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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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verwendet.

    Und unsere Vorladung nach St. Angelo? Die Aufregung der Eltern? Keiner von uns fragte sich: Warum das ganze Theater? Es war nur zu verstehen, wenn man die Geschichte kannte. Der Stolz der Kreuzritter galt etwas, selbst in der verblassten Blütezeit ihres Ordens. Das wusste auf Malta jeder. Denn als Malta 1964 seine Unabhängigkeit feierte, wurde den katholischen Johannitern das Fort St. Angelo für neunzig Jahre zur Verfügung gestellt. Und Fra Beato Stanfort Faloni, der uns zum Entsetzen unserer Eltern vorgeladen hatte, war Resident Ritter des Militärordens von Malta, Großes Kreuz der Gerechtigkeit. Man konnte immer sehen, ob er sich in Valletta aufhielt, weil dann auf der höchsten Terrasse von St. Angelo neben der Malteser Flagge mit dem Georgskreuz die weiß-rote Fahne des Ritterordens gehisst wurde. In seiner Abwesenheit wurde die Ordensflagge eingezogen. Und jetzt wehten beide Fahnen Seite an Seite in der Gluthitze, und vier Kinder warteten vor einem geschlossenen Tor, befangen und schwitzend in ihren Sonntagskleidern, hatten großen Durst und ein sehr schlechtes Gewissen.

16. Kapitel
    D as Warten, das uns so lang vorkam, hatte kaum fünf Minuten gedauert. Dann ertönte – von irgendwoher – ein Motorengeräusch. Dabei war weit und breit kein Auto zu sehen. Auf einmal öffneten sich die Flügel des Festungstores, und hinaus fegte ein Geländewagen, der uns in einer Staubwolke entgegenfuhr. Der Wagen bremste in knapper Entfernung, der Motor wurde abgestellt. Das Knirschen der Räder auf dem rauen Boden vibrierte noch leicht nach, als der Fahrer bereits ausstieg und meinem Vater mit ausgestreckter Hand entgegenkam. Er war von ansehnlicher Größe und von starkem Knochenbau, was aber die Schnelligkeit und Geschmeidigkeit seiner Bewegungen in keiner Weise verringerte. Er hatte wirres, rostfarbenes Haar, seine Augen waren blau, die Haut gebräunt und von der Sonne gerötet. Er trug ein Jeanshemd und alte, kniekurze Shorts, dazu ausgetretene Turnschuhe. Fra Beato schüttelte meinem Vater die Hand. Er tat es derart leicht und so ungezwungen, als ob er einen guten Bekannten begrüßte.
    »Danke, Geoffrey, dass Sie die Kinder hergebracht haben«, sagte er mit einer Stimme, die trotz ihrer Rauheit klar und wohltuend offen klang. »Heißer Tag heute, nicht wahr? Ja, der Schirokko. Aber bei mir im Garten ist es schön schattig.«
    Er trat auf uns zu, begrüßte uns mit freundlichem Lächeln. Vivi und ich machten brav einen Knicks, die Jungen senkten die Köpfe. Peter war wie versteinert, und Giovanni sah aus, als wollte er die Flucht ergreifen. Fra Beato hatte sich unsere Namen
gemerkt. Unsere kleinen Finger verschwanden fast in seiner kräftigen Pranke, aber er drückte nicht zu, sodass es uns nicht wehtat.
    »Oben wartet Limonade auf euch!«, sagte er augenzwinkernd.
    Mein Vater räusperte sich.
    »Wann soll ich die Kinder abholen?«
    Fra Beato blickte auf seine Uhr.
    »Sagen wir mal, in zwei Stunden?«
    »Gut.«
    Fra Beato schlurfte zu seinem Wagen zurück und öffnete die Türen.
    »Los, steigt ein, Kinder! Wer will vorn sitzen?«
    »Ich«, sagte Vivi sofort. Sie war plötzlich wieder lebhaft. Ihre Augen blickten wach und neugierig, wobei sie ein kleines Lächeln zeigte. Fra Beato nickte ihr zu.
    »Bravo!«
    Sie kletterte zu ihm auf den Vordersitz, lehnte sich mit dem Rücken an und ließ zufrieden die Beine baumeln. Wir pferchten uns zu dritt auf die hintere Sitzbank. Kaum saßen wir im Wagen, stellte Fra Beato auch schon den Motor an und gab Gas. Der Wagen sprang zuerst rückwärts, zog eine Kurve, die meinen einsam wartenden Vater in Staub hüllte, und brauste dann geradewegs auf die Festung zu. Das Portal stand weit offen, Fra Beato fuhr hindurch, bremste plötzlich scharf, und wir nahmen im Gegenlicht die Gestalt eines Wachtpostens in englischer Uniform wahr. Der Mann salutierte.
    »Die Post, Sir!«
    Fra Beato nahm das Paket mit Zeitungen und Briefen, die der Wachtposten ihm aushändigte, und reichte sie wortlos Vivi. Diese legte die Post, ohne aus der Fassung zu geraten, auf ihre Knie, und Fra Beato gab erneut Gas. Vor uns war nur die Wand, doch knapp davor bog Fra Beato zur Seite. Der Wagen dröhnte und ratterte durch ein hohes Gewölbe, hüpfte über
das Gestein wie ein Korken auf den Wellen, einem Viereck von großem blauen Licht entgegen. Oben bog der Wagen erneut scharf ab, tauchte durch ein zweites Gewölbe und fuhr dann unter freiem Himmel auf einer hohen und breiten Steinrampe ein

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