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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Einrichtung mit ständiger Betreuung und Urinproben in unregelmäßigen Abständen, um sicherzustellen, dass die Medikamente weiterhin eingenommen werden. Darüber hinaus dürfen sie nicht die geringsten Anzeichen von potenziell gefährlicher Dekompensation zeigen. Bei der geringsten Abweichung landen sie unweigerlich wieder hier. Bei denen, die hier herauskommen, liegt die Widerrufsrate bei achtzig Prozent. Seit ich hier bin, hat noch kein einziger Patient, der entlassen wurde, ein Verbrechen begangen. Insofern existiert dieses Problem in der Praxis gar nicht.«
    »Und wie lange sind Sie schon hier?«
    »Fünf Jahre.«
    »Und davor?«
    »Davor gab es das eine oder andere Problem.«
    »Nun denn«, sagte Milo, während er seine Notizen überflog. »Bei einer so niedrigen Entlassungsquote sollte es ja wohl kein Problem darstellen, diejenigen aufzuspüren, die es geschafft haben.«
    Swig schlug sacht seine Hände zusammen. »Natürlich, aber die Voraussetzung dafür wäre eine gerichtliche Anordnung. Selbst unsere Leute hier haben Rechte - beispielsweise haben wir keine Befugnis, ihre Post zu überprüfen, solange keine klaren Indizien auf Regelverstöße vorliegen.«
    »Sie können sie mit Medikamenten vollpumpen, ihnen aber nicht hinterherschnüffeln?«
    »Der Unterschied besteht darin, dass die Medikamentengabe zu ihrem eigenen Vorteil geschieht.« Swig rollte auf seinem Stuhl ein Stück nach vorn. »Sehen Sie, Detective, ich versuche nicht, Ihnen Knüppel zwischen die Beine zu werfen und Ihnen die Arbeit noch schwerer zu machen, aber mir ist der Sinn dieser ganzen Fragerei unklar. Ich habe Verständnis für Ihre ursprüngliche Vermutung: Dr. Argent hat mit gefährlichen Individuen gearbeitet, und jetzt ist sie ermordet worden. Auf den ersten Blick erscheint das logisch, aber wie ich schon sagte, hier in Starkweather ist es vermutlich sicherer als irgendwo da draußen in Ihrem Revier.«
    »Sie wollen also sagen, ich muss erst mal jede Menge Papierkram hinter mich bringen, bevor ich erfahre, wer von hier entlassen wurde.«
    »Ich fürchte ja. Glauben Sie mir, wenn es ein offensichtliches Risko gäbe, dann würde ich Sie natürlich darüber informieren - schon in unserem eigenen Interesse. Fehler können wir uns hier nicht erlauben.«
    »Okay«, sagte Milo so ruhig, dass ich ihn unweigerlich ansehen musste. »Dann weiter im Text. Was können Sie mir über Dr. Argents Persönlichkeit erzählen?«
    »Ich kannte sie nicht sonderlich gut«, sagte Swig. »Aber sie war kompetent, machte nicht viel Aufhebens und konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Es gab keine Probleme, weder mit dem Personal noch mit den Patienten.« Er nahm eine Akte zur Hand und überflog den Inhalt. »Das hier kann ich Ihnen geben. Ihre Personalakte.«
    »Danke, Sir.« Milo nahm die Akte, reichte sie mir und machte sich weitere schnelle Notizen. In dem Hefter befand sich Claire Argents Bewerbungsschreiben, ein tabellarischer Lebenslauf und ein Passfoto. Der Lebenslauf umfasste fünf Seiten. Sie hatte diverse Publikationen verfasst. Neuropsychologic Reaktionszeiten bei Alkoholikern. Seriöse Fachzeitschriften. Eine Dozentenstelle an der Klinik. Warum in aller Welt hatte sie gekündigt, um hierher zu kommen?
    Das Passfoto zeigte ein hübsches, wenn auch etwas breites Gesicht, auf dem ein scheues Lächeln leuchtete. Dichtes dunkles Haar, schulterlang, Außenrolle, stufig geschnittener Pony, weißes Haarband, himmelblauer Pullover. Gesunde Haut, sehr sparsames Make-up, große dunkle Augen. Hätte man ihren Typ beschreiben sollen, so wäre man vermutlich auf die Formulierung »frisch und munter« verfallen. Vielleicht aber auch ein wenig zu naiv für ihr Alter, obwohl sie eher wie dreißig aussah und nicht wie neununddreißig, was sie dem Geburtsdatum zufolge war.
    Auf dem Foto war kein Datum vermerkt, möglicherweise war es schon ein paar Jahre alt. Promoviert hatte sie vor zehn Jahren. Ihre Augen wirkten sinnlich und warm - das auffälligste und angenehmste Merkmal an ihr.
    Und jetzt waren sie verstümmelt. Die Jagdtrophäe von irgendjemand?
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen auch nicht viel mehr erzählen«, sagte Swig. »Hier arbeiten über hundert Leute, davon mehr als zwanzig Psychologen und Psychiater.«
    »Die Übrigen sind alle Pfleger wie Mr. Dollard?«
    »Pfleger, Ärzte, Krankenschwestern, Pharmazeuten, Büropersonal, Köche, Klempner, Elektriker, Wachpersonal.«
    »Und Ihnen ist nicht bekannt, ob einer von denen außerhalb der Arbeit irgendeine

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