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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Bar und starrten in ihre hohen Gläser, die auf Papierservietten standen. Ihre fleischigen Finger wühlten unablässig in Schälchen mit Nüssen, Oliven, gerösteten Paprikastreifen, Wurstscheiben oder rosa Krabben, die auf roten Plastikspießen steckten. Der Barmann ging auf die Sechziger zu. Er hatte eine dunkle Hautfarbe, wallendes Haar und den Gesichtsausdruck einer geschnitzten pazifischen Gottheit.
    Lew sagte: »Hernando, bring den Herren hier …«
    »Ein Grolsch«, sagte Milo. Ich bestellte das Gleiche, und Lew sagte: »Für mich einen Sauterne, von der Spezialabfüllung, aber nur ein kleines Glas.«
    Hernando vollführte ein wahres Ballett mit seinen Händen, brachte unsere Drinks, bevor er wieder Aufstellung in der Mitte der Bar nahm. Milo sagte: »Hatten Sie jemals einen Gast namens Wark?«
    »Work?«
    »Wark.« Milo buchstabierte den Namen. »Mitte bis Ende dreißig, dunkle Haare, möglicherweise Locken. Gibt sich als Filmproduzent aus.«
    Lews Augen strahlten fröhlich. »Leute, die sich für irgendwas ausgeben, haben wir auch jede Menge, aber an einen Wark kann ich mich nicht erinnern.«
    Milo nippte an seinem Bier. »Was ist mit Crimmins? Derrick Crimmins. Möglicherweise in Begleitung einer Frau - jünger, lange blonde Haare.«
    »Ich höre nur: >möglicherweise<, vielleicht - hat das etwas mit Richard zu tun?«
    »Möglicherweise«, sagte Milo.
    »Tut mir Leid, aber an einen Crimmins kann ich mich auch nicht erinnern. Manchmal kommen Leute, die nicht reserviert haben, und dann kennen wir natürlich auch nicht den Namen.«
    »Wenn, dann wäre es vor acht oder neun Monaten gewesen. Glauben Sie, dass Sie sich an alle Namen erinnern - selbst mit Ihrem exzellenten Gedächtnis?«
    Lew schaute ihn betrübt an. »Wollen Sie, dass ich die Reservierungsbücher durchgehe? Mache ich gerne, aber ich kann Ihnen gleich sagen, dass ich mich an so einen ausgefallenen Namen garantiert erinnern würde.« Er schloss die Augen. »Groß und dürr, hm? Und Richard hat ihn bedient?«
    »Möglicherweise.«
    »Da gibt’s einen Kerl, der mir einfallen würde. Hat mir keinen Namen genannt, sondern kam einfach nur hier reinspaziert und wollte einen Tisch haben. Ein Mädchen war allerdings nicht dabei - nur er. Ich erinnere mich deshalb daran, weil er Ärger gemacht hat. Er hat Richard so in Anspruch genommen, dass seine anderen Gäste auf ihr Essen warten mussten. Außerdem war es das einzige Mal, dass es wegen Richard Probleme gab. Nicht dass er mir gegenüber frech geworden wäre - er war nicht schuld daran. Der andere Kerl war’s. Er hat Richard einfach nicht in Ruhe gelassen, und Richard wusste nicht, was er tun sollte. Er arbeitete erst seit ein paar Wochen hier, und wir impfen den Kellnern regelrecht ein: >Der Gast hat immer Recht.< Also war Richard in einer Situation, wo er … na, Sie wissen schon. Deshalb habe ich mich drum gekümmert, mir alle Mühe gegeben, höflich zu sein, aber der Kerl hat nicht im Geringsten darauf reagiert. Im Gegenteil, hat mich angestarrt nach dem Motto, wer ich denn sei, dass ich mir einbilde, ihm Vorschriften zu machen, Sie wissen, was ich meine?«
    »Hat Richard gesagt, worüber der Kerl sich mit ihm unterhalten hat?«
    »Nein, aber der Kerl hat es gesagt. Irgendwas in der Richtung von: >Hey, ich bringe den Jungen groß raus, glauben Sie, der will für den Rest seiner Tage hier versauern?< Richard war an einem anderen Tisch beschäftigt und hat mir einen Blick zugeworfen, um mir zu sagen, dass das Ganze nicht seine Idee war. Irgendwann ging er endlich, und das Geld hat gerade mal für die Rechnung gereicht, viel Trinkgeld für Richard ist nicht übrig geblieben. Er hatte einen Cesar Salad, ein Kalbsschnitzel und eine Sachertorte.«
    »Dann sagen Sie mir noch eins«, sagte Milo, »welches Lied hat das Piano gespielt?«
    Lew grinste. »Vermutlich >You Talk Too Much<.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich kann von Glück sagen, dass ich immer schon ein gutes Gedächtnis hatte. Haben Sie Fotos von diesem Wark, dann kann ich Ihnen sagen, ob er’s war oder nicht.«
    »Bis jetzt noch nicht«, sagte Milo. »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Einsfünfundachtzig bis einsneunzig, dünn, ganz in Schwarz - so wie alle Verhinderten heutzutage rumlaufen. In meiner Jugend hat man so was nur zu ‘ner Beerdigung angezogen.«
    »Seine Haare?«
    »Lang. Dunkel. Allerdings keine Locken, sondern glatt. Fast wie eine Perücke. Wenn ich genau darüber nachdenke, war es vermutlich eine Perücke. Lange Nase, kleine

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