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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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der seiner Sekretärin. Allerdings gab es hier keine humorigen Schilder, sondern nur ein Schreibset, Bücher und mehrere Bilderrahmen für Fotos, von denen wir allerdings nur die Filzrücken sahen. Ein Foto an der Wand rechts von uns zeigte Swig in einem dunklen Anzug neben einer Frau mit spitzem Kinn und lockigen Haaren und zwei hübschen kleinen Mädchen, die etwa vier und sechs Jahre alt sein mochten und beide asiatischer Herkunft waren. Swigs Plastikfenster bot einen ölig trüben Blick auf den Hof.
    Dollard sagte: »Sonst noch etwas?«
    Swig sagte: »Nein danke, Frank«, worauf Dollard hinauseilte.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen. Eine Tragödie, das mit Dr. Argent. Ich bin immer noch völlig schockiert.«
    »Ich nehme an, dass Sie so leicht nicht zu schockieren sind, Sir«, sagte Milo.
    Swig schaute ihn verwirrt an.
    »Bei der Arbeit hier«, sagte Milo, »und all dem, was Sie zu sehen bekommen.«
    »Oh, ach das. Nein, eigendich nicht, Detective Sturgis. Hier geht’s im Grunde genommen ziemlich friedlich zu. Wahrscheinlich friedlicher als in den Straßen von L.A. Vor allem seit die Klimaanlage repariert ist. Ansonsten bin ich genauso leicht oder schwer zu schockieren wie jeder andere auch.«
    »Die Klimaanlage?«, sagte Milo.
    »Wir hatten damit ein Problem«, sagte Swig. »Die Verdunster sind ausgefallen, und zwar schon Vor Jahren, noch bevor ich hier angefangen habe.« Er hob die Hände in die Höhe, die Handflächen nach oben. »Mein Vorgänger hat es nicht geschafft, sie reparieren zu lassen. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass der Komfort unserer Patienten nicht unbedingt ganz oben auf den Prioritätenliste in Sacramento rangiert. Was dann zu einem Umdenken geführt hat, waren Personalengpässe. Die Leute haben angefangen zu kündigen. Ich habe einen Bericht eingereicht, und schließlich wurde uns eine neue Anlage bewilligt. Der heutige Tag ist ein hervorragendes Beispiel, können Sie sich vorstellen, wie’s hier zuginge ohne Klimaanlage?«
    »Wie haben die Insassen darauf reagiert?«
    Swig lehnte sich zurück. »Es war eine gewisse … Herausforderung. Also … wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Haben Sie irgendwelche Vermutungen, was den Mord an Dr. Argent betrifft?«
    Swig schüttelte den Kopf. »Ich kann nachvollziehen, dass Sie eventuell denken, es hätte etwas mit ihrer Arbeit zu tun, aber ich schließe das kategorisch aus. Und als Begründung genügt eine einfache Tatsache: Die Patienten von Dr. Argent sind hier drinnen, während sie da draußen ermordet wurde.« Er deutete auf das Fenster. »Hinzu kommt, dass es während ihrer gesamten Zeit hier keinerlei Probleme gab, und insofern bleibt ja wohl nicht viel, oder?«
    »Eine Angestellte wie aus dem Lehrbuch?«
    »Ich war sehr von ihr beeindruckt. Ruhig, gewissenhaft, ausgeglichen. Jeder mochte sie. Die Patienten eingeschlossen.«
    »Das hört sich an, als seien die Patienten ganz vernünftig«, sagte Milo. »Wie bitte?«
    »Die Patienten mochten sie, folglich würden sie ihr nichts antun. Soweit ich mitbekommen habe, folgt das Handeln der Patienten jedoch gerade nicht logischen Motivationsmustern. Also wie kann man da sagen, dass nicht doch einer von denen irgendwann eine Stimme gehört hat, die ihm einflüsterte, dass er Dr. Argent die Kehle durchschneiden soll?«
    Ihre Augen ließ er unerwähnt.
    Swig kniff die Lippen zusammen. »Natürlich. Sie sind psychotisch, aber die meisten von ihnen sind in sehr guter Verfassung. Und überhaupt, was macht das für einen Unterschied? Die Hauptsache ist doch, dass sie hier nicht rauskommen.«
    Milo zückte seinen Block und machte sich eine Weile lang Notizen. Damit schaffte er es beinahe jedesmal, dass sein Gegenüber hellhörig wurde. Swig zog seine Augenbrauen in die Höhe. Sie waren so blond, dass sie auf den ersten Augenblick nicht zu erkennen waren, und insofern schienen sich nun lediglich zwei halbmondförmige Furchen über seinen Augen zu bilden.
    Milos Stift hielt in der Bewegung inne. Er sagte: »Hier kommt niemals jemand raus?«
    Swig rutschte auf seinem Stuhl herum. »Ich will nicht sagen niemals, aber doch sehr, sehr selten.«
    »Wie selten?«
    »Nur zwei Prozent stellen jemals einen Antrag auf Entlassung, und die meisten davon scheitern bereits an unserer internen Überprüfungskommission. Von denen, die diese Hürde nehmen, erreichen gerade mal fünf Prozent eine Entlassung unter Auflagen - das bedeutet Einweisung in eine halboffene

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