Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
anderen ein Zeichen zum Aufbruch gegeben hatte, begann sie sich auf dem Bauch rückwärts zu schieben, tiefer in den Wald hinein, weiter weg von dem alten Weg. Sie bewegten sich sehr langsam und achteten sorgfältig darauf, die Farnwedel vor sich nicht zu bewegen, denn ein zweites Mal würden sie kein Glück mehr haben. Nach mehreren Minuten des schmerzhaften Rückwärtskriechens auf dem Bauch waren sie tief genug in die Deckung des Waldes vorgedrungen, um sich auf Hände und Knie zu erheben und lautlos weg von den Soldaten, weg von der verlockenden Freiheit hinter dem Sperrgebiet und zurück in Richtung des menschenleeren Ortes zu kriechen.
    Scheinbar nach einer Ewigkeit hatten sie den Waldrand hinter Four Corners erreicht und lagen nebeneinander hinter einem Gestrüpp aus jungen Scheinakazien.
    Grace spähte hinaus auf den Streifen Wiese, der zwischen ihnen und dem Fachwerkhaus hinter »Hazel’s Café« lag, dann blickte sie vorsichtig in alle Richtungen und konzentrierte sich besonders auf die tieferen Schatten. Die Soldaten im Wald waren fast nicht zu erkennen gewesen, bis sie ihnen beinahe in die Arme gerannt waren. Ein Dutzend von ihnen konnte sich ringsum in Steinwurfweite aufhalten, ohne dass sie es bemerkte.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch, während sie sich dazu zwang, ihren Verstand von allem überflüssigen Ballast zu befreien und sich lediglich auf das zu konzentrieren, was zum Überleben notwendig war – ein geeignetes Versteck, ein sicherer Ort, wo sie in Ruhe über das nachdenken konnten, was sie gesehen und gehört hatten, um zu beschließen, was sie als Nächstes tun würden.
    Ihr Blick blieb auf der Tür zum Sturmkeller haften, die schräg an das Fundament des Fachwerkbaus angrenzte. Vor der Tür erstreckte sich ein freier Fleck niedergetrampelter Wiese, der auf regelmäßige Benutzung hindeutete – vielleicht war die Tür unversperrt, wie alle anderen Türen in dieser Ortschaft auch.
    Grace sah zu Annie und Sharon hinüber, gab ihnen ein Zeichen, dass sie in Deckung bleiben sollten, und lief dann los. Sie rannte über das Gras, packte den Griff der schweren Holztür und hob sie hoch. Die Angelbänder bewegten sich lautlos auf ihren gut geölten Zapfen. Sie lehnte die Tür an einen Betonblock, der offensichtlich nur diesem Zweck diente, und blickte eine kurze, steile Treppe aus Beton hinunter. An ihrem Ende gab es eine zweite Holztür. Ohne eine Sekunde zu überlegen, was sie tun würde, falls sich jemand hinter der Tür versteckte, rannte sie die Treppe hinunter, drehte an dem kalten Metallgriff und stieß die Tür auf.
    Kalte, feuchte Luft strömte ihr in einem Schwall entgegen wie ein frierender Geist, begierig, sich ein wenig aufzuwärmen. Sie bekam eine Gänsehaut, genauso sehr von der kühlen Luft wie von der Angst, irgendetwas könnte dort in der Dunkelheit auf sie lauern. Sie packte die Sig fester in ihrer verschwitzten Hand, während sie darauf wartete, dass sich ihre Augen an das trübe Dämmerlicht gewöhnten, das durch Lichtschächte an den Seiten in den Raum fiel. Feuchte Bruchsteinmauern bildeten die Wände über einem Boden aus verdichteter Erde, und die Decke mit dem Haus darüber wurde von roh behauenen Holzpfeilern getragen. Um die Pfeiler herum waren Kartons gestapelt wie schimmelnde Pyramiden, verzogen und verformt von der ständigen Feuchtigkeit.
    Grace bewegte sich lautlos durch das Wirrwarr und näherte sich vorsichtig jedem Schatten, in dem sich etwas verbergen konnte, dann eilte sie zu der Betontreppe zurück und winkte Sharon und Annie herbei. Sie beobachtete, wie die beiden Frauen in geducktem, ängstlichem Lauf die Wiese überquerten. Es sah aus wie in einem Kriegsfilm, nicht wie im richtigen Leben.
    Nachdem sie alle im Keller in Sicherheit und die Türen hinter ihnen geschlossen waren, stürzte Annie schnurstracks auf ein altes Betonwaschbecken zu, das auf vier gemauerten Stützen ruhte – um etwas zu trinken, sich die Hände zu waschen, ihr Kleid zu säubern, wer konnte das bei Annie schon wissen –, doch Grace packte sie beim Arm und deutete lautlos in Richtung Decke. Selbst das Aufdrehen eines Wasserhahns würde sie verraten, falls jemand oben im Haus war.
    Sie huschte zu der frei im Raum stehenden Holztreppe, die nach oben ins Erdgeschoss des Fachwerkhauses führte. Annie und Sharon folgten ihr. Oben auf der Treppe angekommen, hielt Grace inne und presste lauschend und mit angehaltenem Atem das Ohr an die Tür. Sie blieb lange reglos stehen, bevor

Weitere Kostenlose Bücher