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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Handy. Er ließ sich die Nummer des Polizeireviers in Hemet geben und redete, während ich den Wagen im Leerlauf laufen ließ. Die Sitze des Wagens waren heiß wie ein Grill, worauf ich die Klimaanlage auf arktische Kälte stellte. Milo wurde ein halbes Dutzend Male weiterverbunden, wobei er einen freundlichen Plauderton beibehielt, obwohl er ab einem gewissen Zeitpunkt entnervt das Gesicht verzog. Mittlerweile war es im Wagen so kalt geworden, dass ich schon damit rechnete, Eiszapfen von der Nase hängen zu haben, doch Milo war noch immer schweißgebadet.
    Er legte auf. »Es hat zwar eine Ewigkeit gedauert, aber dann hab ich einen Vorgesetzten erreicht, der bereit war, mir Auskunft zu geben. Heidi hatte Recht, Dollard hat sich in der Tat kein Bein ausgerissen: Hat Notrufe ignoriert, blaugemacht und Überstunden abgerechnet, die er nicht geleistet hat. Man konnte ihm nichts nachweisen, das ernst genug gewesen wäre, um ihm richtig am Zeug zu flicken, und es ist fraglich, ob das überhaupt gewollt war, wo man ihm auch einfach nahe legen konnte, freiwillig den Dienst zu quittieren.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Vier Jahre. Hat gleich danach in Starkweather angefangen. Sein Vorgesetzter meinte etwas in der Richtung, dass Knallköppe genau das Richtige für Dollard wären. Jedenfalls hat ihm keiner nachgetrauert, als er den Job geschmissen hat.«
    »Swig mag ihn«, sagte ich. »Was eine Menge über Swig aussagt.«
    »Das Niveau ist allenthalben Schwindel erregend.« Ich fuhr vom Parkplatz. Der Asphalt flimmerte vor Hitze. »Was hast du angestellt, damit Peake dir den Jesus gemacht hat?«
    »Die Namen der Ardullos erwähnt. Zuerst habe ich es mit Ciaire versucht, und darauf hat er reagiert - mit Augenzucken und genereller Anspannung. Als ich ihm die Namen Brittany und Justin ins Ohr geflüstert habe, ist er aufgesprungen, zur Wand gerannt und hat sich in die Pose geworfen, die du gesehen hast. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, er sei lethargisch und im Stupor gefangen, doch er kann sich sehr schnell bewegen, wenn er will. Wenn er mich angesprungen hätte, wäre ich jedenfalls nicht darauf gefasst gewesen.«
    »Also nicht total hinüber. Vielleicht ist er ein hinterhältiger Mistbock, der uns alle verarscht. Was ja auch Sinn macht, wenn man bedenkt, wie er seine Mutter erledigt hat. Sie sitzt da und entkernt Äpfel, er kommt von hinten, und sie hat nicht den geringsten Schimmer, was er gleich tun wird.«
    Der Eukalyptuswald tauchte vor uns auf wie ein großer grauer Bär, der von der Straße in zwei Hälften zerteilt wurde.
    »Also«, sagte Milo. »Er hat also richtig Tränen vergossen?«
    »In Hülle und Fülle«, sagte ich. »Aber ich bin nicht sicher, ob es Tränen der Reue waren. Als er sich umdrehte und mich anstarrte, hatte ich das Gefühl, als wäre da noch was anderes: Selbstmitleid. Dazu würde auch die Jesus-Pose passen. Als ob er sich selbst als einen Märtyrer sieht.«
    »Der Mistkerl ist echt krank.«
    »Es kann aber auch sein«, sagte ich, »dass in dem Augenblick, als er die Namen der Kinder hörte, die Erinnerungen regelrecht auf ihn einstürzten und er damit nicht fertig wurde. Dass ihm wieder einfiel, dass er nicht allein gehandelt hatte, sondern zum Sündenbock für etwas gestempelt wurde, zu dem die Crimmins-Brüder ihn angestiftet hatten. Vielleicht hatte er das auch Ciaire irgendwie mitgeteilt. Nach dem, was ich gesehen habe, ist er nicht mal annähernd in der Lage zu reden, aber bei einer verringerten Dosis …«
    Milo kühlte seine Hände im Luftstrom der Klimaanlage. »Warum ist Dollard auf einmal so feindselig? Was glaubst du?«
    »Es hat ihm nicht gepasst, dass wir wiedergekommen sind. Vielleicht hat er was zu verbergen.«
    Darauf erwiderte Milo nichts.
    »Was wäre, wenn in der Anstalt irgendwelche krummen Touren laufen«, sagte ich. »Geld, das irgendwo versickert, oder Arzneimittelschiebereien. Ciaire kam dem Ganzen auf die Spur und hat sich so in Gefahr gebracht. Vielleicht wusste Peake ebenfalls davon und hat irgendwie mitbekommen, dass jemand ihr was antun wollte. Und seine >Prophezeiung< war nur ein Versuch, sie zu warnen.«
    Wir hatten das Gelände des Hospitals hinter uns gelassen und fuhren nun auf die Industrieschlammwüsten und Lagerhallen zu. Ich fragte mich, wohin der Wald an der Rückseite der Anbauten wohl führte, doch von hier aus konnte ich nicht einmal die hohen, dunklen Bäume sehen.
    »Und wie soll Peake das herausgefunden haben?«, fragte Milo.
    »Durch die

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