Monkeewrench 03 - Mortifer
die ihr als Ewigkeit erschien. Sich jetzt von den beiden anderen zu trennen schien unmöglich. Sie war zwei Schritte weit gekommen, als Halloran sie am Oberarm packte und zu sich herumdrehte. »Diesmal nicht. Hast du verstanden, Sharon? Diesmal lasse ich dich nicht gehen.« Seine Worte waren wie eine Ohrfeige, die sie aus ihrer Trance holte.
Sharon spürte, wie in ihr etwas zerriss. Ein Teil von ihr wollte in die eine, ein Teil in die andere Richtung. Sie spürte Hallorans Finger um ihren Arm, und ihr wurde klar, dass sie ihn erschießen musste, bevor er loslassen würde. Sie entschied sich dagegen.
Magozzi, Gino und Agent Knudsen starrten hinter dem Monkeewrench-Quartett her, und jeder von ihnen dachte Dinge, die er niemals laut aussprechen würde. Schließlich meldete sich Knudsen zu Wort.
»Wir drei könnten sie wahrscheinlich überwältigen und zu dem Bus zurückschleppen«, sagte er. »Mit Ausnahme des Riesen, heißt das.«
Magozzi grinste schwach, während er Grace hinterhersah. Eigenartig. Eigentlich hätte sie kleiner werden müssen, je weiter sie sich entfernte, doch stattdessen sah sie mit jedem Schritt größer aus. »Komm mir nicht hinterher, Gino.«
Gino sah ihn nicht an. »Wenn du gehst, gehe ich auch.«
»Sei kein Idiot. Alles, was ich habe, geht gerade in diesen Schuppen. Alles, was du hast, ist zu Hause in Minneapolis und wartet dort auf dich.«
Gino starrte seinem Freund und Partner hinterher. Nicht alles, Kumpel. Nicht alles.
KAPITEL 35
Magozzi überquerte eine scheinbar endlose Betonfläche in Richtung des Schreibtisches mit dem Computer, der Bombe und der gesamten Monkeewrench-Truppe am anderen Ende des Schuppens. Alles, was er sah, war Grace – und Charlie natürlich. Gottverdammt, der Hund würde mit ihr sterben.
Sie spürte ihn kommen. »Verschwinde, Magozzi«, sagte sie, ohne sich umzudrehen, als er neben ihr war. »Geh mit den anderen. Bring dich in Sicherheit. Ihr habt nur noch acht Minuten Zeit, um außer Reichweite zu kommen, bevor Roadrunner anfängt, auf dieser Tastatur herumzuhämmern.«
Es war das erste Mal, dass sie ihn direkt angesprochen hatte, und aus irgendeinem Grund, der aller Logik widersprach, machte ihn das fast überglücklich. Er wartete, bis sie seines aufreizenden Ungehorsams überdrüssig war und sich wütend zu ihm umdrehte. Dann, in der Sekunde, als sich ihre Blicke trafen, lächelte er sie an und sagte: »Hallo, Grace.«
Fast im gleichen Moment wandte sie sich wieder von ihm ab und starrte auf den Computermonitor, doch ihre Mundwinkel zuckten leicht. »Sieben Minuten.«
»Okay. Willst du von hier abhauen?«
Draußen hatten sich Gino, Bonar, Halloran und Sharon in Knudsens einfache Limousine gequetscht. Knudsen hatte den Motor noch nicht angelassen. In Erfüllung seiner Pflicht zu sterben war eine Sache – diese Möglichkeit nahm man von dem Augenblick an in Kauf, in dem man sein Abzeichen erhielt. Sinnlos zu sterben war eine ganze andere. Niemand gab vor, dass es ruhmreich war, sich sinnlos selbst zu opfern, nicht einmal das FBI. Und das hier wäre sinnlos. Weiterleben, um weiterzukämpfen, hieß die Devise. Sich in die Luft jagen oder vergasen zu lassen nutzte niemandem etwas, und das war der Grund, warum Knudsen von hier verschwinden würde. Falls also das Undenkbare geschah, würde er leben, um weiterzumachen, die bösen Jungs zu finden, falls noch welche übrig waren, und die Dinge aufzudecken, damit sie wussten, wonach sie beim nächsten Mal suchen mussten und damit sich so etwas niemals wiederholen konnte.
Nur dass er den Motor nicht anließ. Er fuhr nicht los. Er saß einfach nur wie eine Schnecke hinter dem Lenkrad und rührte sich nicht, während die Sekunden vergingen, und dachte an die Zivilisten und den Cop in dem Schuppen, die aus irgendeinem Grund zu glauben schienen, dass Selbstaufopferung in diesem Fall absolut nicht sinnlos war. Er wartete darauf, dass die übrigen vier Leute im Wagen ungeduldig auf die Rücklehne oder das Armaturenbrett hämmerten und ihn anbrüllten, dass er verdammt noch mal zusehen sollte, dass sie so schnell wie möglich von hier verschwanden, doch keiner sagte auch nur ein Wort.
»Wie lange noch?«, fragte Annie.
Harley sah auf seine Uhr. »Fünf Minuten.«
Das Warten brachte Magozzi um. Grace war auf seinen Vorschlag abzuhauen überhaupt nicht eingegangen, und die anderen waren mit dem Programmkode auf dem Bildschirm des Notebooks beschäftigt, und somit blieb ihm nichts anderes übrig, als tatenlos
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