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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Minneapolis Police Department.»
    Ihr Gesicht war so verknittert wie seine Hemden, wenn sie aus dem Trockner kamen, doch mittendrin erstrahlten perfekte Zähne. Viel zu perfekt: hollywoodweiß. Bei einer jüngeren Frau wäre dieses Lächeln unwiderstehlich gewesen, an ihr wirkte es einfach nur merkwürdig. «Ich weiß, wer Sie sind, Detective. Maggie hat mir von Ihnen erzählt, und ich habe Sie natürlich auch schon hin und wieder im Fernsehen gesehen.» Sie faltete die Hände unter dem schlaffen Busen, sah sich im Zimmer um und wirkte dabei zum ersten Mal ein wenig bekümmert. «Bitte entschuldigen Sie das Durcheinander hier.»
    Magozzi hatte das Gefühl, in eine Folge von Twilight Zone geraten zu sein. Diese alte Frau hatte gerade einen Mord mit angesehen. Auf ihrem Wohnzimmerteppich lag ein blutender Mann. Eigentlich hätte sie doch entsetzt sein müssen und verängstigt, sie hätte zittern müssen, unter Schock stehen.
    «Aber er hat Maggie mit der Pistole bedroht, wissen Sie, da blieb mir einfach keine andere Wahl. Beim besten Willen nicht.» Sie richtete die blauen Augen wieder auf Magozzi, und er sah, wie verblasst sie wirkten, wie eine alte Fotografie, die bald ganz verschwinden würde. «Sie sehen mitgenommen aus, Detective. Es war sicher ein harter Tag für
    Sie, für Sie alle. Warum setzen Sie sich nicht einfach zu mir ans Feuer? Maggie macht uns sicher einen Tee... »
    Maggie Holland versuchte, sie davon abzubringen. Sie versuchte sogar, sie ins Bett zu schicken, was für eine alte Frau nach einer solchen Nacht sicher nicht das Schlechteste gewesen wäre. Doch Laura wollte nichts davon hören. Bisher hatte sie ausgesprochen klar und beherrscht gewirkt, fast schon unnatürlich beherrscht angesichts der Umstände, doch jetzt bemerkte Magozzi in ihrem verstockten, entschiedenen Kopfschütteln erste Anzeichen von Trotz. Erst glaubte er, dass es der Schock sein musste, verwarf den Gedanken aber rasch wieder. Nichts anderes sprach dafür. Wahrscheinlich verfiel sie schlicht und einfach langsam in das kindische Verhalten, das viele alte Menschen an den Tag legten, wenn der Kopf nicht mehr recht mitspielte.
    «Ich lasse mich nicht ins Bett schicken wie ein kleines Kind!», schrie sie so unvermittelt, dass alle zusammenzuckten. «Und ich werde diesen Polizisten Tee servieren und ihre Fragen beantworten!» Der Ausbruch kam so plötzlich und unerwartet wie das strahlende Lächeln, mit dem sie sich gleich darauf an Iris Rikker wandte, als ob nichts gewesen wäre. «Sie haben doch sicher Fragen an mich, nicht wahr, Sheriff Rikker? Ich habe so gern ein bisschen Gesellschaft.»
    Gruselig, dachte Magozzi. Sie ist übergeschnappt oder zumindest auf dem besten Weg dahin.
    Doch Iris lächelte ebenso strahlend zurück, was Magozzi als Pluspunkt verzeichnete. Rasche Auffassungsgabe, guter Instinkt. «Es wäre schön, ein wenig zu plaudern, wenn Sie nicht zu müde sind.»
    Laura tätschelte ihr den Arm. «Aber ganz und gar nicht, Kindchen.»
    «Sie ist schon sehr alt», sagte Maggie Holland leise zu Gino, der ihr in die Küche gefolgt war. Sie beschäftigte sich damit,
    Wasser aufzusetzen und Porzellantassen auf ein Tablett zu stellen. Die Tassen klapperten, als sie sie absetzte, weil ihr die Hände zitterten. «Außerdem lässt ihr Gedächtnis nach. Sie ist häufig verwirrt. Dann erinnert sie sich an die Dinge so, wie sie sie gern gehabt hätte, nicht so, wie sie eigentlich waren.»
    «Tatsächlich?»
    «Ja.»
    Gino spitzte die Lippen und nickte. «Für eine verwirrte alte Dame zieht sie aber noch ganz schön flott.»
    Maggie maß ihn mit einem kalten Blick. «Es war nicht das erste Mal, Detective, dass mir jemand eine Pistole an den Kopf gehalten hat, und ich glaube, ich kann ganz gut beurteilen, ob der Mann, der die Pistole hält, bereit ist abzudrücken. Sie hat mir vermutlich das Leben gerettet.»
    Gino besaß so viel Anstand, ein schlechtes Gewissen zu haben, machte allerdings keine Anstalten, das auch zu zeigen. Das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, fraß sich wie eine Termite durch seine Gedanken.
    «Trotz ihrer wilden Geschichten ist sie eine ganz reizende Frau. Sie hat Bitterroot zusammen mit ihrer Schwester gegründet, vor mehr als einem halben Jahrhundert. Es war ihr Land - jetzt ist es ihre Stadt.»
    «Verstehe. Dann hat sie also Weinbeck erschossen?»
    Maggie Holland presste die Lippen so fest zusammen, dass alle Farbe daraus verschwand. «Sie dachte, er würde mich töten. Und das hätte er auch getan. Er

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