Monkeewrench - 02 - Der Köder
Stunden.»
Sol lächelte verhalten. «Wir schalten nicht gerade Werbeanzeigen, aber es gibt mehr von uns, als Sie sich vielleicht vorstellen. Besonders in dieser Nachbarschaft.»
«Verdammt, entschuldigen Sie bitte», sagte Gino.
«Danke, Detective Rolseth.» Er sah hinunter auf die bläulichen Venen, die sich über seine alten Hände zogen. «Ich versuche mir vorzustellen, warum jemand Menschen umbringen will, die die Lager überlebt haben. Was hat das für einen Sinn?» Kopfschüttelnd und traurig breitete er in einer hilflosen Geste die Hände aus. «Wir sind alle alt. Bald werden wir ohnehin tot sein.»
Was kann man darauf sagen, dachte Magozzi, konsterniert über die Unverblümtheit des Mannes. «Wir untersuchen die Möglichkeit eines Verbrechens aus Rassenhass.»
Sol sah ihm in die Augen und fixierte ihn derart intensiv, dass Magozzi seinen Blick nicht abwenden konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. «Wenn man Juden so sehr hasst, dass man sie ausrotten will, dann tötet man die Zuchttiere, Detective, verstehen Sie?» Magozzi versuchte zu nicken, hatte aber das Gefühl, dass sein Hals gelähmt war. «Das haben uns die Nazis beigebracht. So nannten sie unsere jungen Leute – Zuchttiere – als wären wir Vieh. Sicher, sie brachten auch alte Menschen um, aber nur weil sie nutzlos waren und ihnen im Wege. Hier muss es um etwas anderes gehen.»
Gino hatte sich nicht gerührt, seit der alte Mann zu sprechen begonnen hatte. Jetzt atmete er lange aus und sprach leise. «Dann müssen wir nach anderen Gemeinsamkeiten zwischen Ihrem Freund Morey und Rose Kleber suchen. Wie wir schon sagten, etwas, das sie verband und sie beide ins Visier des Mörders brachte. Vielleicht sind sie sich ja im Lager begegnet und über die Jahre in Kontakt geblieben?»
Sol schüttelte den Kopf. «Mrs. Kleber war in Buchenwald. Mehr wollte sie mir an jenem Tag nicht sagen, als sie herkam, um die Vorkehrungen für die Beisetzung ihres Mannes zu besprechen, und sie brachte den Namen des Lagers kaum über die Lippen. Morey war in Auschwitz, wie ich auch. Dort hat er mir das Leben gerettet, wussten Sie das?»
«Nein, Sir, das wusste ich nicht», erwiderte Gino.
«So war Morey. Selbst damals hat er Menschen geholfen. Vielleicht werde ich Ihnen eines Tages davon erzählen.» Er blickte hinüber zu Magozzi und dann wieder zu Gino. Seine dunklen Augen wurden feucht. «Der Mann war ein Held. Wer würde einen Helden töten wollen?»
KAPITEL 17
Die Sonne ging schon fast unter, als Magozzi auf der Druckmatte vor Grace MacBrides Vordertür stand und auf die Überwachungskamera horchte, die am Dachkasten über seinem Kopf surrte. Er unterdrückte die Regung, das Haar aus der Stirn zu streichen. Es war voll und schwarz und inzwischen zu lang, es fiel in alle Richtungen. Er hätte es am Sonnabend schneiden lassen sollen, bevor die Leute in Minneapolis wieder anfingen, einander umzubringen.
Ein leises Bellen auf der anderen Seite der Stahltür, als die Riegel zurückgeschoben worden, ließ ihn schmunzeln. Der große drahthaarige Charlie, eine Promenadenmischung, die Grace von der Straße gerettet hatte, war nur unerheblich weniger paranoid als seine Besitzerin. Es hatte Wochen gedauert, bis er es aushielt, auf der anderen Seite der Tür zu warten, wenn Magozzi zu Besuch kam, und ihn mit einem aufgeregten Bellen willkommen hieß, statt hastig im nächstgelegenen Versteck zu verschwinden. Inzwischen hatte Magozzi mehr als ein Hemd wegwerfen müssen, weil schmutzige Pfoten und enthusiastische Hundeküsse es ruiniert hatten, aber es machte ihm nicht das Geringste aus.
Als die Tür aufging, bot sich ihm nur ganz kurz das Bild von Grace' schwingendem schwarzem Haar und den lächelnden blauen Augen, bevor Charlies Pfoten auf seinen Schultern lagen und die lange Schlabberzunge sein Gesicht fand. Diese Begrüßung brachte ihn immer wieder zum Lachen und versöhnte ihn mit der Welt. Er fragte sich, ob er sich nicht zu einem Rendezvous mit dem Hund verabreden sollte.
«Lass ihn das nicht machen», ermahnte ihn Grace jedes Mal. «Er darf keine Leute anspringen. Du ruinierst meine Erziehung.»
Magozzi grinste sie über Charlies Schulter an. «Lass uns zufrieden. Ich bin heute noch nicht gedrückt worden.»
«Ach, es ist hoffnungslos mit euch beiden. Komm rein.»
Grace trug einen schwarzen Trainingsanzug und Tennisschuhe, was bedeutete, dass sie nicht ausgehen würden – ohne ihre englischen Reitstiefel tat sie keinen Schritt vor die Tür –,
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