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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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schnitten sie vier Gruppen von Löchern in den Boden. Dann führten sie die Haken ein, die sich auseinanderschoben und zwölf Meter tief ins Gestein eindrangen.
    »Was ist in den Tonnen?« fragte Charlie.
    »Polyton.« Das war eine Abart von Beton, die man in großer Menge für Mondbauten benutzt hatte.
    Während die Teams draußen arbeiteten, erhielt Charlie einen Anruf des britischen Premierministers. Der PM bereitete eine öffentliche Stellungnahme vor und wollte wissen, ob irgendwelche gute Nachrichten vorlagen, die er weitergeben konnte. Charlie schaltete den Lautsprecher aus, aber Rachel mußte ahnen, worum sich das Gespräch drehte, denn sie musterte ihn mitfühlend. Sie denkt, daß sie meinen Job um nichts in der Welt übernehmen möchte. »Bislang nichts, Phil«, sagte er. »Sie können jedoch sagen, daß der Einsatz planmäßig läuft und wir vorsichtig optimistisch sind.« Er dachte darüber nach. »Nein, machen Sie daraus einfach nur optimistisch.«
    »Ja«, sagte der PM, »ganz meine Meinung.«
    Augenblicke später rief Kerr an. Weitere Probleme waren zutage getreten und hatten meist mit Banken zu tun.
    »Jetzt nicht«, sagte Charlie. »Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit Banken zu befassen.«
    »Ich denke, Sie sollten sich die Zeit lieber nehmen, Herr Präsident.« Kerrs Rückzug in Förmlichkeiten ärgerte Charlie. »Sie möchten doch bestimmt nicht den Planeten retten und sich dann mit einer Wirtschaftskrise konfrontiert sehen.«
    Das Problem bestand im Verlust der Finanzzentren an beiden Küsten, vor allem in Los Angeles und New York. Damit das monetäre System in der Krise funktionsfähig blieb, mußten erst noch Mechanismen entwickelt werden.
    War der Präsident mit kurzfristigen Maßnahmen einverstanden? Unterstützte er ein neues Nationales Wiederaufbaugesetz? [xii] (»Wir sollten eines erlassen«, empfahl ihm Kerr.) Ein Entwurf kursierte schon im Senat, sagte der Stabschef, enthielte aber Bestimmungen, die nicht praktikabel waren. »Wir müssen eine eigene Vorlage erstellen.«
    Das Repräsentantenhaus hatte Katastrophengelder bewilligt und der Senat in spätabendlicher Sitzung seine Einwilligung erteilt. Es wäre eine gute Idee, wenn der Präsident unverzüglich seine Unterschrift leistete, meinte Kerr. Jeder im Land, der noch Zugriff auf einen Fernseher oder Computer hatte, verfolgte das Geschehen.
    »Wir müssen alles tun, was wir können, um den Glauben zu fördern, daß es ein Morgen gibt.«
    »Faxen Sie mir eine Kopie«, sagte Charlie. »Zusammen mit Ihrer Stellungnahme und der Berts vom Handelsressort. Und alle weiteren Reaktionen, die ich Ihrer Meinung nach lesen sollte. Falls es mir gefällt, unterschreibe ich und faxe es gleich zurück.«
    Weitere Anrufe erfolgten, und als er sich endlich vom Telefon lösen konnte, waren mehr als zwei Stunden vergangen. Zu diesem Zeitpunkt sicherten schon vier kräftige Kabel die Raumfähre, eins vorn, eins achtern, zwei mittschiffs.
    Die Erde war in dieser Zeitspanne zweimal auf- und wieder untergegangen, und das an weit auseinanderliegenden Punkten des Horizonts. Sie wurde rapide größer.
    Charlie hörte, wie Luken aufgingen und wieder geschlossen wurden.
    »Alles klar«, ertönte Cochrans Stimme. »Unser Passagier ist da.«
    Rachel nickte. »Der Ingenieur von der Arlington ist an Bord«, erklärte sie Charlie. Dann: »Wir starten.«
    Die Oberfläche sackte nach unten weg, und der Felsen rotierte wieder. »Tokio und Berlin im Anflug, Herr Präsident«, sagte Rachel. »Die Kavallerie trifft langsam ein. Und da kommt eine weitere Stationsfähre. Ihr Professor Feinberg ist an Bord.«
    Gut! Charlie konnte allmählich das Gefühl abschütteln, allein mit all dem konfrontiert zu sein. Er betrachtete die blinkenden Lampen auf dem Display und fragte, welche es war.
    Rachel tippte mit dem Zeigefinger auf den Schirm. »Die Mabry«, sagte sie. »Und es sieht so aus, als wäre es jetzt an der Zeit, unser eigenes Wildpferd anzubinden.« Sie zog die Lowell auf einen Kilometer Abstand zurück und steuerte sie um den Felsbrocken herum zum Hinterland, wo sie tief über dem geschmolzenen Gelände schwebte, bis die Sensoren ihr zeigten, daß sie am Ziel war. Sie sanken zu einem Plateau hinab.
     
     
Stationsfähre Antonia Mabry, 2 Uhr 27
     
    Feinberg saß in der Passagierkabine, die als Einsatzzentrale diente, und schien seine Übelkeit vergessen zu haben. Er starrte hinaus auf den Felsen. »Das Problem wäre viel einfacher, wenn er nicht trudeln würde«, sagte er.

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