für Frauen unsichtbar. Seine ausgeprägte Intelligenz bedeutete noch nicht, daß er sehr schlagfertig war, und er hatte so gut wie keinen Sinn für Humor. Er langweilte andere Menschen, wußte es und hatte deshalb nie seine kindliche Schüchternheit überwunden. Er fand jedoch den Respekt derer, die ihm in der Hierarchie nahe standen, und deshalb behielten sie ihn auf Skyport, als sie alle anderen nach Hause schickten. Falls etwas passierte, war er der beste, den sie hatten, und sie wußten es.
    Jetzt war er aufgerufen, seine Fertigkeiten für viel mehr einzusetzen, als nur Einschlagslöcher an der Station zu flicken. Plötzlich war er integraler Bestandteil des bedeutsamsten technischen Unternehmens aller Zeiten. Das war berauschend. Jonathan freute sich so sehr über die Gelegenheit, daß er schon an sich halten mußte, um nicht von der geschmolzenen Oberfläche des Possums hochzuspringen.
    Er hatte sich die Aufnahmen vom Gelände angesehen, ehe sie ausstiegen, hatte die Ergebnisse der Probenanalyse in Augenschein genommen und gefolgert, daß die Aufgabe nicht übertrieben schwierig war. Er hatte sich zufrieden gezeigt mit der Zusammensetzung des Gesteins, in dem er die Arlington verankerte, aber hier, an der für die Lowell ausgesuchten Stelle, war er nicht so sicher. Der Untergrund war fast schwammig. Das Material war beim Einschlag geschmolzen, hatte sich in Lava und möglicherweise auch Plasma verwandelt und war wieder abgekühlt. Für eine nackte Hand hätte es sich immer noch warm angefühlt.
    Aber genau hier wollten sie das Schiff haben. Ein anderer Ingenieur hätte vielleicht protestiert, aber Jonathan stellte sich der Aufgabe, sah sich um und entschied, wo er die Anker anbringen wollte und an welchen Stellen des Schiffsrumpfes man die Kabel am besten festmachte.
    Anders als die Raumfähren sollte die Percival Lowell nie in eine Atmosphäre eintreten. Die Konstrukteure hatten jedoch damit gerechnet, daß es zu Weltraumspaziergängen kam, und das Schiff deshalb mit Schutzgeländern, Leitern und zahlreichen Vorsprüngen ausgestattet, die es erleichterten, auf der Außenseite herumzuklettern. Sie war also viel leichter festzumachen als die Raumfähre. Jonathans einziger Vorbehalt war, ob das Gestein hielt.
    Mit Kreide markierte er die Stellen, wo die Haken eingelassen werden sollten – insgesamt elf. Wie er wußte, war man allgemein über die behelfsmäßigen Anker besorgt und fürchtete, daß sich entweder die Lowell oder die Arlington losriß, über die Oberfläche schleuderte, ihre Insassen tötete und den Einsatz zum Scheitern brachte. Und die Sorge war nicht unbegründet: Jonathans Anteil am Unternehmen war von entscheidender Bedeutung, obwohl sein Einsatz unter dem Zwang der Umstände in letzter Minute fast auf gut Glück vorbereitet war, mit einer Ausrüstung aus Ersatzteilen und Gummibändern.
    George Culvers Reaktion hatte ihn geärgert. Im Gespräch unter vier Augen hatte der Pilot kein Geheimnis aus seiner Überzeugung gemacht, daß sich die Maschine von Jonathans Kabeln losreißen würde, sobald er auf vollen Schub ging, daß sie in einem Feuerball explodieren und in Spiralen über die felsige Landschaft wirbeln würde. Jonathan wußte jedoch, daß die Kabel ein Dutzend Mal soviel Kraft aushielten, wie die Zwillingstriebwerke der Raumfähre erzeugen konnten, und sie waren solide am Rumpf befestigt. Woran es für ihn verdammt noch mal keinen Zweifel gab, das war die Tatsache, daß seine Kabel und Anker halten würden. Falls der Boden stabil blieb, würden sich weder die Arlington noch die Lowell von ihren Standorten davonmachen.
    Sie fingen am Heck der Lowell an und benutzten den Laserbohrer. Als das Gestein bis in ausreichende Tiefe aufgelockert war, führten sie einen mit Polyton ummantelten Haken ein. Auf ein Signal aus der Fernbedienung hin schoben sich überall entlang des Kerns Flansche hervor und verankerten den Haken fest im Fels. »Es dauert eine Stunde, bis das Gestein abgekühlt ist«, sagte Jonathan. »Dann bräuchte man schon

Weitere Kostenlose Bücher