Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
umfangen, die auf gute zwei Meter Körpergröße verteilt waren. Der Rest der Leute acht Detectives außer ihm und Gino trug billige Hosen von der Stange und dazu Sportsakkos. Niemand zog einen guten Anzug zur Arbeit an.
Man konnte doch nie wissen, worauf man vielleicht knien und wodurch man vielleicht robben musste.
Mit Chief Malcherson verhielt es sich anders. Der Schmutz, durch den er sich manchmal gezwungenermaßen kämpfen musste, war fast ausschließlich politischer Art und erforderte eine andere Art Uniform: Designeranzüge und Seidenkrawatten und Hemden, die so gnadenlos gestärkt waren, dass sie eine wunde Halskrause hinterließen. Das Dickicht weißblonden Haars auf seinem Kopf machte sich gut vor der Kamera, sein Bluthundgesicht dafür umso weniger.
Er stand jetzt in einer vorderen Ecke, denn er hatte sich bewusst von den Frauen und Männern unter seinem Befehl abgesondert. Seine Miene war noch bekümmerter als sonst.
Der Anzug des Tages war schwarzgrau, zweireihig und eher passend für eine Beerdigung.
Es handelte sich nicht um ein eigens zusammengestelltes Sonderdezernat. Noch nicht jedenfalls. Sonderdezernate wurden auf lange Sicht eingerichtet, und Magozzi betete darum, dass sich diese Sache nicht dazu entwickeln würde.
Was er jetzt brauchte, waren Einsatzkräfte, und der Chief war durch die Morde beunruhigt genug, um sie ihm zu bewilligen.
Oder vielleicht waren es auch die Medien, die er wirklich fürchtete. Als Magozzi jedenfalls die Monkeewrench-Verbindung zu den Morden dargelegt und Kopien der SKID-Tatortfotos herumgereicht hatte, waren auch alle anderen Anwesenden verstört. Die Vorstellung von Mord als Computerspiel verursachte allgemein eine Gänsehaut.
«Irgendwelche Fragen?», sagte er.
Neun Köpfe hoben sich gleichzeitig. Das verblüffend synchronisierte Kopfhebe-Team.
«Das ist einfach unglaublich.«
Die anderen synchronisierten Köpfe wandten sich verblüfft Louise Washington zu, der Vorzeigepolizistin des Morddezernats. Halb hispanisch, halb schwarz, eine Frau und obendrein lesbisch, erfüllte sie auf vielfache Weise die Minderheitskriterien. Dass sie zudem noch so verdammt gut in ihrem Job war, erschien allen als nebensächlich. Nur nicht den Cops, die mit ihr arbeiteten.
«Biep», meckerte Gino von seinem Platz neben der Tür.
«Das war keine Frage.»
«Ist das nicht unglaublich?», korrigierte sich Louise. Das diente Chief Malcherson als Signal, sich in seiner Ecke in die Brust zu werfen und so zu tun, als ob er die Leitung übernähme.
«Dafür, diese Angelegenheit auf die leichte Schulter zu nehmen, gibt es weder Grund noch Entschuldigung. Zwei unschuldige junge Menschen sind tot, und auf den Straßen unserer Stadt treibt ein Psychopath sein Unwesen.» Gino wischte sich mit der fleischigen Hand über den Mund, als die synchronisierten Köpfe sich senkten und vorgaben, die Fotos zu studieren, die vor ihnen auf den Tischen lagen. Den Chief trieben bestimmt allerbeste Absichten, aber er war schon sehr lange weg von der Straße und hatte den Hang, wie in einem alten Humphrey-Bogart-Film zu sprechen. Magozzi mischte sich ein, bevor jemand es vermasselte und laut loslachte.
«Okay, hört her. Wer immer der Täter sein mag, er hat in weniger als vierundzwanzig Stunden zwei Opfer gefunden, also können wir uns nicht die geringste Verschnaufpause leisten. Die ersten beiden Morde entsprechen beinahe haargenau dem Szenario aus dem Computerspiel, und er beging sie auch in der vorgegebenen Reihenfolge. Wenn dieser Typ also bei seinem Muster bleibt, wissen wir, wo der dritte Mord stattfinden soll. Wann es passieren wird, ist eine andere Frage. Möglicherweise heute Abend, vielleicht aber auch an diesem Wochenende. Haben alle das Foto Nummer drei?» Es wurde mit Papier geraschelt, und dann rief eine Stimme von hinten: «He, der Kerl sitzt doch auf'm Klo, oder?» Magozzi blickte nach hinten, wo Johnny McLaren sich auf einem Stuhl in der letzten Reihe lümmelte. Er war der jüngste Detective in der Truppe; hellrotes Haar, sonniges Gemüt, massenhaft Spielschulden.
«Dir entgeht aber auch gar nichts, Johnny. Laut dem Spiel geschieht der dritte Mord während eines Fests auf einem Riverboat einem Raddampfer, um es genau zu sagen.
Normalerweise haben wir ein paar davon sowohl auf dem St. Croix als auch auf dem Mississippi, Lunch-, Dinner- und Party-Fahrten während der Hauptsaison, die Herbstlaub-Touren im Oktober doch gerade diese Woche ist eine große Pause.
Das einzige
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