Monkeewrench 06 - Todesnaehe
freundlich aus. Um seinen Mund hatten sich angespannte Fältchen gebildet, und auf den Wangen hatte er hektische rote Flecken.
«Das war ja ein reichlich merkwürdiger Anruf, Detective Magozzi. Ich soll auf der Stelle in die City Hall kommen? Es stünden zahllose Menschenleben auf dem Spiel?»
«Ich bin in letzter Zeit etwas paranoid geworden, was die Privatheit von Handy-Telefonaten angeht.»
«Sehr vernünftig. Man weiß nie, wer sonst noch zuhört.»
«Genau das hat eine Freundin neulich auch zu mir gesagt.»
«Dann hören Sie mal auf Ihre Freundin. Mobilfunknetze stehen sperrangelweit offen. Ich kann gemütlich zu Hause vom Sofa aus jeden Anruf überwachen, der auf Ihrem Handy ein- und abgeht.»
«Echt gruselig», bemerkte Gino.
«So ist nun mal unsere schöne neue Welt.»
Magozzi musterte die beiden Männer, die Dahl im Schlepptau hatte. «Vielleicht sollten Ihre Freunde lieber hier unten auf Sie warten.»
Dahl hob die Augenbrauen. «Das sind Agenten, Magozzi.»
«Mit denselben Berechtigungen wie Sie?»
«Nicht ganz.»
«Schauen Sie sich erst mal an, was wir für Sie haben, dann können Sie immer noch entscheiden, ob Sie die beiden einbeziehen.»
Dahl deutete mit dem Kopf auf die Bank neben der Eingangstür. «Machen Sie sich’s bequem, meine Herren.»
Zu dritt durchquerten sie die Eingangshalle, sehr viel schneller als sonst, und Gino und Magozzi brachten Dahl unterwegs auf den neuesten Stand. «Wir haben in dem Haus, in dem die entführten Indianermädchen gefunden wurden, einen Rechner sichergestellt, auf dem sich richtig grauenvolle Daten gefunden haben. Die müssen Sie sich unbedingt ansehen. Unser Computerforensiker gibt Ihnen einen Überblick, aber danach kommen Sie bitte gleich zu uns ins Morddezernat. Wir haben da eine Kleinigkeit entdeckt, die die Sache in ein völlig neues Licht setzt.»
Eine halbe Stunde später betrat Dahl das Morddezernat, kämpfte sich an der neuen Türsteherin vorbei und ging zu den Schreibtischen, an denen Gino und Magozzi einander gegenübersaßen. Er sah aus wie der typische furchteinflößende FBI -Agent, hatte aber sichtlich selber Angst, was definitiv nicht zum Handlungskodex gehörte. Seine Miene war noch um einiges angespannter als unten in der Eingangshalle, und das wollte etwas heißen. Offenbar war sein Sorgenpegel inzwischen auf eine derart toxische Stufe geklettert, dass man ihn von außen ablesen konnte. Die Vene auf seiner Stirn pochte nur allzu deutlich.
«Hat Tommy Ihnen alles erzählt?» Gino bot ihm einen freien Stuhl neben seinem spektakulär unordentlichen Büroschrank an, und Dahl ließ sich darauf sinken, als wollte er nie wieder aufstehen.
«Bis ins kleinste, elende Detail. Auf dem Rechner, den wir aus dem Sprengstoffhaus geholt haben, waren zwar ein paar Terroristen-Chats, aber nichts, was damit zu vergleichen wäre.» Er schloss kurz die Augen. «Verdammt, wir haben’s verbockt. Und zwar gleich mehrfach. Die zwei Somalier aus dem ersten Haus standen nicht auf unserer Überwachungsliste. Und die Opfer aus Detroit und Los Angeles auch nicht.»
Magozzi musterte ihn erstaunt. Er hatte noch nie einen FBI -Agenten fluchen hören. «Also, wie zum Teufel sind die Typen durchs Raster gefallen?»
Dahl bedachte ihn mit einem grimmigen Blick. «Wir haben im Schnitt vierhunderttausend Leute auf unserer internationalen Überwachungsliste …»
«Vierhunderttausend?», wiederholte Gino fassungslos.
«Ja. Und das sind nur die Aktiven, die wir bereits mit Terrorangriffen und -gruppen in Verbindung gebracht haben. Die neue große Bedrohung sind die einsamen Wölfe, die keiner organisierten Gruppe angehören und nicht mal untereinander in Verbindung stehen. Darum finden wir sie auch nicht. Wir balancieren auf Messers Schneide, Detectives. Ständig.»
Magozzi hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Dieses kleine Geständnis war so gar nicht das, was er gern gehört hätte. Und der optische Eindruck machte es auch nicht besser.
Mit einem müden Seufzer rieb Dahl sich die Stirn. «Was ist denn nun Ihre Kleinigkeit, Detectives? Und bitte sagen Sie mir, dass sie die Sache in ein positiveres Licht setzt. Im Moment hat das FBI nämlich gerade mal vier Tage, um eine mögliche landesweite Katastrophe abzuwenden, und die Uhr läuft.»
«Gut, passen Sie auf», sagte Magozzi. «Joe Hardy hat nicht nur die beiden Somalier erschossen, die ihn getötet haben – er hat auch die zwei aus dem Entführungshaus umgebracht. Den Schützen aus Detroit kennen wir nicht,
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