Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
keinen Schritt näher, Sir.«
    Gottverdammte Wochenendkrieger, dachte Harold. Plötzlich war er wütend darüber, dass zwei Spielzeugsoldaten, die nur einmal im Monat ausrückten, den Nerv hatten, ihre Waffen – geladen oder nicht – auf einen der Steuerzahler zu richten, die ihren Sold bezahlten. Er straffte die Schultern, zog den Kopf ein und starrte finster von einem zum anderen. »Ihr Jungs habt euch gerade höllischen Ärger eingehandelt …«
    »Harold?«
    Verblüfft und verunsichert durch den unerwarteten Ruf seiner Frau drehte Harold den großen Schädel und sah, dass Jean ausgestiegen war und geduckt vor dem rechten Kotflügel stand. Ihre Blicke huschten angstvoll zwischen den beiden Soldaten mit den Gewehren und ihrem Ehemann hin und her. Herrgott im Himmel, dachte Harold. Er würde die Frauen niemals verstehen. Jean aß keine Eier aus Angst, sich irgendwann in vierzig Jahren eine Arterie zu verstopfen, aber sie hatte nicht das geringste Problem damit, vor den Läufen von zwei Maschinengewehren aus dem Wagen zu steigen, als bestünde sie aus Kevlar.
    »Steig sofort wieder in den Truck, Jean«, sagte er, so ruhig er konnte, weil er sie jetzt nicht gebrauchen konnte und sie die Dinge nur noch komplizierter machte, auch wenn er sicher war – absolut sicher –, dass diese beiden Gewehre nicht geladen waren.
    Sie blickte ihn sekundenlang wortlos an, bevor sie sich umwandte und wieder in die Kabine kletterte.
    »Sie ebenfalls, Sir«, sagte der Sommersprossige und gestikulierte mit seinem Gewehr in Richtung Pick-up. »Steigen Sie wieder ein, bitte. Auf der Stelle. Ihre Genehmigung zur Durchfahrt muss jeden Augenblick kommen. Ich warte lediglich auf den Rückruf. Es dürfte höchstens noch ein paar Minuten dauern.«
    Harold funkelte den Mann an, dann wandte er sich um und stieg wieder ein. Er starrte auf die Tränen, die seiner Frau über die Wangen rannen, sah, wie heftig ihre Hände zitterten, und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er den Wunsch, einem anderen menschlichen Wesen Schmerz zuzufügen. Zwei Menschen, genau genommen. Im Augenblick konnte er nicht viel unternehmen gegen diese beiden aufgeplusterten Jungspunde, die mit geladenen, vielleicht aber auch nicht geladenen Gewehren durch die Gegend liefen, aber bei Gott, sobald er ein Telefon zu greifen bekam, würde er die Drähte bis nach Washington heiß laufen lassen, wenn es sein musste, und dafür sorgen, dass diese Arschlöcher …
    Stopp. Moment mal, Harold.
    Er hatte ununterbrochen zu den Soldaten gestarrt, die bei ihrem Jeep standen, während seine Gedanken und Urteilskraft von Wut beherrscht gewesen waren, und er hatte daher nicht bemerkt, was jedem einigermaßen klar denkenden Narren sofort in die Augen gesprungen wäre – und nun, da er es sah, spürte er, wie sich sein Magen vor Angst verkrampfte und sein Herzschlag beinahe aussetzte.
    »Jean«, flüsterte er, die Augen unverwandt geradeaus gerichtet, mit Lippen, die sich kaum bewegten, während ihm der Schweiß über die Stirn rann, als hätte jemand einen Hahn aufgedreht. »Duck dich in deinen Sitz und halt ganz still.«
    Das Eigenartige war, dass Jean, die starrköpfigste Frau, die Harold kannte, ohne eine Sekunde des Zögerns tat, wie ihr geheißen – wahrscheinlich weil sie lange vor ihm gemerkt hatte, dass irgendetwas an dieser ganzen Sache faul war. »Werden wir Tommy suchen?« war alles, was sie fragte.
    »Genau das machen wir.«
    Harold schob den Schalthebel langsam, ganz vorsichtig aus der Parkstellung, während er auf seinem Sitz nach vorn rutschte, bis er kaum noch über das Lenkrad sehen konnte, dann trat er mit seinem schweren ledernen Schnürstiefel das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der alte Ford Pick-up machte einen Satz und krachte durch die Sägeböcke wie ein wütender Bulle, der eine Scheunenwand durchbrach. Holzsplitter flogen davon, und der Motor brüllte so laut, dass die Insassen des Wagens kaum das Gewehrfeuer hörten, das rings um sie herum die Scheiben zerfetzte.
     
    Annie und Sharon waren zu Grace an die Fliegentür gekommen, als sich ein leises Knattern in das ferne Aufbrüllen dessen mischte, was auch immer es sein mochte, das in ihre Richtung kam.
    Annie war ziemlich aufgeregt. Sie hatte das brüllende Geräusch bereits als die Maschine eines großen Pick-up identifiziert – in ihrer Jugend in Mississippi hatte sie mehr Zeit in Pick-ups verbracht, als ihr lieb war, sowohl sitzend als auch liegend –, war an diesem Punkt aber nicht mehr besonders

Weitere Kostenlose Bücher