Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
diesem Tag geboten hatte. Wie wunderbar es doch war, Frauen um sich zu haben.
«Rambo hat angerufen», meldete sie und drückte ihm einen Stapel rosa Telefonzettel in die Hand. «Ihr habt eine Kugel vom Opfer in der Mall, gut zu gebrauchen, jede Menge Züge.
Er arbeitet noch an der Toten, dachte aber, ihr wolltet gleich informiert werden. Und dieser Sheriff aus Wisconsin ruft schon den ganzen Tag lang an. Der Kerl macht mich noch wahnsinnig.»
«Was will er denn eigentlich?»
«Keine Ahnung. Er will keine Nachricht hinterlassen, und erzählen tut er mir auch nicht die Bohne.»
«Ich kümmere mich darum.» Magozzi seufzte und wandte sich wieder Freedman zu. Der arbeitete an einem Stapel Computerausdrucke, auf denen Namen und Adressen Reihe für Reihe mit gelbem Marker unterlegt waren. «Ist das die Liste der Registrierungen?» Freedman nickte verdrossen. «Auch wenn die Namen und Adressen richtig sind, wird es Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis wir an so viele Türen geklopft haben. Und jetzt ist auch noch mein halbes Team zur Mall abkommandiert.
Außerdem hab ich immer wieder im Ohr, was diese MacBride gesagt hat, dass er nämlich vielleicht gar nicht auf der Liste steht. Und dann frag ich mich, ob wir nicht auf der Stelle treten und unsere Energien unnütz vergeuden.»
«Da bist du nicht der Einzige.» Magozzi drückte mit dem Finger auf die senkrechte Sorgenfalte zwischen seinen Augenbrauen. Sie schien tief eingemeißelt zu sein. «Hast du noch immer Leute da draußen?»
«Zwanzig Teams zu je zwei Leuten, die rund um die Uhr arbeiten. Wir schlafen nie.»
«Macht so weiter.» Magozzi klopfte auf eine Schulter, die hart wie ein Fels war, und schleppte sich dann hinüber zu seinem Schreibtisch. Wie ein alter Mann ließ er sich langsam auf seinen Stuhl sinken und saß dann eine Weile einfach nur so da, das Hirn im Leerlauf.
Gino hatte sich bereits am Tisch ihm gegenüber niedergelassen und schrie in den Telefonhörer. Einen Finger hatte er im anderen Ohr, um den Lärm der Umgebung abzuhalten. «Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme, und deswegen möchte ich eins wissen: Was hast du jetzt gerade an?», brüllte er, und Magozzi musste schmunzeln.
So war Gino eben. Was auch immer geschah, wenn er sich bei Angela meldete, waren die beiden die einzigen Menschen auf der Welt, und es ging ganz allein um sie beide. Magozzi beneidete ihn so sehr, dass es schmerzte.
Kapitel 34
Sheriff Halloran erreichte Detective Leo Magozzi schließlich um acht Uhr abends, und er wurde letztlich nur deswegen durchgestellt, weil er einer extrem abwiegelnden Sekretärin, die zehnmal rigoroser war als Sharon, damit gedroht hatte, sie wegen Behinderung der Justiz zu belangen.
«Das ist doch absoluter Bullshit», hatte sie ihm erwidert.
«Stimmt, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen.» Aus irgendeinem Grund brachte sie das zum Lachen, und jetzt hatte er endlich den gesuchten Mann am Telefon. Der klang ehrlich zerknirscht und ehrlich erschöpft. «Sorry, Sheriff … Halloran, nicht wahr?»
«Richtig. Aus Kingsford County, Wisconsin.»
«Tut mir Leid, dass ich nicht zurückrufen konnte, Sheriff. Aber hier ist heute der Teufel los.»
«Mall of America. Ich hab's in den Nachrichten gehört und will versuchen, es kurz zu machen …»
«Moment mal. Kingsford County. Oh, Mann, Mist, es tut mir sehr Leid. Sie haben doch diese Woche einen Mann verloren, oder?»
«Deputy Daniel Peltier», sagte Halloran, und dann fügte er, warum auch immer, hinzu: «Danny.»
«Ich möchte Ihnen versichern, dass wir alle hier überaus bestürzt waren, als wir davon gehört haben. Eine fürchterliche Sache, auf diese Weise einen Mann zu verlieren.»
«Eine fürchterliche Sache, überhaupt einen Mann zu verlieren.»
«Da bin ich Ihrer Meinung. Und hören Sie, ich kann es kaum glauben, dass der Chief Sie nicht angerufen hat, aber ich weiß, dass wir einen Wagen zur Beerdigung schicken …»
«Ich habe einen Anruf von Ihrem Chief bekommen, und wir wissen das zu schätzen. Aber deswegen rufe ich nicht an.»
«Aha?»
«Die Sache ist, ich bekam Ihren Namen von der Äbtissin der Saint Peter's School in New York.» Der Detective blieb so lange stumm, dass Halloran Bruchstücke eines halben Dutzend erregter Unterhaltungen im Hintergrund hören konnte.
«Detective Magozzi, sind Sie noch da?»
«Ja. Sorry. Sie haben mich irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt. Und ich dachte gerade darüber nach, wieso das wohl so ist. Darf ich Sie fragen,
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