Monster
die unter Depressionen litt, endlose Stunden in der Dunkelheit des Kellers, krampfliaft bemüht, den Lärm von oben auszublenden und mir eine eigene Welt zu schaffen …
»Du liebe Güte.«
»Man könnte zumindest den Versuch machen herauszufinden, wo Derrick Crimmins lebt, wie seine finanzielle Situation aussieht und ob er bei der Polizei aktenkundig ist.«
»Schon gut«, sagte er. »Schon gut.«
Wieder an Milos Schreibtisch zurückgekehrt, bearbeitete er den Computer. Auf den Namen Derrick Crimmins gab es weder Haftbefehle noch Vorladungen, er war nicht in der Liste der Sexualstraftäter aufgeführt, und auf der Fahndungsliste des FBI stand er auch nicht. Ebenso wenig saß er in einem der Gefängnisse des Staates Kalifornien ein.
Ein Anruf bei der Polizeiinformationsstelle der Kraftfahrzeug-Zulassungsbehörde erbrachte keinerlei Einträge unter diesem Namen.
Das Gleiche galt für Griffith D. Wark. Bei Find-A-Person stießen wir auf diverse Crimmins, aber ein Derrick war nicht darunter. Ebenso wenig wie ein G.D. Wark.
Milo sagte: »Bei der Sozialversicherung werde ich mich morgen erkundigen, ich werde sogar die Totenscheine der diversen Crimmins anfordern, nur damit du siehst, dass ich es auch wirklich ernst nehme. Wo genau ist das Boot untergegangen?«
»Irgendwo vor der Küste Floridas, das ist alles, was ich weiß«, sagte ich. »Sein Bruder Cliff ist auf einer Motocrossstrecke in der Nähe von Pimm, Nevada, verunglückt.«
Kritzelnd machte er sich Notizen, klappte seinen Block zu und erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl. »Wer immer dieser Wark auch sein mag, wie tritt er mit Peake in Kontakt?«
»Vielleicht ganz einfach«, sagte ich. »Vielleicht arbeitet er in Starkweather.«
Milo verzog das Gesicht: »Das heißt, dass ich mich schon wieder in Personalakten stürzen darf und meinen alten Freund Mr. Swig besuchen muss … Wenn dieser Blood Walk wirklich ein Snuff-Film von so gigantischen Dimensionen ist, glaubst du, dass Wark sich Hoffnungen macht, ihn zu verkaufen?«
»Vielleicht will er ihn auch bloß behalten - für sein Privatvergnügen. Wenn er wirklich Derrick Crimmins ist und ein ziemliches Vermögen geerbt hat, braucht er das Geld ja vielleicht gar nicht, sondern er betrachtet es als eine ganz spezielle, wenn auch reichlich kranke Art des Zeitvertreibs.«
»Ein Spiel.«
»Ich war schon immer der Auffassung, dass Mörder einen besonderen Hang zum Spielen haben.«
»Wenn du doch bloß nur irgendein Blödmann wärst«, sagte er, »und ich deine Fantasien als Spinnereien abtun könnte … also gut, wieder zurück zu irdischen Sphären. Ich mache mich auf den Weg zum Oak Barrel.«
»Ich komme mit, wenn du willst.«
Er blickte auf seine Timex. »Und was ist mit dem heimischen Herd?«
»Es ist zu heiß, um Feuer im Herd zu machen, und das Heim ist noch zwei Stunden verlassen.«
»Wie du willst«, sagte er. »Du fährst.«
Toluca Lake ist ein hübsches kleines Geheimnis zwischen North Hollywood und Burbank. Durch die Ortsmitte windet sich der östliche Abschnitt des Riverside Drive, vorbei an unauffälligen Geschäftsfassaden, die meistens noch aus den Vierzigern und Fünfzigern stammen und seitdem nicht verändert wurden. Es gibt Wohnhäuser in den verschiedensten Variationen, von Apartments mit Gartenanlage bis zu größeren Anwesen. Bob Hope hat früher hier gelebt, und mehrere andere Stars wohnen noch immer hier, größtenteils diejenigen, die der republikanischen Partei zugeneigt sind. Die Mehrzahl der großen Western früherer Tage wurden ganz in der Nähe gedreht - in den Studios von Burbank und den Hügeln der Umgebung. Der Equestrian Complex und die NBC-Zentrale sind nur ein paar Autominuten entfernt.
Die Restaurants in Toluca Lake sind spärlich erleuchtet und geräumig, und sie pflegen eine Küche, die früher in ganz L.A. verbreitet war und gemeinhin etwas unbestimmt als »kontinental« bezeichnet wird. Weißes Haar ist für das Bedienungspersonal kein Anlass zu höhnischem Grinsen, Martinis sind nicht schon wieder in Mode, sondern immer noch, und ebenso wenig totzukriegen wie Piano-Bars.
Von Zeit zu Zeit muss ich bei Prozessen in Burbank aussagen, und dann lande ich immer wieder hier und denke daran, dass es sich hier um die perfekte Suburbia aus alten Fernsehshows handelt, aus der Zeit, als es noch kein Farbfernsehen gab: modernistisches Mobiliar, dicke Limousinen, dunkler Lippenstift. Jack Webb, wie er sich an einer vinylgepolsterten Bar einen hinter die Binde
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