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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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qualifizierte Tätigkeiten schon mal weg: Arzt, Psychologe, OP-Helfer, Pharmazeutiker. Bleiben also nur Jobs wie Koch, Wachmann, Gärtner, Pfleger. Als verhinderter Filmproduzent würde er die ersten drei vermutlich als unter seiner Würde betrachten. Pfleger in der Psychiatrie hat schon eher so was wie Prestige. Mit ein bisschen Fantasie kann man sogar ein gewisses Doktor-Flair reininterpretieren. Psychiatriepfleger bekommen ihre Zulassung vom Staat. Und das Gesundheitsamt hat eine Kartei darüber.«
    Ganz langsam zeichnete sich auf Milos Gesicht ein Lächeln ab. »Einen Versuch ist es wert.«
    »Außerdem gibt es noch einen Grund für Wark, gerade so einen Job zu machen: Wenn er sich selbst als Filmemacher betrachtet, der die dunkle Seite des Daseins ausleuchtet, dann ist Starkweather doch wohl der beste Ort, um Plots auszugraben, die vor Blut nur so triefen. Und das würde wiederum auch erklären, wieso Richard und die Beatty-Brüder umgebracht wurden: Sie gehören zu Warks Filmidee.«
    »Die Snuff-Schiene. Schon wieder - wo soll das alles nur enden?«
    »Wie du gesagt hast - man bohrt mal hier und mal da …«
    Er massierte sich die Schläfen. »Okay, okay, genug geredet. Ich muss endlich was tun. Ich habe heute Morgen in Miami und in Pimm, Nevada, angerufen und um Rückruf gebeten. Sobald wir zurück sind, schaue ich mal nach, ob sich jemand gemeldet hat. Außerdem wollte ich bei der Gesundheitsbehörde anrufen wegen der Pflegerkartei. Obwohl, wenn uns das was nützen soll, müsste er sich schon unter Wark oder Crimmins eingeschrieben haben. Oder etwas in der Richtung.« Er rieb sich das Gesicht. »Nicht gerade blendende Aussichten.«
    »Besser als gar nichts«, sagte ich.
    »Da bin ich mir manchmal nicht so sicher.«

30
    Es war zwei Uhr, als wir in den Wachraum des Reviers zurückkehrten.
    Freitag. Die meisten Schreibtische waren unbesetzt. Milo bedeutete mir, ich sollte mich an Del Hardys Schreibtisch setzen, der neben seinem stand. Jahre zuvor waren die beiden Partner gewesen - eine frühe Allianz, die neben dem gegenseitigen Respekt auch auf dem gemeinsamen Gefühl der Ausgegrenztheit basierte. Del war einer der ersten schwarzen Detectives, die einem Revier westlich von La Brea zugeteilt worden waren. Mittlerweile hatte er eine Menge Kollegen mit der gleichen Hautfarbe, während Milo nach wie vor ein Einzelkämpferdasein fristete. Vielleicht hatten sie deswegen nicht mehr so viel miteinander zu tun, es konnte aber auch sein, dass es an Dels zweiter Frau lag, einer Dame, die zu allem und jedem eine sehr fest gefasste Meinung hatte. Milo jedenfalls redete nie ein Wort darüber.
    Von Dels Telefon aus rief ich bei der staatlichen Psychiatriebehörde an, wo ich erst einmal in der Warteschleife der Telefonzentrale landete. Milos Schreibtisch war leer bis auf einen Benachrichtigungszettel, der mit Klebestreifen festgemacht war. Milo riss ihn ab, las ihn und zog die Augenbrauen in die Höhe.
    »Ein Rückruf aus Orlando, Florida. Ein Kerl namens Castro würde sich >nur zu gerne< mit mir über Derrick Crimmins unterhalten.«
    Er wählte, löste seine Krawatte und setzte sich hin. Inzwischen informierte mich eine elektronische Stimme undefinierbaren Geschlechts darüber, dass mein Anruf bearbeitet würde, sobald ein Mitarbeiter frei sei. Ich beobachtete, wie Milo den Kopf zwischen die Schultern zog, als am anderen Ende jemand abhob.
    »Detective Sturgis. Ich wollte Detective Castro sprechen … oh, hallo. Danke für Ihren Rückruf … Wirklich? Das ist ja interessant - hören Sie, kann ich noch jemand anders mithören lassen? Unser psychologischer Berater … ja, gelegentlich … allerdings, das war bisher sehr hilfreich.«
    Er legte die Hand über die Sprechmuchel und sagte. »Leg auf, und wähl die Nummer von meinem Apparat.«
    Die synthetische Stimme meldete sich erneut und dankte für meine Geduld, doch ich schnitt ihr das Wort ab, klinkte mich in die Konferenzschaltung ein und stellte mich kurz vor.
    »George Castro«, sagte eine sonore Stimme am anderen Ende. »Sind wir so weit?«
    »Ja«, sagte Milo. »Dr. Delaware, Detective Castro sagte gerade, er hätte sehnlichst daraufgewartet, dass ihn jemand wegen Derrick Crimmins anruft.«
    »Und zwar schon seit Ewigkeiten«, sagte Castro. »Das hier ist wie Weihnachten und Ostern zusammen. Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, weil ich dachte, er sei tot.«
    »Warum das?«
    »Weil sein Name nie in irgendwelchen Listen aufgetaucht ist und er

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