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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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bis diese Konstantinopel eroberten und nach Südosteuropa vordrangen. Da hielt die Festung Rhodos den Angriffen der Türken unter Mustafa Pasha nicht mehr stand. Die Johanniter kapitulierten. Ihr Großmeister L’Isle Adam konnte den freien Abzug aller Ritter aushandeln. Auch die Einwohner durften gehen. Auf der Suche nach einer neuen Heimat zogen die Johanniter zunächst nach Viterbo, dann nach Kastilien, wo Kaiser Karl V. von Spanien bald einsah, wie gut der Orden sich als Vorposten eignete, um die Handelswege nach Asien und
dem neu entdeckten Amerika zu schützen. Er vertraute den Rittern, ihre Selbstherrlichkeit gefiel ihm. Man musste ihnen ebenbürtig sein, ihnen auf die gleiche Weise entgegentreten – oder überhaupt nicht. Er gab dem Orden den Auftrag, den Archipel von Malta zu halten. Denn die Türken waren den Kreuzrittern ebenbürtig und hartnäckig obendrein, und Suleiman der Prächtige hatte es auf Europa abgesehen.
    Der Sultan hatte zunächst Sizilien im Visier. Die Landtruppen sollten durch einen Vorstoß zur See unterstützt werden. Den Oberbefehl hatte wieder Mustafa Pasha, recht erbost darüber, dass ihm die Ordensritter erneut den Weg versperrten. Mustafa Pasha hatte auf Rhodos gegen seinen christlichen Widersacher, Großmeister Jean Parisot de la Valette, gekämpft. Er wusste, dass de la Valette noch mit siebzig ein harter Brocken war. Der Pasha wollte einen kompletten, definitiven Sieg. Folglich rückten im Frühsommer 1665 mehrere Tausend Janitscharen – Elitetruppen – und Layalaren – Selbstmordkämpfer – gegen Malta vor, mit dem Befehl, diese »Söhne des Sheitans« – Teufels – vollständig zu vernichten. Und als am 18. Mai die Wachtposten in Fort St. Angelo die gewaltige türkische Flotte sichteten, war sich de la Valette seinerseits klar, dass dem Orden eine Belagerung bevorstand. Drei Monate lang, in tage- und nächtelangem Kanonendonner, hielten die Johanniter, verschanzt im Fort St. Elmo, die türkischen Schiffe von Maltas Grand Harbour fern. Die zweite Augusthälfte, die Zeit größter Hitze, brachte beiden Seiten die Hölle. Seuchen brachen aus, die Belagerten und die leidende Bevölkerung hatten kaum noch Trinkwasser und Munition. Trotzdem hielten sie die Stellung. Und als Vergeltung für die verstümmelten Gefangenen, die an Kreuze genagelt vor St. Angelo strandeten, gab de la Valette den Befehl, die türkischen Gefangenen zu enthaupten und ihre Köpfe mit Mörsern in das türkische Lager zu schießen. Die Schulkinder hören davon im Unterricht mit wollüstigem Schaudern, obwohl der blutrüstige Bluff nur Zeit
gewinnen sollte. Denn heimlich waren Boten unterwegs, die die europäischen Fürstenhäuser um Hilfe baten. Tatsächlich segelte am 6. September eine spanische Armada mit siebentausend Kriegern auf Malta zu. Worauf die Türken, am Ende ihrer Kraft, die Flucht ergriffen. Es war die größte Niederlage, die sie je einstecken mussten. Suleyman der Prächtige schwor Rache, doch de la Vallette, der alte Fuchs, war schlauer: Seine gut getarnten Spione erreichten Konstantinopel, sprengten die großen Pulverkammern des Sultans in die Luft. Die türkische Armee, im Aufbau begriffen, war nun für lange Zeit handlungsunfähig. 1566 starb der Sultan, und seine Nachfolger überlegten sich gut, ob sie es mit den »Söhnen des Sheitans« wieder aufnehmen wollten.
    Die Gefahr war vorerst gebannt, der europäische Adel freute sich, und Malta wurde dem Orden als Geschenk überreicht. Die symbolische Gegenleistung war, dass der Orden jedes Jahr der spanischen Monarchie einen Jagdfalken zu überreichen hatte.
    Jean de la Valette starb 1568 im Alter von 74 Jahren und wurde in einer Gruft in der Kapelle von St. Angelo begraben. Seine Nachfolger, die viel Geld hatten, bauten ein großes Ordensspital, schmückten die nach dem Sieger benannte Hauptstadt mit einer Kathedrale, zahlreichen Kirchen und Kapellen und prachtvoll eingerichteten Herbergen (Auberges), die eigentlich richtige Paläste waren, für die verschiedenen »Zungen«, die protestantischen wie die katholischen. Ein Aquädukt nach römischem Vorbild wurde gelegt, Speicher und Werften und Ziehbrunnen für den Fall einer Belagerung erbaut. In dieser Zeit fand auch die berüchtigte Inquisition, die krampfhaft nach Ketzern suchte, den Weg nach Malta. Die Inquisition residierte im prachtvollen Palast in Vittoriosa – die Siegreiche; der frühere Name von Birgu. Folterkammern und Gefängnisse befanden sich im Kellergewölbe. Die

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