Monk - 03
so, wie ich es jetzt weiß«, entgegnete Stottlemeyer.
»Wieso?«
»Ich bin allein«, sagte er. »Man sollte nicht glauben, dass mir das was ausmachen könnte.«
»Warum sollte Ihnen das nichts ausmachen?«
»Meine Frau sagte mir immer, ich würde in meiner eigenen, kleinen Welt leben und sie und jeden anderen davon ausschließen. Sie sagte, es sei so, als würde ich allein im Haus leben. Aber so war es nicht. Ich kenne den Unterschied.«
»Jetzt kennen Sie ihn.« Sofort bereute ich die Worte, die mir über die Lippen gekommen waren.
Er nickte. »Ja, das stimmt wohl.«
»Tut mir leid«, sagte ich.
»Das muss es nicht«, gab Stottlemeyer zurück. »Ich bin froh, dass ich überhaupt so lange verheiratet gewesen bin, wenn man meinen Beruf bedenkt. Ich sehe jeden Tag das Schlimmste, was ein Mensch einem anderen antun kann. Ich dachte immer, ich würde sie davor beschützen. Meinen Sie, sie wäre immer noch mit mir zusammen, wenn ich ihr Tag für Tag erzählt hätte, was ich gerade wieder Schreckliches erlebt hatte?«
Ich zuckte mit den Schultern.
Er starrte in seine Kaffeetasse. »Bis jetzt hatte ich immer meinen Job, um mich zu beschäftigen und abzulenken. Natalie, mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich allein zurechtkommen soll.«
»Sie sind nicht allein«, widersprach ich ihm. »Sie haben immer noch Ihre Familie und Ihre Freunde.«
»Hat man Ihnen das gesagt, als Ihr Mann starb?«
»Ihre Frau ist nicht tot.«
»Sie könnte ebenso gut tot sein«, sagte er. »Und jedes Mal wenn ich sie sehe und sie weggeht, dann stirbt ein Teil von mir.«
»Haben Sie ihr das gesagt?«
»Sie weiß es«, antwortete Stottlemeyer.
Ich konnte nichts dagegenhalten, weil ich weder ihn noch Karen gut genug kannte, um mir ein Urteil erlauben zu können.
»Dann fürchten Sie, so zu werden wie Mr Monk?«
»Ja, ganz genau. Bis auf den Teil, dass ich nicht so genial wie er sein werde, was die Aufklärung von Verbrechen angeht.«
»Dazu wird es nicht kommen.«
»Natalie, wissen Sie, was gestern Abend passiert ist? Ich habe meine Schuhe poliert. Das habe ich sonst nie gemacht.«
»Haben Sie auch die Schnürsenkel nachgemessen, ob sie gleich lang sind? Und haben Sie dann die Schuhe zurück in den Originalkarton gestellt, der noch so aussieht wie an dem Tag, an dem Sie die Schuhe gekauft haben? Und haben Sie die Kartons der Farbe nach sortiert?«
»Nein.«
»Dann sind Sie nicht wie Monk«, machte ich ihm klar.
»Ich kam mir aber vor wie Monk«, beteuerte Stottlemeyer. »Heute Morgen hab ich mir die Schuhe angesehen, bin nach draußen gegangen und habe sie mit Erde eingerieben.«
Okay, das ist nun wirklich etwas seltsam , dachte ich, behielt es aber für mich.
»Ob Sie Ihre Schuhe polieren oder die Vorratskammer aufräumen – das sind die kleinen Dinge, die gewöhnlichen Rituale, die Ihnen helfen, das Schlimmste durchzustehen«, versuchte ich ihm zu erklären. »Sie funktionieren, auch wenn es Ihnen so vorkommt, als wäre das nicht der Fall. Ich glaube, das gehört zum Heilungsprozess. Eines Morgens wachen Sie dann auf, und der Schmerz und die Trauer sind nicht mehr ganz so schlimm. Und obendrein ist Ihre Garage aufgeräumt. Das ist sozusagen der Bonus.«
Eine Weile schien er darüber nachzudenken, dann seufzte er. »Danke, Natalie. Ich weiß zu schätzen, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
»Keine Ursache, Captain«, sagte ich und vermied bewusst, ihn mit dem Vornamen anzureden. Ich wollte nicht, dass er einen falschen Eindruck bekam. »Was werden Sie als Nächstes tun?«
Er zuckte mit den Schultern. »Vermutlich meine Garage aufräumen.«
In diesem Moment klingelte mein Handy. Es war Monk. Ich konnte nicht fassen, was er mir erzählte.
»Ich komme gleich rüber«, sagte ich, klappte das Telefon zu und sah Stottlemeyer an.
»Was ist?«
»Der Bürgermeister will Mr Monk sprechen«, antwortete ich. »Glauben Sie, er will, dass Monk sich um den Fall kümmert?«
Damit wurde es natürlich immer unwahrscheinlicher, dass er die Belohnung für die Ergreifung des Golden-Gate-Würgers erhielt. Und von meiner Gehaltserhöhung konnte ich mich dann auch verabschieden.
»Er weiß, dass Monk mit keinem Cop arbeitet – außer mit mir«, überlegte Stottlemeyer. »Und kein Cop außer mir will mit ihm arbeiten.«
»Was will er dann von ihm?«
»Vielleicht soll Monk mit der Gewerkschaft verhandeln«, meinte er.
»Warum sollte der Bürgermeister denn so etwas wollen?«
»Können Sie sich eine bessere Methode
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