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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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der eine Mann zog mich, der andere stieß mich aus dem Wagen. Ich setzte die Füße nach draußen, tastend und gekrümmt, um nicht in die Hose zu machen. Inzwischen packten mich die zwei Männer, jeder an einem Arm, und zerrten mich weiter. Sie hielten mich fest und taten mir weh, aber hätten sie mich nicht gehalten, wäre ich bei jeden Schritt gestolpert. An dem Geräusch der Schritte merkte ich, dass der dritte Mann, der den Wagen gefahren hatte, vorausging. Ich hörte vereinzelte Vögel zwitschern, Bienen summten, und der starke Duft nach Ginster und Thymian umfing mich, zusammen mit einem fernen Geruch nach Holzkohle. Keiner der Männer sprach, ich vernahm nur ihre Schritte, die Atemgeräusche, das Schleifen aneinanderreibender Kleidungstücke. Dann – nach einer Weile – stiegen wir bergab, wobei der Pfad immer enger wurde. So steil war der Abstieg, dass drei Menschen nicht nebeneinander gehen konnten. Einer meiner Entführer stapfte voraus, der andere hinterher, aber beide lockerten ihre Umklammerung nicht und zerrten mich dann und wann hoch, wenn ich einknickte oder gegen einen Stein stieß. Der Abstieg dauerte lange, aber wir waren nicht auf den Klippen, und es ging nicht zum Strand hinab, denn das Meer war nicht zu hören. Dann bewegten wir uns eine Zeit lang im Schatten, bis auf einmal der Boden wieder eben wurde und meine Entführer so plötzlich anhielten, dass ich taumelte. Ich hörte, wie sie – immer noch stumm – an irgendwelchen Gegenständen zerrten. Zweige knarrten, Blätter raschelten. Vor lauter Panik konnte ich kaum atmen. Ich dachte mit einem Rest von Verstand: »Jetzt ist es um mich geschehen!
« Sie hatten offenbar vor, mich zu ermorden und in irgendeinem Loch zu verscharren. Meine Knie zitterten, mein ganzer Körper war klamm vor Schweiß. Und tatsächlich, sie packten mich wieder, stießen mich in die Dunkelheit hinein, schleiften mich über große Steine nach unten, wo es stockfinster war. Plötzlich spürte ich ein Messer an meinen Armen, das meine Fesseln durchschnitt. Sie gaben mir einen Stoß, sodass ich vorwärtstaumelte, stürzte und hart auf die Knie schlug. Da lag ich ein paar Atemzüge lang, unfähig, mich zu rühren, während ich gleichzeitig neben mir ein dumpfes Geräusch hörte. Sie hatten mir irgendein Paket nachgeschleudert. Danach hörte ich, wie sie Gegenstände schleiften und zogen und dabei – zum ersten Mal – einige erstickte Worte wechselten. Benommen richtete ich mich auf. Mein erster Impuls war, mir den Sack vom Kopf zu schleudern und den Knebel, den sie mit Pflastern befestigt hatten, wegzureißen. Die Haut um meine Lippen war aufgeschürft und brannte. Mühsam tastete ich mich hoch, im Dunkeln, das immer dunkler wurde. Ich begriff, dass sie irgendwelche Bretter vor die Öffnung geschoben hatten und jetzt Steine davorwälzten. Die Bretter hatten winzige Ritzen, durch die das Tageslicht schien, sodass es im Loch nicht vollkommen dunkel war. Dann wurde es ruhig. Ich hörte, wie sich die Schritte und Stimmen entfernten. Sie waren weg, und ich saß in diesem Loch. Das Erste, was ich machte, war, meine Hose herunterzulassen, mich etwas abseits zu kauern und mich zu erleichtern. Danach ging es mir schon besser. Inzwischen hatten sich meine Augen etwas an das Dunkel gewöhnt. Ich stellte fest, dass ich mich in einer der Höhlen befand, von denen es viele in den Hügeln gab. In früheren Zeiten dienten solche Höhlen oft den Hirten als Unterschlupf. Soviel ich ausmachen konnte, war diese recht klein, die Decke hing tief, sodass ich mit den Händen tasten musste, um nicht mit dem Kopf anzuschlagen. Die Stille rauschte in meinen Ohren, während ich mich vorsichtig bewegte, die Wand entlangkroch,
der Öffnung entgegen. Um sie zu erreichen, musste ich über ein paar Steine klettern, ich tat es sehr langsam, denn meine Knie schmerzten sehr, und ich konnte mich auch nur mit einer Hand aufstützen. Endlich erreichte ich die Öffnung, tastete über die Bretter und versuchte sie nach hinten zu stoßen – vergeblich natürlich, denn die Bretter waren dick und die Steine hielten sie fest. Ich drückte mein Gesicht an das Holz und spähte seitwärts durch eine Ritze. Wie ich ausmachen konnte, lag die Höhle im Schatten, aber in der Ferne sah ich Sonnenlicht. Ich versuchte zu überlegen, mir die Ortsbeschaffenheit in Erinnerung zu rufen. Mir kam der lange Abstieg in den Sinn, die Gerüche, der Wechsel von Licht und Schatten. Ich kam zu der Vermutung, dass ich mich in einem der

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