Monkeewrench - 02 - Der Köder
weißt, verdammt. Du hast eine Heidenangst bekommen, als du hörtest, dass Ben Schuler erschossen worden ist. Das haben Gino und Magozzi mitgekriegt. Meinst du, sie fragen sich nicht, warum? Und sie waren nicht dabei, als es dich beim Anblick von Rose Klebers Foto umgehauen hat. Verdammt, Jack, du weißt etwas über diese Morde. Warum rückst du nicht raus damit? Menschen sterben.»
Jack drehte sich zu ihm. «Was zur Hölle soll das? Gestern war es dir noch völlig gleichgültig, wer deinen eigenen Schwiegervater umgebracht hat, und heute spielst du wieder Mr. Cop. Was soll das?»
«Ach ja? Du hast da was vergessen, Jack. Gestern hast du mir mächtig zugesetzt, weil ich angeblich nicht versuchen würde herauszufinden, wer Morey umgebracht hat, und jetzt, da ich ein paar Fragen stelle, bist du derjenige, der nicht darüber sprechen will. Was soll das?»
Voller Frust schlug Jack den Kopf nach hinten gegen den Sitz und las das große grünweiße Freeway-Schild, während sie durch eine Unterführung fuhren. «Verdammt, Marty, das war Jonquil. Du bist vorbeigefahren. Nimm die nächste Ausfahrt.»
«Du musst mit mir reden, Jack. Von alleine verschwindet dieses Problem nicht.»
Jack blieb einen Moment lang stumm, und dann, gerade als sie auf der Freeway-Ausfahrt langsamer wurden und die relative Sicherheit des städtischen Verkehrs erreichten, schloss er den Sicherheitsgurt über seinem Schoß. «Fahr rechts ab, dann drei Blocks hoch. Die Straße gabelt sich an einem Bach, da musst du dich links halten.»
Marty sah auf seine rechte Hand, die das Lenkrad umfasste. Sie sah aus wie eine Faust, und er fragte sich, was es wohl für ein Gefühl sein mochte, Jack diese Faust ins Gesicht zu schmettern. Es bedurfte seiner gesamten Willenskraft, besonnen und nicht bedrohlich zu sprechen. «Hör mir zu, Jack. Du machst einen Denkfehler. Wenn du etwas weißt, was den Cops helfen könnte, dem Morden ein Ende zu setzen, dann musst du es ihnen sagen. Denn wenn du es nicht tust und noch jemand stirbt, hättest du gleich selbst abdrücken können.»
Jack wandte sich ihm mit einem eigenartigen Lächeln zu, das an- und auszugehen schien, während sie unter den Straßenlaternen hindurchfuhren. «Das wird nicht passieren, Marty. Keine Sorge. Hast du eigentlich noch die 357er von damals?»
Marty sah Jack ungläubig an und hätte beinahe einen parkenden Wagen geschrammt. «Zum Teufel, Jack, du machst mich irre. Ich weiß nicht mehr, wer du bist.»
«Ich auch nicht. Aber was ist mit der Waffe? Hast du sie noch?»
Marty stieg in die Bremse, sodass Jack nach vorne geschleudert wurde und der Wagen mit kreischenden Reifen mitten auf der Straße zum Stehen kam. «Ja, ich habe die gottverdammte Waffe! Willst du sie ausleihen? Dir eine Kugel in den Kopf jagen und mir die Mühe ersparen?»
«Hm, Marty, ruhig doch.» Jack schüttelte die Hand, mit der er sich am Armaturenbrett abgestützt hatte. «Du hast mir fast das Handgelenk gebrochen. Gut, dass ich noch den Sicherheitsgurt angelegt habe. Wusstest du, dass neunzig Prozent aller Autounfälle auf normalen Straßen passieren? Alle denken, die Freeways sind die Schlachtfelder, aber dem ist nicht so.»
Marty schloss die Augen und lehnte die Stirn gegen das Lenkrad.
«Also, zurück zu der Waffe. Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust. Fahr nach Hause, hol sie, hab sie immer zur Hand und bleib für ein paar Tage bei Ma. Wirst du das tun?»
Marty drehte den Kopf, sah ihn hoffnungslos resigniert an. «Jack, du musst mir erzählen, was geschieht.»
«Menschen werden erschossen, das geschieht. Alte Menschen. Juden. Wie Ma. Behalt sie einfach im Auge, das ist alles.»
Marty seufzte und fuhr langsam an. Am Bach links, in weiten Kurven um eine baumbestandene Siedlung, und die ganze Zeit über fühlte er sich, als führe er durch einen Traum, unfähig, irgendetwas zu ändern.
«Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich noch mehr Menschen sterben lassen würde, wenn ich etwas tun könnte, um dem Einhalt zu gebieten, oder, Marty?»
Marty brauchte nicht zu überlegen, und das überraschte ihn. «Nein. Das glaube ich nicht. Aber ich glaube, du steckst in Schwierigkeiten, und du willst dir von mir nicht helfen lassen.»
Jack lachte glucksend. «Mir kann schon seit langer Zeit niemand mehr helfen, Marty. Aber es war verdammt nett von dir, mir Hilfe anzubieten.» Er lehnte den Kopf wieder zurück und blickte hinauf zu den goldenen Unterseiten der Nachtwolken, die das ferne Licht der Stadt
Weitere Kostenlose Bücher