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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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offenbarten damit sehr viel mehr, als wenn sie einen Blick gewechselt hätten. Der Chief ließ das auf sich beruhen und fuhr fort.
    «Anschließend wird der Inhaber des Yachthafens ermordet, vermutlich im Rahmen der Suche nach Smiths Aufenthaltsort, und Sie glauben jetzt, Ihre Freunde sind die Nächsten auf der Liste, weil sie ebenfalls mit ihm zu tun hatten.»
    «Genau», sagte Gino.
    «Was wiederum heißt, dass Ihre Freunde nicht die einzigen Gäste sind, die wir erwarten.»
    Magozzi wand sich unbehaglich. «Grace schwört Stein und Bein, dass ihnen niemand gefolgt ist. Aber ich weiß nicht, ich habe ein dummes Gefühl bei der Sache.»
    Der Chief musterte ihn eindringlich, und seine Augen sahen im schummrigen Licht aus wie glänzende schwarze Steine. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kamin zu. «Sie glauben, dass eine Verbindung zu den Terrorplänen besteht, stimmt’s?»
    Gino und Magozzi sahen ihn nur schweigend an.
    «Eine Fatwa, Araber auf einem Segelboot in der Karibik, großangelegte Anschlagspläne … Ich bin Indianer, Jungs, kein Idiot. Ihr Smith hängt richtig tief in dieser Sache drin. Trifft es das so weit?»
    «Im Großen und Ganzen.»
    Der Chief griff nach dem Schürhaken und fachte das Feuer etwas mehr an. Im Schein der Flammen wirkte seine dunkle Haut wie altes poliertes Holz. «Warum ist er dann nicht einfach unsichtbar geblieben? Dass er jetzt bei Ihren Freunden von Monkeewrench ist, bringt die doch nur noch mehr in Gefahr.»
    Magozzi senkte stirnrunzelnd den Blick – sein Schoß war einer der Orte, wo er gewohnheitsmäßig nach Antworten suchte, ohne allerdings je welche gefunden zu haben. «Anscheinend glaubt er, sie sind so oder so in Gefahr.»
    Der Chief nickte nachdenklich. «Klingt, als gäbe es da ein ganz schön dickes Wollknäuel zu entwirren.»
    «Hoffentlich nicht.» Langsam zerrten Müdigkeit und Besorgnis ernstlich an Magozzis Nerven, und der Eisregen, der nach wie vor unermüdlich an die Scheiben prasselte, machte es nicht besser.
    Eine Zeitlang blieb der Chief schweigend und reglos sitzen, dann schüttelte er den Kopf, und ein ironisches Grinsen spielte um seinen Mund und ließ die Lachfalten aufblitzen wie zwei tief eingegrabene Klammern. «John Smith. Besser könnte man’s sich nicht ausdenken.»
    «Wie meinen Sie das?», fragte Gino.
    «John Smith auf dem Weg ins Indianerreservat. Dieser Name hat für uns Ureinwohner eine ganz besondere Bedeutung. Haben Sie schon mal von Pocahontas gehört?»
    Magozzi und Gino wechselten einen Blick und erinnerten sich an längst vergangene Geschichtsstunden und einen Disneyfilm vor gar nicht allzu langer Zeit. John Smith, einer der Siedler von Jamestown zu Beginn des 17. Jahrhunderts, war von einer Indianerprinzessin vor dem Tod gerettet worden, so erzählte man sich zumindest. Vielleicht würde die Geschichte sich ja jetzt wiederholen.
    Zufrieden registrierte der Chief, dass sie die Ironie verstanden, die in Smiths Namen und seiner aktuellen Situation lag. «Ich setze jetzt erst mal Kaffee auf – viel zu früh für Mann oder Maus, um schon auf den Beinen zu sein. Die Sonne macht ja noch nicht mal Anstalten aufzugehen.»
    Gino deutete auf die Tarnkleidung des Chiefs. «Wollten Sie und Claude heute Morgen auf die Jagd?»
    «Kommt drauf an.» Der Chief streckte die baumstammdicken Knie durch und winkte ihnen, ihm zu folgen. «Kommen Sie mal mit. Ich will Ihnen was zeigen.»
    Er führte sie durch die Küche in eine Art Wirtschaftsraum mit der üblichen Ausstattung: Boiler, Waschmaschine und Trockner, Putzmittel- und Klopapiervorräte, Taschenlampen und Kerzen. «Falls Ihnen mal das Klopapier ausgeht, finden Sie hier Nachschub», meinte er mit leisem Lachen und ging dann weiter zu einer schweren Tür am anderen Ende des Raumes, die er aufschloss. «Und falls Ihnen die Schusswaffen ausgehen, finden Sie Ihren Nachschub hier.»
    Mit großen Augen betrachteten Gino und Magozzi die eindrucksvolle Batterie sorgfältig gewarteter Jagdgewehre und Schrotflinten: für jedes Tier, das durch die Wälder streifte, das passende Modell. In den Regalen neben den Gewehrständern stapelten sich die Schachteln mit der entsprechenden Munition.
    «Wow!», sagte Gino. «Das ist ja wirklich ein Vier-Sterne-Jagdhotel.»
    Der Chief nickte voller Stolz. «Wir sind gut ausgestattet. Richtige Jäger bringen natürlich ihre eigene Ausrüstung mit, aber einen Großteil des Umsatzes machen wir mit Firmenausflügen und Freizeitjägern, die ein paar Tage lang

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