Mondsplitter
eine Bombe, um die Vorrichtung zu knacken.«
Sobald die Haken gesetzt waren, machten sie die Kabel fest, schlangen sie um den Schiffsrumpf und benutzten eine Reihe von Klammern, Schraubzwingen und Verbindungsteilen, um ihnen Halt zu verschaffen. Als sie fertig waren, trat Jonathan zurück, um sein Werk zu bewundern.
Er sah zu, wie die Frau, die Saber genannt wurde, um das Schiff herumging und an den Kabeln zupfte, als ob sie damit irgendwas herausfinden könnte. Es entsprach dem Ritual eines Autofahrers, an die Reifen zu treten.
Percival Lowell, Ausrüstungsdeck, 3 Uhr 58
»Die Kordeshew ist im Anflug. Zeit zum Aufbruch, Leute.« Das war Rachel über die Bordsprechanlage.
Jonathan, Doc Elkhart, der Kaplan und Evelyn versammelten sich vor der Hauptluftschleuse und warteten darauf, zur Stationsfähre übersteigen zu können. Sie wurden aus mehreren Gründen abgeholt: Auf der Stationsfähre waren sie weniger in Gefahr; an Bord der Lowell waren mehr Personen als D-Anzüge, und jeder mußte beim bevorstehenden Einsatz einen D-Anzug tragen; sie belasteten das Lebenserhaltungssystem; und schließlich war es leichter, fünf Personen zu evakuieren als neun, falls etwas schiefging.
Charlie, Saber und Morley schüttelten ihnen die Hände und wünschten ihnen alles Gute. »Das war vielleicht eine Reise!« sagte Pinnacle.
Charlie nickte. »Sie ist noch nicht vorbei, Mark.«
Evelyn widerstrebte es, seine Hand wieder loszulassen. Er lächelte sie an, und sie drückte ihm den Arm. »Sie waren herausragend, Herr Präsident«, sagte sie.
Minuten später waren sie fort, und Morley zog sich zurück, um seine nächste Übertragung vorzubereiten. Saber war an Bord geblieben, weil sie einige technische Kenntnisse hatte und notfalls vielleicht helfen konnte.
»Herr Präsident?« Das war Rachels Stimme vom Flugdeck.
»Reden Sie, Rachel.«
»Mr. Kerr versucht Sie zu erreichen. Und wir haben die russische Maschine im Radar. Damit sind alle eingetroffen.«
»Gut«, sagte Charlie. »Stellen Sie Al durch.«
Weitere Fragen stellten sich, Probleme in den Beziehungen mit den UN, mit Terroranschlägen im mittleren Westen, mit dem umfassenden Zusammenbruch des zivilisierten Lebens an den Grenzen zu den Katastrophengebieten. Wo Polizeikräfte noch existierten, waren sie zu sehr mit der allgemeinen Not befaßt, um sich organisierten paramilitärischen Gruppen entgegenstellen zu können. Mehrere Kleinstädte im Nordwesten und im westlichen Virginia befanden sich sogar in der Hand von Einzelpersonen, die sich als örtliche Diktatoren zu etablieren versuchten.
»Das nehmen wir nicht hin«, teilte Charlie Kerr mit. »Aber im Augenblick kümmern wir uns vorrangig um das Dringlichste. Weisen Sie die Gouverneure an, keine Zugeständnisse zu machen. Sie können ihnen versichern, daß wir jede Unterstützung leisten werden, die nötig ist, um Aufstände niederzuwerfen. Geben Sie in meinem Namen eine entsprechende Stellungnahme heraus. Ich bin heute abend zu Hause; dann können wir gleich die Optionen prüfen, die wir haben. Führen Sie bis dahin die nötigen Gespräche. Sie wissen, was ich will.«
»Okay, Charlie, ich gebe alles weiter.«
»Halten Sie durch, okay? Lenken wir den Staat immer noch von Camp David aus?«
»Ja.«
»In welchem Zustand ist das Weiße Haus?«
»Das Wasser ist zurückgegangen, aber das Gebäude ist ruiniert.«
»Was meinen Sie … Teppiche, Möbel, so was in der Art?«
»Yeah. Wir haben schon Leute von der Bauaufsicht hineingeschickt. Sie haben das Haus für unsicher erklärt. Es dauert Monate, ehe man es wieder benutzen kann.«
»Al«, sagte Charlie, »die ganze Welt ist im Moment unsicher. Ich möchte das Weiße Haus bis heute abend wieder geöffnet haben. Wenn ich zurückkomme, begebe ich mich genau dorthin.«
»Aber Charlie …«
»Die Möbel sind mir egal. Sorgen Sie einfach dafür, daß wir Telefone und Licht haben. Richten Sie einen Raum her, aus dem wir agieren können. Stützen Sie notfalls die Wände ab. Und sorgen Sie dafür, daß eine Flagge über dem Haus weht.«
Kerr seufzte.
Charlie hörte sich höflich eine Reihe von Fragen nach politischen Ernennungen an, Anfragen von ausländischen Regierungen, eine politische Stellungnahme zu Umsiedlungslagern und noch weitere Themen. Er antwortete, so gut er konnte, und entzog seinem Stabschef schließlich das Wort. »Ich muß jetzt los, Al. Sie wissen, was nötig ist. Erledigen Sie es. Derweil versuche ich, diesen Stein von der Straße zu
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