Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster

Monster

Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
versierten Zahnarztes gewesen war. Darüber forderte ein Transparent die Angestellten zu Sachspenden an die Aktion Spielzeug für Knirpse und United Way auf. Zur Linken bog sich ein Regal unter der Last diverser Sporttrophäen und Gruppenfotos, die von den Triumphen der Hurlers, dem Bowlingteam der Angestellten des Starkweather Hospital, zeugten. In zehn Jahren sieben erste Plätze. Auf der rechten Seite erstreckte sich ein langer, heller Flur, dessen Wände von Anschlagbrettern und weiteren braunen Türen gesäumt waren.
    Dollard trat an den Schreibtisch heran. L. Schmitz redete noch ein bisschen, beendete dann das Gespräch und sagte: »Morgen, Frank.«
    »Morgen, Lindeen. Die Herren hier sind der Zehnuhrtermin von Mr. Swig.«
    »Er ist noch am Telefon, kommt aber gleich. Kaffee?«
    »Nein danke«, sagte Dollard und schaute auf seine Uhr.
    »Dauert garantiert nicht mehr lange, Frank.«
    Milo nahm zwei der Broschüren vom Stapel und reichte mir eine davon. Lindeen sah ihm dabei zu, ging wieder ans Telefon und gab jede Menge »ahm« von sich. Als sie den Hörer wieder auflegte, sagte sie: »Sie sind von der Polizei und kommen wegen Dr. Argent, stimmt’s?«
    »Ja, Ma’am«, sagte Milo, der am Schreibtisch in Wartestellung gegangen war. »Haben Sie sie gekannt?«
    »Nur das übliche Guten Tag und Auf Wiedersehen. Schreckliche Sache.« Sie nahm wieder den Hörer zur Hand.
    Milo blieb auf Tuchfühlung. Ein paar Minuten lang rührte er sich nicht von der Stelle. Lindeen schaute einmal kurz auf und lächelte, ohne ihre Unterhaltung zu unterbrechen. Milo reichte mir einen Prospekt. Wir standen da und lasen.
    Eine kurze Geschichte des Starkweather State Hospital, dann eine fette Überschrift: »Energisch dem Ziel verpflichtet.«
    Jede Menge Fotos: Emil, der Umlenker von Geldströmen, in diversen Variationen, der Gouverneur mit einer goldenen Schaufel beim ersten Spatenstich. Die Chronologie von der Grundsteinlegung bis zu Fertigstellung. Kräne, Bagger, behelmte Arbeiterameisen. Schließlich eine Weitwinkelaufnahme des Gebäudes vor einem atemberaubenden Himmel, der genau so künstlich aussah wie die Kauleiste von Starkweather. Die Zementblockmauern waren schon damals mit Flecken übersät. Das Hospital sah schon bei der Einweihung abgewirtschaftet aus.
    Die Zielsetzung war von William Swig verfasst - MPH, Direktor- und betonte die humane Behandlung, die den Insassen zuteil wurde, während gleichzeitig die Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit gewahrt wurden. Es war viel die Rede von Zielen, Direktiven, Determinanten und Interdependenzen. Wer brachte Bürokraten bloß das Schreiben bei?
    Ich faltete den Prospekt zusammen und steckte ihn in meine Tasche. Just in diesem Moment sagte Lindeen: »Okey-dokey, jetzt ist er frei.«
    Wir folgten Dollard den Flur entlang. Ein paar der braunen Türen waren mit Namensschildern versehen, die in dafür vorgesehene Aussparungen gesteckt waren, doch die meisten davon waren leer. Die Anschlagbretter waren zugekleistert mit Papier, das von Behördenbriefköpfen geziert wurde: Anweisungen, Bekanntmachungen, Richtlinien und Verordnungen. Niemand ging den Flur entlang. Mir fiel auf, dass außer dem Zischen aus den Luftschächten über uns kein Laut zu hören war.
    Die Tür zu Swigs Büro unterschied sich nicht von den anderen. Auch sein Namensschild schien nicht für die Ewigkeit bestimmt. Dollard klopfte an und öffnete die Tür, ohne eine Antwort abzuwarten. Das Vorzimmer. Noch eine Rezeptionistin, älter und schwerer als Lindeen. »Gehen Sie gleich rein, Frank.« Drei Vasen mit langstieligen, mächtigen gelben Rosen, offensichtlich aus dem heimischen Garten, standen auf ihrem Schreibtisch. Auf ihrem Computermonitor ein Bildschirmschoner mit der Mona Lisa als Wackelbild. Lächelnd, mürrisch, lächelnd, mürrisch …
    Dollard schob sich vor ins Allerheiligste. Swig stand schon mit ausgestreckter Hand da, als wir hereinkamen.
    Er war jünger, als ich erwartet hatte - fünfunddreißig vielleicht -, schmächtig mit einem weichen, runden Babygesicht, über dem sich eine kahle Schädeldecke wölbte, und zahlreichen ungesund aussehenden Leberflecken auf den Wangen und dem Kinn. Die wenigen Haare, die er noch hatte, waren blond und flaumig wie Baumwolle. Er trug ein kurzärmeliges Hemd mit gestreifter Krawatte, marineblaue Hosen und Mokassins.
    »Bill Swig.« Allgemeines Begrüßungs- und Vorstellungszeremoniell. Swigs Hand war kühl und feingliedrig. Sein Schreibtisch war nur wenig größer als

Weitere Kostenlose Bücher