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Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Titel: Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jäckel
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während von draußen die lauten Stimmen von Arbeitern zu hören waren, von denen jeden Moment einer zu uns hereinschauen konnte. Nach jedem Mal schwor ich mir, niemals wieder mitzufahren. Und doch fiel ich immer wieder aufs Neue auf die scheinheilige Schmeichelei meines Vaters herein. »Ich bin so alleine dort«, sagte er und bekam diesen feuchten, tränenschweren Blick, der mir das Herz brach. »Mit wem soll ich denn reden? Dort versteht mich doch keiner. Schließlich muss ich doch mal einen Menschen haben, der zu mir gehört.«
    Mein Vater hatte ja Recht: Er brauchte mich wirklich. Er hatte mich lieb. Nicht einmal Mama liebte er so wie mich. Er hatte es mir doch gesagt. Ich war doch sein ganzes Glück. Was machte es schon, dass er mich jede Nacht windelweich schlug und meine Hände fesselte oder meine Füße an Tischbeine band, damit ich nicht wegrutschen konnte? Wenn er satt war und müde von der Liebe, die er mir gegeben hatte, ließ er mich manchmal sogar ein Weilchen an seiner Brust ruhen. Da hörte ich dann sein Herz schlagen. Es schlüge nur für mich, sagte er. Wie sollte ich ihn da nicht lieben?
    »Ich bin dein Vater«, sagte er. »Ich habe dich gemacht. Aus unserem feinen Freund da unten bist du herausgekommen. Du gehörst mir. Wenn ich dir den Hals umdrehe, kräht kein Hahn danach. Du sollst deinen Vater ehren. Das steht in der Bibel. Nur schlechte Kinder ehren den Vater nicht. Was ist: Hast du mich lieb oder nicht?«
    »Ja«, antwortete ich und streichelte die Haut über dem Herzen, das für mich schlug.
    Aber Worte waren meinem Vater nicht Beweis genug.
    »Ich will, dass das aufhört«, sagte Georg eines Tages zu mir, »dass es vorbei ist.«
    »Was vorbei?«, fragte ich. Ich hatte nicht recht hingehört.
    »Das alles!«, sagte Georg. »Der ganze Scheiß hier.«
    Ich starrte Georg an und schwieg. Denn ich hatte Papas Stimme im Ohr: »Wehe, du quatscht! Es passiert was!«
    »Meinst du, ich weiß nicht, was hier läuft? Bin ich denn blöd? Habe ich etwa keine Augen oder Ohren?« Georg fasste mich an beiden Armen und rüttelte mich. »Meinst du echt, ich kriege nicht mit, was Papa mit dir macht – und Stefan, und Boris vielleicht auch bald, wenn er erst richtig kann? Bin ich denn bescheuert? Oder bin ich ein Baby, das nicht mitkriegt, was Mama mit mir macht oder mit Boris?«
    Ich bekam vor Schreck kaum Luft. Georg sprach über Papas Geheimnis – und ich wehrte mich nicht dagegen. Mein Vater würde es mir ansehen. Die Ohren würden ihm klingeln. Lieber Himmel, die Stereoanlage! In Panik sprang ich auf, stürzte auf den Apparat zu.
    »Das Ding ist nicht an«, sagte Georg. »Feind hört nicht mit.«
    Wie so oft war er längst einen Schritt weiter als ich. Erst als er für immer aus meinem Leben gegangen war, merkte ich, wie sehr er in Wahrheit nicht mein kleiner, sondern mein großer Bruder gewesen ist.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte er nach einer Pause. »Wir müssen etwas machen, damit die Polizei kommt und alles findet, die Hefte, die Kassetten, den ganzen Mist. Dann kriegen die alles raus, was wir hier mitmachen, und sie sorgen dafür, dass wir hier wegkommen, oder die Alten werden bestraft. Egal wie – Hauptsache, das hört auf hier!«
    »Die würden uns doch kein Wort glauben!«, wandte ich ein und dachte an das Erlebnis mit Tante Inge. »Die denken doch alle, wir haben sonst was für Supereltern.«
    Georg zog wichtigtuerisch die Augenbrauen hoch. »Ich bitte um eine kurze Unterbrechung der Verhandlung, Hohes Gericht.«
    Er sauste aus dem Wohnzimmer.
    Ich hörte die Kinderzimmertür aufgehen, ein kurzes Rumoren, und schon war Georg wieder da. »Ta-ta-ta-ta. Da ist sie, die Sensation des Prozesses B. gegen B. Was sehen Sie hier? Dreimal dürfen Sie raten, Hohes Gericht.«
    »Eine Kassette«, sagte ich unwirsch, denn das Gerichtsspiel weckte mein Unbehagen. »Was sonst?«
    »Der Kandidat hat hundert Gummipunkte«, rief Georg und schwenkte seine Sensation vor meiner Nase. »Und nun die Zusatzfrage: Was ist auf der Kassette drauf?«
    »Musik – oder was?«
    Geheimnisvoll legte Georg den Finger an den Mund, huschte auf den Flur, schaute hinaus zur Wohnungstür, drehte den Schlüssel von innen herum, kehrte zurück und legte seine Kassette ein.
    Aus dem Lautsprecher kamen Geräusche, Stimmen, abgerissene Worte, Stöhnen ... Ich wusste, was es war. Und dann eine Stimme, hoch, jammernd, dumpf vor Schmerz – meine Stimme!
    »Mach das aus!«, brüllte ich. »Mach das sofort aus! Woher hast du

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