Monkeewrench 02 - Der Koeder
einheimische Pflanzen benutzt, die nicht viel Pflege erfordern.»
«Du meinst den Löwenzahn da und die Ackerquecke?»
«Genau.» Magozzi schloss die Tür auf und bedeutete Gino einzutreten. «Mach die Würstchen fertig, und ich werfe den Grill an.»
Als die Kohle richtig schön glühte, war Gino mit den Vorbereitungen in der Küche fertig und ins Wohnzimmer gewandert. Er ließ den Blick über die nackten Wände schweifen, den Ledersessel und den einen Beistelltisch, auf dem eine dieser billigen Halogenlampen stand. «Und wie nennst du das? Xeri-Design im Wohnzimmer?»
«Nein, Minimalismus.»
Gino schüttelte den Kopf. «Jämmerlich ist das, eine Schande. Es sieht noch genauso aus wie an dem Tag, als deine Ex alles rausgeräumt hat. Du musst hier dringend was machen.»
«He, ich habe dich nicht gezwungen, zum Lunch herzukommen. Wenn dir das Ambiente nicht gefällt, kannst du gern nach Hause fahren und dort essen.»
«Oh, nein, kann ich eben nicht. Erstens habe ich alle Würstchen und den zwölf Jahre alten Cheddar gestern hier gelassen, und zweitens sind meine angeheirateten Verwandten höchstens bei Fotoalbum Nummer drei von insgesamt zehn, die sie über ihre letzte Kreuzfahrt angelegt haben. Guter Gott, es sind liebe Leute, aber jetzt sind sie schon vier Tage da, und manchmal muss man auf Distanz gehen. Aber im Ernst, Leo, wie lange willst du noch in einem Haus wohnen, das aussieht wie ein verlassener Speicher? Es kommt einem vor, als hättest du an dem Tag, als Heather gegangen ist, dein Leben still gestellt, und das ist nicht gesund.»
«Erstens wurde mein Leben an dem Tag still gestellt, als ich Heather heiratete, und ich bin erst an dem Tag wieder lebendig geworden, als sie gegangen ist. Zweitens verbringen allein lebende Männer ihre Freizeit nicht bei Feng-Shui-Seminaren in Wally's World of Furniture. So etwas macht ein Mann nicht.»
Gino stöhnte. «Na, das hier ist eines Mannes auch nicht würdig. Echte Männer haben einen Großbildfernseher und eine Hausbar. Hier ist es nur leer, als würde niemand drin wohnen. Hast du schon mal den Spruch gehört, dass das Heim eines Mannes der Spiegel seines Charakters ist?»
«Ich habe bislang nur bemerkt, dass das Heim eines Mannes die Frau widerspiegelt, mit der er zusammenlebt.»
«Sprichst du jetzt von meinem Haus?»
«Eigentlich spreche ich davon, wie es hier aussah, als Heather noch hier wohnte.» Aber er dachte daran, dass der große böse Gino mit der großen bösen Knarre in einem Haus voller weicher Polstermöbel, getrockneter Blumen und Kräuterkränze wohnte. In einem Girlie-Haus. In Angelas Haus. Nirgendwo ein Großbildschirm oder eine Hausbar zu sehen. Es roch immer nach der Soße mit Knoblauch und Basilikum, die unentwegt auf dem Herd köchelte, und gelegentlich nach Babypuder. «Und vielleicht auch von deinem Haus, ja.»
Gino schaukelte auf den Absätzen nach hinten und grinste. «Was meine Behauptung nur bestätigt. Mein Haus spiegelt perfekt wider, wer ich bin. Ich bin der Mann, der Angela liebt.»
Eine halbe Stunde später vertilgte Magozzi sein drittes Würstchen. «Die schmecken unglaublich.»
«Habe ich dir doch gesagt», sagte Gino mit vollem Mund. «Das Geheimnis liegt in der Vorbereitung – man muss die Würstchen in Bier mit Zwiebeln sieden lassen, bevor man sie grillt. Wenn du das nicht machst, kannst du gleich Tofuwürfel lutschen. Möchtest du das letzte?»
Magozzi legte die Hand auf sein Herz. «Ich glaube, ich habe meinen Arterien für heute genug Schaden zugefügt. Ich mag ja risikofreudig sein, aber lebensmüde bin ich nicht.»
Gino betrachtete das übrig gebliebene Würstchen ungefähr zwei Sekunden lang nachdenklich, bevor er es vom Servierteller raffte. «Gegen hohe Cholesterinwerte hat Gott uns schließlich Lipitor geschenkt. Wo wir gerade von lebensmüde sprechen, was meinst du, sollten wir uns große Sorgen um Pullman machen? Er sah heute nicht so aus, als würde es ihm ganz toll gehen.»
Magozzi lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und dachte darüber nach. «Schwer zu sagen. Es ist ein großer Unterschied, ob einer nur an Selbstmord denkt oder ihn tatsächlich verübt, aber Marty könnte gefährdet sein. Wenn er wirklich andauernd diese Blackouts hat, ist er auf dem besten Wege, sich zu Tode zu saufen, das ist jedenfalls sicher.»
«Genau wie sein Schwager. Mann, das ist vielleicht 'ne kaputte Familie. Weißt du, ich hätte Gilbert wirklich gern für den Mord an seinem Vater einkassiert, aber um die Wahrheit
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