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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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sagte, er würde morgen früh jemanden ins Archiv schicken, um Näheres über den Vorfall auszugraben.» Sie gähnte und streckte die Arme in die Höhe, sodass Halloran von dem, was sich unter ihrem Uniformhemd verbarg, ein wenig mehr zu sehen bekam, als er vermutlich hätte sehen dürfen. «Ich bin erschlagen.»
    «Wenn ich mich recht erinnere, hab ich Ihnen schon vor längerer Zeit gesagt, dass Sie nach Hause fahren sollen.»
    «Na ja, wenn ich mich recht erinnere, hab ich Ihnen dasselbe geraten.» Sie bedachte ihn mit einem Seitenblick. «Sie sehen nämlich schlimmer aus als ich.»
    «War schon immer so.» Sie lächelte leicht, stand auf, schlüpfte in ihre Jacke, griff hinein, um den Sitz des Schulterhalfters zu prüfen, und zog den Reißverschluss zu. «Ein gutes Gefühl, oder?»
    «Was?»
    «Das erste Date hinter sich zu haben.» Sie zog sich eine dunkle Strickmütze über den Kopf, wodurch ihre braune Ponyfrisur gegen die Stirn gepresst wurde. «Beim nächsten Mal können wir dann gleich ins Bett gehen.» Nun war er wieder hellwach.

 
    Kapitel 10
    Der tote Jogger am Fluss war die Aufmachermeldung bei allen Radiostationen in Minneapolis gewesen ­ fast schon ein Wunder, wie Detective Leo Magozzi dachte, denn schließlich befand man sich ja mitten in der Football-Saison.
    Auf Anordnung des Chief hatten er und sein Partner Gino Rolseth den ganzen Tag lang an diesem Fall gearbeitet und deswegen den Mord an einem weiblichen Hmong-Teenager aus der letzten Woche ans Ressort für Bandenkriminalität abgeschoben. Gino hatte das gar nicht gefallen. «Weißt du, wie sehr mich das ankotzt, Leo?», hatte er sich bitter beklagt, als sie aus dem Büro des Chief kamen. «Wir werden von einem Mord abgezogen und gleich auf einen anderen angesetzt, und erzähl mir bloß nicht, dass da nicht Politik dahinter steckt, wenn wir von dem Mord an einem Bandenmitglied der Hmongs abgezogen werden und uns dann ­ was für ein Zufall ­ mit dem Mord an einem netten weißen Jungen beschäftigen müssen, der sich mitten in seinem ersten Seminarjahr befand.» Der nette weiße Junge hatte ein nettes weißes Elternpaar, dessen Leben er und Gino in den wenigen Sekunden zerstörten, als sie den Satz formulierten: «Es tut uns sehr Leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihr Sohn tot ist.» Nachdem sie die Fragen gestellt hatten, die sie stellen mussten, warteten sie so lange, bis Freunde der Eltern eingetroffen waren, um ihren Platz in der plötzlichen Leere einzunehmen. Sie ließen zwei Menschen, die vor ihrer Ankunft noch Eltern gewesen waren, als emotionale Wracks mit toten Augen zurück. Die Mutter des Hmong-Mädchens hatte ganz genau so ausgesehen.
    Mit Gino war danach nicht mehr viel anzufangen gewesen.
    Wenn es Jugendliche traf, tat er sich damit besonders schwer, und Leo schickte ihn früh nach Hause, damit er seine eigenen Kinder sehen und mit ihnen reden konnte, während er gleichzeitig bestimmt Gott sei Dank, Gott sei Dank dachte.
    Magozzi hatte keine Kinder, mit denen er hätte sprechen können, und auch keinen Gott, um ihm zu danken. Also blieb er bis acht Uhr abends auf dem Revier, erledigte Anrufe, sichtete Verhörprotokolle und studierte den vorläufigen Bericht der Gerichtsmedizin, um Anhaltspunkte zu finden, die auf ein Motiv oder gar auf einen Verdächtigen im Fall des toten Joggers hinwiesen. Bis jetzt stand er mit leeren Händen da.
    Jonathan Blanchard war fast schon die Karikatur eines Musterschülers gewesen: ein exzellenter Student am Seminar, der sich sein Studium damit finanzierte, dass er zwanzig Stunden die Woche arbeitete ­ mittwochs und sonnabends machte er auch noch freiwillig Dienst in einem Obdachlosenasyl. Wenn er also nicht mit Drogen dealte oder von der Hintertür der Suppenküche aus Mafiagelder wusch, hatten sie ganz schlechte Karten.
    Frustriert und in düsterer Stimmung hatte Magozzi schließlich für diesen Abend Schluss gemacht und sich in sein bescheidenes Fertighaus am Rande eines besseren Wohnviertels von Minneapolis begeben. Er machte sich das Abendessen in der Mikrowelle, ging seine Post durch und entschwand danach über eine wacklige Leiter im ersten Stock in sein Dachbodenstudio, um zu malen.
    Vor der Scheidung hatte er in der Garage gemalt, wo er im Sommer Legionen von Mücken totschlagen musste und im Winter von einem Ring aus Heizlüftern umgeben war, deren Betrieb die Stromrechnung verdoppelte. An dem Tag, als Heather ausgezogen war und ihre Aversion gegen Terpentin und ihre allergischen

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