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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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hierbleibst!«
    Die Tür ging auf, die Schwester trat herein und sah mich leicht vorwurfsvoll an. Ich sagte:
    »Sie ist gerade zu sich gekommen.«
    Die Schwester machte ein besorgtes Gesicht.
    »Sie darf sich nicht aufregen.«
    »Sie will, dass ich hierbleibe.«
    »Lieber nicht«, sagte die Schwester sanft, aber bestimmt. »Ich gebe ihr jetzt ein leichtes Schlafmittel.«
    Viviane richtete sich auf, fiel wieder zurück, warf ihr Kissen aus dem Bett.

    »Geh nicht weg, Alessa! Bleib hier!«
    Ich sah die Schwester hilflos an. Diese schüttelte den Kopf. Mit eigenwilligen Patienten hatte sie genug Erfahrung.
    »In ein paar Stunden kann es schon viel besser aussehen, dann kommen Sie gleich her. Rufen Sie mich gegen Mittag an. Fragen Sie nach mir, Schwester Luisa.«
    Ich nickte wortlos, wobei ich Viviane anlächelte.
    »Schlaf ein paar Stunden, das wird dir guttun. Ich komme ja bald wieder.«
    Sie verkrampfte sich, und blutige Speichelblasen traten über ihre Lippen. Schwester Luisa gab mir unauffällig ein Zeichen. Sie bereitete eine neue Infusion vor, wobei sie beruhigende Worte murmelte. Ich verließ das Zimmer und ging wie betäubt durch den weißen Flur die Treppe hinunter. Es roch nach Kaffee und warmem Brot. Die Schwestern schoben kleine Wagen vor sich her und brachten den Patienten das Frühstück. Ich blickte auf die Rühreier, den Toast und dachte, dass ich mich gleich übergeben musste. Ich suchte die Toilette auf und übergab mich tatsächlich. Danach wusch ich mein Gesicht mit kaltem Wasser und ließ auch Wasser über meine Unterarme laufen. Meine linke Hand war fast auf die doppelte Breite angeschwollen. Nachdem ich mich übergeben hatte, fühlte ich mich besser und machte mich auf den Weg nach Hause. Es war nicht sehr weit, und die frische Luft tat mir gut. In den Gärten zwitscherten die Vögel, im Hafen tutete eine Schiffssirene. Ansonsten war Valletta still und menschenleer. Nur einige Straßenarbeiter waren schon wach, sammelten Abfall ein und leerten die Mülleimer. Es fuhren kaum Autos und ein paar Leute warteten an der Busstation. Ihre Kleider waren zerknittert, alle sahen übernächtigt und verkatert aus. Zum Glück war es Sonntag und sie konnten sich ausruhen. Ich schleppte mich durch die leeren Straßen, an den zugezogenen Rollladen der Geschäfte vorbei. In Hal Saflieni war es so still, dass man den Brunnen plätschern hörte. Eine alte Frau kam aus der Kirche.
Sie hielt einen Rosenkranz in den Händen. Zurück in der Wohnung empfing mich Kenza in der Dämmerung, ein kleiner weißer Schatten, der vorwurfsvoll miaute.
    »Gleich«, murmelte ich, »gleich sollst du alles haben.«
    Ich füllte Kenzas Schälchen, gab ihr frisches Wasser. Dann säuberte ich das Katzenklo, öffnete die Fenster, ließ frische Luft in die Wohnung. Ich überprüfte mein Handy. Keiner hatte angerufen, keiner eine Nachricht hinterlassen. Umso besser. Meine linke Hand konnte ich kaum gebrauchen, sodass mir jeder Handgriff schwerfiel. Unbeholfen zog ich meine verschwitzte Kleidung aus, nahm den Verband ab und besah meine blau angelaufene Hand. Schlimm! Ich duschte ausgiebig, zuerst kalt, dann warm, und wusch und föhnte mein Haar, bis es nur noch ein wenig feucht war. Dann zog ich frische Wäsche an. Die heiße Dusche hatte mich nicht erwärmt. Ich fror ganz erbärmlich, meine Zähne klapperten, obwohl die Wohnung warm war und die Morgensonne hell auf den Balkon schien, wo Kenza ihr Katzengras knabberte. Ich schlüpfte in einen Jogginganzug und streifte bequeme Hausschuhe über die geschwollenen Füße. Dann erneuerte ich den Verband. Ich setzte mich auf das Bett und stellte den Wecker auf zwölf. Gerade zog ich meine Decken glatt, als man an der Tür kratzte. Mein Herz tat einen Sprung. Ich richtete mich auf, lief durchs Zimmer und drückte mein Ohr an die Tür.
    »Giovanni?«
    Draußen vernahm ich ein Schleifen, ein undeutliches Gemurmel. Ich hatte plötzlich ein ganz furchtbares Gefühl.
    »Giovanni?«, stieß ich hervor.
    Ich war so müde und überdreht, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Instinktiv drehte ich den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür einen Spalt breit. Sie flog mir an den Kopf. Zwei Männer, schwarz vermummt, barsten in den Raum. Ich schrie auf, wich zurück, doch schon hatten sie mich gepackt und mir die Arme nach hinten gerissen. Ich versuchte zu
schreien, aber sie schoben mir einen Knebel in den Mund, fesselten mir mit Stricken die Arme auf dem Rücken und stülpten mir einen Sack über den

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