Monster
Augen, schmaler kleiner Mund. Niemand, von dem man sagen würde, er sieht gut aus. Er hatte so was Hungriges - wissen Sie, was ich meine? Und braun gebrannt, als ob er sich unter einer Lampe gebraten hätte.«
»Wie oft ist er hier gewesen?«
»Nur dieses eine Mal. Oh, da fällt mir noch was ein, das Ihnen vielleicht weiterhilft: Ich habe seinen Wagen gesehen. Eine Corvette. Kein neues Modell, sondern eine von denen mit der langen Schnauze. In grellgelb. Wie ein Taxi. Ich habe sie gesehen, weil ich noch mal zur Tür rausgeschaut habe, nachdem er gegangen war, um sicherzugehen, dass er sich tatsächlich aus dem Staub macht. Und Sie glauben, er hat was mit dem Mord an Richard zu tun? Der Drecksack.«
»Keine Ahnung«, sagte Milo und trank sein Bier aus. »Sie waren eine große Hilfe. Vielen Dank noch mal. Arbeitet heute Abend sonst noch jemand, der sich vielleicht an den Kerl erinnert?«
Lew strich mit den Fingern über sein Weinglas. Der Sauterne hatte eine messinggoldene Farbe, er hatte ihn noch nicht einmal probiert. »Angelo vielleicht - ich wird mal fragen. Wollen Sie noch eins?«
»Nein danke. Sie haben nicht zufällig einen Blick auf das Nummernschild der Corvette geworfen? Und erinnern sich noch an ein paar Zahlen?«
»Ha«, sagte der Maitre d’. »Sie sind einer von diesen unverbesserlichen Optimisten, hm? Wie in dem Song - genau, ich wird Doris mal Bescheid sagen, dass sie den spielen soll.«
25
Angelo war ein einer Ober - in etwa so betagt wie Lew. Er wuselte mit rotem Kopf zwischen zwei Tischen hin unkahlköpfiger, kld her. Als der Maitre d’ ihn rief, verzog er mürrisch das Gesicht, sodass sein dünner Schnurrbart sich in ein umgedrehtes V verwandelte. Ungehalten vor sich hin murmelnd, kam er auf uns zu. Milo hatte sich vor zwei Monaten schon einmal mit ihm unterhalten, doch Angelo konnte sich an die Vernehmung nur vage erinnern. Die Frage nach dem Gast in Schwarz, der damals Ärger gemacht hatte, rief bei ihm nur ein Achselzucken hervor.
»Es geht um Richard«, sagte Lew. »Richard war ein netter Junge«, sagte Angelo. Milo sagte: »Gibt es sonst noch etwas, das Sie über ihn sagen könnten?«
»Netter Junge«, wiederholte Angelo. »Hat erzählt, dass er irgendwann mal ein großer Filmstar wird - ich muss wieder zurück. Alle meckern, es wären nicht genug Pilze in der Soße.«
»Ich rede mit der Küche.«
»Gute Idee.« Angelo ging.
Lew sagte: »Tut mir Leid. Seine Frau ist krank. Geben Sie mir Ihre Karte, und ich rufe an, sobald ich dazu komme, einen Blick in die Reservierungsbücher zu werfen.«
Auf der Fahrt zurück in die Stadt sagte ich: »Vielleicht war das Treffen im Oak Barrel Richards Vorsprechen. Er hat auf die Casting-Anzeige geantwortet, und Wark meinte: >Ich komme vorbei. Um einen Eindruck zu kriegen, wie du dich in deiner gewohnten Umgebung verhältst.< Wie ein Jäger, der seine Beute aufstöbert. Diese Vorgehensweise hätte darüber hinaus den Vorteil, dass er keinen formellen Ort für das Casting braucht.«
»Ziemlich leichtgläubig, der gute Richard.«
»Er wollte unbedingt ein Star werden.«
Milo stieß einen Seufzer aus. »Eine Lockenperücke, eine mit glatten Haaren - das Ganze bekommt allmählich einen reichlich ekligen Beigeschmack. Jetzt müssen wir nur noch diesen Mr. W. auftreiben und uns mal nett mit ihm unterhalten.«
»Zumindest kennen wir jetzt seinen Wagen. Eine gelbe Corvette ist ja nicht gerade unauffällig.«
»Die Farbe ist bei der Zulassungsstelle nicht registriert, nur Fabrikat, Modell und Baujahr. Trotzdem ist es ein Punkt, wo man ansetzen kann, falls die Corvette gestohlen war. Oder nie zugelassen … Lange Schnauze - vermutlich ein Modell aus den siebziger Jahren.« Er richtete sich ein wenig auf seinem Sitz auf. »Die Corvette würde außerdem erklären, warum Richard in seinen eigenen Wagen gestopft worden ist. Die Dinger haben nämlich keinen Kofferraum.«
»Außerdem kommt noch eine weitere Person ins Spiel«, sagte ich. »Die blonde Freundin. In dem Falle würde die Theorie mit dem zweiten Fahrer nämlich hinhauen. Sie wartet in der Nähe, bis Wark Richards VW losgeworden ist, dann holt sie Wark ab, und die beiden fahren weg. Ohne Spuren zu hinterlassen. Denn es gibt keinen Grund, die beiden mit Richard in Verbindung zu bringen.«
»Kein Produzent ohne die passende Blondine, was? Für sie haben wir noch nicht mal einen falschen Namen.« Er zog eine Zigarre aus seiner Tasche, öffnete das Fenster, hustete und überlegte es sich dann
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