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Monkeewrench 03 - Mortifer

Monkeewrench 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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lesen, der in den Metallkasten eingestanzt war, nur um sicherzugehen, als sie spürte, wie Adrenalin in ihren Kreislauf schoss. Der PVC-Mantel – und das Bündel Drähte darin – war glatt durchgeschnitten.
    Grace erstarrte, und nun bewegten sich nur noch ihre Augen. Sie spürte, wie sich ihr Gehör schärfte und Geräusche aus dieser unheimlichen Stille zu extrahieren versuchte, die sie umgab.
    Kinder, versuchte sie sich zu beruhigen. Kinder mit einem Taschenmesser und einem verdammt irregeleiteten Sinn für Streiche.
    Nach ein paar Sekunden bewegte sie sich langsam weiter, umrundete vorsichtig das Gebäude der Tankstelle, bis sie den Telefonkasten fand – und die ebenfalls durchtrennte Leitung mit den zerfetzten Drahtenden darin. Ihr Verstand arbeitete mit Lichtgeschwindigkeit und kompensierte die Zurückhaltung, die sie ihrem Körper aufzwang.
    Sie ging zu dem Fachwerkhaus hinüber, fand die Telefonbox – ein weiterer sauberer Schnitt – und schlich vorsichtig zur Vordertür. Sie öffnete, blickte in die Schatten und lauschte. Es war nicht nötig, die Räume zu durchsuchen. Sie wusste auch so, dass niemand zu Hause war.
    Sie schloss leise die Tür, dann stand sie für ein paar Sekunden auf der kleinen Veranda, sah sich um, lauschte, sehnte sich nach einer Brise, welche die Stille durchbrach, die sie zu ersticken drohte.
    Es war ihr egal, was Sharon über Normalität in kleinen, abgelegenen Dörfern und über nicht abgesperrte Türen an einem Samstagnachmittag erzählt hatte. Sie wollte nichts davon wissen, nicht jetzt. Sie war zu sehr damit beschäftigt, der Stimme in ihrem Kopf zu lauschen, die ihr sehr laut und sehr deutlich sagte, dass sie eigentlich überhaupt nicht hier sein sollten.

KAPITEL 6
    Sheriff Michael Halloran saß in seinem Büro im ersten Stock des Kingsford County Government Center und hatte seinen Stuhl zu dem großen Fenster hingedreht, das auf Helmut Kruegers Milchfarm hinausging.
    Er hatte nie gehört, dass jemand Bonar Carlson als brillant bezeichnet hätte, doch der Mann sah mehr als die meisten anderen und widmete seine Aufmerksamkeit kleinen Details, die der Rest der Welt nur flüchtig überflog. Das war einer der Gründe, die Bonar zu einem so guten Cop machten. Jetzt endlich bemerkte Halloran, was Bonar schon längst aufgefallen war, und er fühlte sich ein wenig minderwertig, als wäre er den größten Teil des Sommers mit geschlossenen Augen durch die Gegend gelaufen.
    Helmut Kruegers Weideland war nicht annähernd so üppig grün, wie es hätte sein sollen; es hatte jenen herbstlichen Farbstich, den Gras bekommt, wenn es von den Wurzeln her zu vertrocknen anfängt und das erste Gelb durchschimmert. Und wenn das nicht ausreichte, um Bonars Vorhersage einer Dürre zu bestätigen, dann musste man bloß einen Blick auf die Herde Holsteiner werfen. Sie standen dicht beieinander in einem schwarz-weißen Gewirr, die Hinterteile nach außen gereckt wie Football-Spieler beim Spielanpfiff, und ihre Schwänze versuchten wirkungslos die Plage saugender Insekten abzuwehren, die einer Färse mühelos innerhalb weniger Tage fünfzig Kilo rauben konnten.
    In jedem Wisconsin-Sommer war Ungeziefer der einen oder anderen Art ein ständiges Ärgernis, doch wenn Dürre drohte, nahm die Moskitopopulation drastisch ab, während Pferdebremsen und Stallfliegen sich epidemieartig vermehrten und den Farmtieren das Leben zur Hölle machten.
    Die Anzeichen für eine drohende Dürre waren die ganze Zeit über direkt vor seiner Nase gewesen, und Halloran hatte sie nicht bemerkt. Es brachte ihn dazu, seine eigene Beobachtungskraft anzuzweifeln und sich zu fragen, was er in einem Job zu suchen hatte, wo der Erfolg doch in der Regel darauf beruhte, Dinge zu bemerken, die anderen Menschen entgingen.
    Wie beispielsweise bei diesem Fall. Dies war sein zweiter Mordfall in ebenso vielen Jahren – nach einem Jahrzehnt, in dessen Verlauf das Schlichten einer Kneipenschlägerei der Gipfel seiner Tätigkeit als Gesetzeshüter gewesen war. Diese Art von Hintergrund bereitete einen beim besten Willen nicht darauf vor, einen Sinn in dem Auftauchen von drei nackten Leichen zu erkennen, die aussahen wie in einem abseits gelegenen Tümpel versenkte Kriegsopfer.
    Er starrte hinunter auf die Akte auf seinem Schreibtisch und die blanken Zeilen, die ihn wegen allem zu verspotten schienen, was er nicht wusste.
    Bonar klopfte auf dem Weg ins Büro lässig an den Türrahmen und ging geradewegs auf den Sitz gegenüber Hallorans

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