Monster
mit festen Gewohnheiten beschrieben, und als Mr. Brownlee gestern Morgen nicht zur Arbeit ging und auch keines der übrigen Familienmitglieder auftauchte, riefen besagte Nachbarn die Polizei.
Der Tatverdächtige, Denton Ray Argent, 19, wurde blutüberströmt neben dem Heizofen kauernd gefunden. Die Mordwaffen hielt er noch immer umklammert. Argent wohnte zusammen mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester drei Häuser von den Brownlees entfernt. Er wurde allgemein als ein verschlossener und eigenbrötlerischer Schulabbrecher beschrieben, dessen Persönlichkeit sich schon Jahre zuvor drastisch verändert hatte.
»Es fing an, als er ungefähr vierzehn war«, erklärte eine Frau, die ihren Namen nicht nennen wollte. »Er war schon vorher nie besonders gesellig - eher ein stiller Typ, aber so ist die ganze Familie, sie sind ziemlich zurückhaltend. Als Teenager hat er dann sein Außeres immer mehr vernachlässigt, bis er richtig ungepflegt aussah. Er ist in der Gegend herumgelaufen, hat laute Selbstgespräche geführt und mit den Händen in der Luft herumgefuchtelt. Wir wussten alle, dass er irgendwie seltsam war, aber dass es so weit kommen würde, hätte niemand vermutet.«
Berichte, wonach Denton Argent eine Zeit lang Gartenarbeiten für die Familie Brownlee erledigte, wurden nicht bestätigt. Argent wurde in Untersuchungshaft genommen, wo der Haftrichter anhand der Ermittlungsergebnisse über seinen weiteren Verbleib entscheiden wird.
Ich fütterte den Computer mit Denton Argents Namen und erhielt diverse weitere Artikel, die sich näher mit dem Verbrechen befassten. Dann herrschte eine Weile Funkstille, bis einen Monat später eine Kurzmeldung auf Seite drei erschien:
MASSENMÖRDER IN GESCHLOSSENE ANSTALT EINGEWIESEN
Denton Argent, dem zur Last gelegt wird, eine ganze Familie ermordet zu haben, wurde gestern von drei psychiatrischen Gerichtsgutachtern für geistesgestört und verhandlungsunfähig erklärt. Die im Blutrausch begangene Tat, der Mr. und Mrs. James Brownlee und ihre beiden Kleinkinder zum Opfer fielen, hatte sowohl in der ruhigen Wohngegend als auch in der ganzen Stadt großes Entsetzen ausgelöst. Die Untersuchung Argents durch die Gutachter war auf Betreiben der Staatsanwaltschaft wie auch der Verteidigung vorgenommen worden.
»Der Fall liegt ziemlich klar«, erklärte der stellvertretende Staatsanwalt, Stanley Rosenfield, der mit der Verfolgung des Falles betraut ist. »Argent ist hochgradig schizophren und hat jeden Kontakt mit der Realität verloren. Ihn vor Gericht zu stellen würde keinerlei Sinn oder Zweck erfüllen.«
Rosenfield erklärte weiter, Argent würde für unbestimmte Zeit in ein staatliches Krankenhaus eingewiesen. »Sollte sich sein Zustand jemals bessern und er verhandlungsfähig werden, werden wir ihn vor Gericht zerren.«
Eine Woche später:
FAMILIE DES MÖRDERS BLEIBT AN ORT UND STELLE - UND HÜLLT SICH IN SCHWEIGEN
Die Eltern des Massenmörders Denton Argent planen nicht, ihr gepflegtes Haus in der Chestnut Street aufzugeben, wo ihr Sohn nur drei Häuser weiter eine vierköpfige Nachbarsfamilie ausgelöscht hat.
Argent, 19, war für verhandlungsunfähig erklärt worden und muss sich folglich nicht der Anklage wegen Mordes an James und Margaret Brownlee sowie deren Kindern Carla, 5, und Cooper, 2, stellen. Seine Eltern, Robert Ray und Ernestine Argent, die einen Geschenkartikelladen in der Nachbarschaft betreiben, verweigern der Presse gegenüber jegliche Auskunft, jedoch berichten Nachbarn, sie hätten erklärt, dass sie nicht bereit seien, »vor dem, was Denton getan hat, davonzulaufen«. Ihr Geschäft war drei Wochen lang geschlossen und musste seit der Wiedereröffnung beträchtliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Einstellung der Nachbarn den Argents gegenüber ist allerdings weiterhin positiv.
»Das sind anständige Leute«, erklärte Roland Danniger, ein weiterer Nachbar. »Jedermann wusste, dass Denton irgendwie seltsam war, und vielleicht hätten sie sich mehr Mühe geben sollen, ihm zu helfen, aber woher sollten sie denn wissen, dass er eines Tages gewalttätig werden würde? Wenn mir jemand Leid tut, dann ist es seine kleine Schwester; sie war immer sehr zurückhaltend, und jetzt bekommt man sie gar nicht mehr zu sehen.«
Letztere Bemerkung bezog sich auf Argents jüngere Schwester, Ciaire, 12, die von ihren Eltern aus der Junior Highschool genommen wurde und Berichten zufolge zu Hause unterrichtet wird.
Fünf Jahre
Weitere Kostenlose Bücher