Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
Vom Netzwerk:
Interview? Dann sollte er sein Scheißinterview kriegen. «Was ziehst du denn hier ab, Buddy?
    Willst wohl einen Mord live mitkriegen? Und ihn schön filmen wie in einem Snuff Movie, damit er dann in den 5-Uhr-Nachrichten den Kiddies präsentiert werden kann, hä?» Die Kamera wurde abrupt abgeschaltet, und der Kameramann hob sie behutsam von der Schulter, bevor er Langer gekränkt ansah. «He, ich mach hier nur meine Arbeit.»
    «Tatsächlich? Das könnte ich dir ja vielleicht abkaufen, wenn du hergekommen wärest, um nur den Trubel zu filmen, der hier herrscht, und dann wieder gegangen wärest, aber Tatsache ist doch, dass ihr alle schon so lange hier seid wie ich auch.» Er sah auf seine Uhr. «Das sind bis jetzt drei Stunden, also erzähl mir nichts davon, dass du nur deinen Job machst, wenn du letztlich doch nur darauf wartest, dass es eine heiße Story gibt. Was in diesem Fall bedeutet, du wartest darauf, endlich filmen zu können, wie einer deiner Zuschauerinnen der Kopf weggepustet wird. Und ich weiß zwar nicht, wie du dich dabei fühlst, aber ich weiß genau, dass du dich deswegen schämen solltest.» Langer ging davon, entrüstet über die Medien, entrüstet über eine Gesellschaft, die solche Medien geschaffen hat, und am allermeisten entrüstet darüber, dass alles ihm so nahe ging.       
    «Langer?» Er aktivierte sein Funkgerät auf der Schulter und drehte den Kopf, um hineinzusprechen. «Was gibt's?»
    «Wir haben dein Parkdeck unter Kontrolle, wenn du jetzt Mittagspause machen möchtest.»
    «Wo seid ihr?»
    «Dreh dich mal um.» Das tat er und sah eines der ungekennzeichneten Polizeifahrzeuge, das zu ihm hinfuhr. Detective Peterson saß grinsend am Steuer. Er war als Springer eingeteilt worden, die bestimmte Sektoren kurzzeitig übernahmen, wenn die dafür verantwortlichen Beamten eine Pause machten. «Und, alles fit im Schritt, Alter?»
    «Ganz und gar nicht, sondern bei dieser verdammten Kälte verschrumpelt und fast verschwunden.» Er stampfte mit den Füßen, um das Blut in Wallung zu bringen, und sah sich um.
    Es waren inzwischen mehr Leute zu Fuß unterwegs, wahrscheinlich Kunden, die morgens eingekauft hatten und nun zu ihren Autos eilten, um dem nachmittäglichen Stoßverkehr zu entgehen. «Es wird hektisch», sagte er.
    «Vielleicht warte ich lieber noch eine Weile, bis es sich beruhigt.»
    «Es wird sich nicht beruhigen. Von jetzt an ist es nur hektisch, hektisch, hektisch. Die Mittagsmeute haut ab, und wenn das vorbei ist, taucht die Nach-der-Schule-Meute hier auf, dann die Nach-der-Arbeit-Meute …» Peterson fuhr auf einen Behindertenparkplatz und stieg aus dem Wagen.
    «Außerdem glaub ich, ich krieg das in den Griff. Schließlich bin ich ja auch Detective, genau wie du. Willst du meine Marke sehen?»
    «Schon gut, schon gut.» Langer musste schmunzeln. «Aber du parkst auf einem Behindertenplatz.»
    «Leck mich, Langer.» Petersons Augen checkten die gesamte Umgebung so konzentriert, dass Langer sich schon eher mit dem Gedanken anfreunden konnte, nach drinnen zu gehen, wo es warm war. «Ist es dir etwa nicht aufgefallen?
    Hier ist heute kein einziger Behinderter. Die sind die einzigen, die genug Grips haben, zu Hause zu bleiben.» In dem Augenblick kam ein Rollstuhl den Fußgängerweg hinauf, der zu Nordstrom's führte, und strafte ihn Lügen.
    Peterson starrte auf die traurige Miniprozession, als hätte sie ihr Erscheinen absichtlich so eingerichtet, dass er wie ein Blödian dastand. «Okay, ich nehm es zurück. Damit gibt es wohl doch niemanden in diesem Bundesstaat, der so viel Grips besitzt, heute von hier wegzubleiben. Unten im Camp Snoopy sind inzwischen mindestens fünf Millionen Kids, ahnst du das?
    Weißt du, woran es mich erinnert? An öffentliche Hinrichtungen. Hexenverbrennungen. An diesen Ort in Rom, wo alle hingelaufen sind, um zu erleben, wie die Gladiatoren einander umbrachten …»
    «Das Kolosseum», sagte Langer geistesabwesend und starrte die Person im Rollstuhl an, gefangen in der Zeitschleife, in die er sich manchmal selbstquälerisch zurückdachte. Die vom Alter gebeugte Frau war zum Schutz gegen die Kälte sorgfältig in Decken gehüllt, und sogar aus der Entfernung konnte er sehen, dass sie den für an Alzheimer erkrankte Menschen so typischen leeren Blick hatte. Ihn fröstelte trotz seines Mantels, denn beim Anblick der alten Frau sah er seine Mutter wieder vor sich, die im vergangenen Jahr an dieser Krankheit gestorben war.
    «Genau, Kolosseum»,

Weitere Kostenlose Bücher