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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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müssen. Maltas Geschichte gehörte ja auch zu mir, blieb ich doch gefühlsmäßig meiner Heimat durch Klang und Wärme der Kindheit verbunden. Wir waren mit geschichtlichen Erinnerungen beladen, die unser Stolz – der althergebrachte Stolz des Malteser Ritterordens – in uns lebendig erhielt. Und überall auf der Welt war der Orden noch ein Begriff. Wenn auch viele nicht wussten, wer diese Ritter denn eigentlich gewesen waren, sah man in ihnen nach wie vor die Verkörperung von Ehre, Adel, Mut und Tugend. Ihr Augenblick mochte gekommen und wieder vergangen sein – aber er war gewesen! Das war es, was die Menschen im Gedächtnis behielten. Wir aber lernten im Schulunterricht, dass sie ebenso Krieger wie Wissenschaftler waren, dass sie den Embryo eines vereinten Europas ins Leben riefen. Für uns war der Mythos weder verstaubt noch abgetan, es wunderte uns auch nicht, dass so viele Fremde nur ihretwegen kamen. Und jedes Mal, wenn ich mich darauf besann,
wurde ich ausführlich, gab Namen, Ziffern, Deutungen, ließ mich hinreißen, formte mir den Traum der Vergangenheit in die Ruinen und Denkmäler. Die Geschichte des Ordens war tausend Jahre alt und begann 1071, als Rom im Chaos zerfiel und das neu christianisierte oströmische Kaiserreich zerbröckelte, während die Türken Jerusalem einnahmen. Die Sieger zeigten Milde: Den Christen wurde erlaubt, die Heilige Stadt ungehindert zu verlassen. Einige jedoch blieben; unter ihnen war Bruder Gérard de Martigues, der Vorsteher einer christlichen Pflegestätte, die Kranke jeglichen Glaubens pflegte. Im Konzil von Piacenza aber verkündete Papst Urban II. den ersten Kreuzzug. Zu den Tausenden, die sich zu Pferd oder gar zu Fuß aufmachten, um Jerusalem zu befreien, gehörten nicht nur tugendhafte Glaubenskämpfer. Viele gingen aus Gewinnsucht oder politischem Opportunismus. Die Reise war lang und beschwerlich, ein guter Teil von ihnen kehrte um oder starb, von Strapazen und Seuchen dahingerafft, und erst nach erbitterten Gefechten vermochte der französische Herzog Godefroy de Bouillon im Jahr 1099 die Türken in die Flucht zu schlagen. Jerusalem war wieder in christlicher Hand! Doch im Gegensatz zu ihren Gegnern vergriffen sich die Kreuzritter an der wehrlosen Bevölkerung, plünderten und mordeten ohne Erbarmen. Die verübten Grausamkeiten hinterließen bei den Muslimen eine bis heute schwärende Wunde. Godefroy de Bouillon aber schenkte Bruder Gérards Pflegestätte Ländereien sowie ein Zehntel der Beute. Und einige Jahre später ehrte ihn der Papst mit dem Militärorden »des Spitals des heiligen Johannes des Täufers zu Jerusalem«. Als Symbol wählte der neu gegründete Orden ein weißes Kreuz auf rotem Grund. Eine Anzahl normannischer Ritter, des Mordens überdrüssig, traten dem Orden bei. Ihre Funktion bestand zunächst darin, die Pilger auf dem Weg ins Heilige Land zu schützen. So entstand der militärische Orden der Tempelritter, während die Johanniter, inzwischen auf Zypern und Rhodos angesiedelt,
ihrer Aufgabe als Krankenpfleger treu blieben. Ihre Kontakte nach Kleinasien (Syrien, Persien) hatten ihnen medizinische Kenntnisse gebracht, mit denen sie ihrer Zeit weit voraus waren: Sauberkeit war oberstes Gebot, die Laken der Kranken wurden täglich gewechselt, sie erhielten ihr Essen in Silberschalen und speisten mit silbernen Bestecken. Man hatte herausgefunden, dass Silber Ansteckungen verhinderte.
    Aber die Türken ließen nicht locker. Sultan Saladin schlug die letzten Kreuzritter, brachte Jerusalem wieder unter das Banner des Halbmonds. Im 13. Jahrhundert fiel eine christliche Stadt nach der anderen. Ihre Bewohner wurden hingerichtet oder versklavt, der Sultan wollte es den Kreuzrittern heimzahlen. Die Bevölkerung konnte sich nicht erholen, die Felder wurden verwüstet, die Armut wuchs. Die überlebenden Tempelritter flohen, die Johanniter unter ihrem Großmeister Jean de Villiers zogen sich nach Zypern zurück. Dort sammelte der Orden neue Kräfte und entwickelte seine Struktur der »acht Säulen«, die auf den acht wichtigsten »Zungen« – also Sprachen – seiner Mitglieder gründete. Der Ordensrat wurde von einem Großmeister geführt. Als 1312 ein päpstliches Dekret den militärischen Tempelorden wegen Häresie auflöste, fielen seine Besitztümer den Johannitern zu. Mit Waffen und Geldmaterial ausgiebig versorgt, konnten sich diese lange Zeit auf Rhodos halten. Sie hatten die Insel befestigt und schlugen die türkischen Kriegsgaleeren zurück,

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