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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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die immer wieder ihre Identität wechseln musste, je nachdem, von welchem Industriezweig und welcher Einwanderernation sie gerade beherrscht wurde. Vielleicht hatte Harley ihn auch erst letztes Jahr gepflanzt. John wusste es nicht, und noch vor drei Tagen hätte er auch nie über so etwas nachgedacht. Es brachte ihn völlig aus dem Konzept, dass er sich plötzlich solche Fragen stellte. Das war alles die Schuld dieser Monkeewrench-Leute, weil sie ihn an einen Tisch gesetzt hatten, wo er ständig von einem Baum abgelenkt wurde.
    Wieso interessierte es ihn überhaupt, wie alt der war? Solche Gedanken hatten doch sonst nur Leute, die scheußliche Gesundheitsschuhe trugen und sich Holzperlen um den Hals hängten. Soweit man ihn nicht jagen oder pflücken und anschließend zum Abendessen zubereiten konnte, hatte der Reichtum der Natur ihn nie auch nur ansatzweise interessiert. Natur war ohnehin meistens nur unschön, manchmal gefährlich und grundsätzlich nervtötend. Vor allem die Insekten. Die waren ja schon im relativ feuchten Klima von Washington, D. C., schlimm genug, doch hier in Minnesota konnte man darüber fast wahnsinnig werden. Als er neulich auf dem Parkplatz des Motels von einem Schwarm Stechmücken angefallen worden war, war er zum ersten und einzigen Mal in seiner Laufbahn in Versuchung gewesen, die Waffe zu ziehen.
    Was wäre eigentlich so schlimm daran, alle Insekten auszurotten? Wen störte es schon, wenn dabei auch die Frösche draufgingen? Die einzige Daseinsberechtigung von Fröschen lag schließlich darin, die Insektenpopulation zu regulieren, und das machten sie offensichtlich ziemlich schlecht. Wenn es keine Insekten mehr gäbe, müssten sich die Frösche entweder eine andere Aufgabe suchen oder eben aussterben. So war das nun mal im Leben … eigentlich auch ein hübscher Vergleich für die Zwangspensionierungspolitik des FBI.
    Sein Handy lag unbeachtet neben ihm auf dem Tisch, noch warm von den stundenlangen Telefonaten, mit denen er alle, die es wissen mussten, davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass Clinton Huttinger in Oregon festgenommen worden war und sich nun in Polizeigewahrsam befand. Ein erstaunlicher großer Teil von John begriff, dass er selbst ein klein wenig dazu beigetragen hatte, diesen Psychopathen dingfest zu machen ( und die Welt damit ein wenig sicherer für alle Kellnerinnen! ), und jedes Mal, wenn er wieder jemandem die Neuigkeit mitteilte und dabei den würdevollen, betont bescheidenen Ton anschlug, den man ihm bei der Ausbildung in Quantico eingebläut hatte, verspürte er dieses leise Flattern in der Magengegend, einen Anflug jener Zufriedenheit, von der sein Vater immer gesprochen hatte, wenn er wieder einen Übeltäter hinten in seinen Einsatzwagen gesperrt hatte. Dieses Gefühl war wie eine Droge. Ein Jammer, dass er es erst ganz am Ende seiner Laufbahn als Justizbeamter entdeckt hatte.
    «Ich wüsste ja zu gern, was Sie gerade denken, Mann.» Harleys gewaltige Pranke senkte sich so unvermittelt auf seine Schulter, dass John zusammenfuhr. Erstaunlich, wie lautlos sich dieser Riesenkerl bewegen konnte.
    John sah zu ihm auf. «Chaos, Mord und Totschlag – das Übliche eben.»
    «Meine Fresse, John, das war ja fast schon ein richtiger Witz. Geht’s Ihnen gut?»
    «Ehrlich gesagt geht es mir sogar ausgesprochen blendend. Die Nachricht zu verbreiten, dass Clinton Huttinger in Gewahrsam ist, das hatte etwas sehr … Befriedigendes.»
    Harley verfrachtete seinen schweren Körper auf einen Stuhl und streckte die Beine von sich. «Dem haben wir ordentlich Feuer unterm Arsch gemacht, was? Dann haben Sie also jetzt die ganze Zeit mit den großen Tieren in Washington gequatscht?»
    «Ja.»
    «Da bin ich aber froh. Ich dachte schon, Sie hätten Telefonsex, so lange, wie Sie da am Handy hingen. Und jetzt gerade dachte ich, Sie teilen irgendeinen abgedrehten Moment mit dem Baum da draußen, weil Sie ihn so selig angeschaut haben. Sie sahen fast glücklich aus. So gar nicht nach FBI.»
    John drehte seinen Schreibtischstuhl herum, bis er Harley direkt ansah. «Falls es Sie beruhigt: Ich habe gerade erwogen, sämtliche Frösche auszurotten.»
    Harley hob eine Augenbraue. «Frösche, hm? Seltsames Vorhaben für jemanden, der eigentlich Verbrechen bekämpft.»
    «Es war ein recht verschlungener Gedankengang.»
    «So was ist immer gut. Irgendwann besaufen wir zwei uns mal ganz gepflegt, und Sie erzählen mir, wie Sie drauf gekommen sind. Nicht, dass mir das groß was ausmachen würde. Ich

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