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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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würden?«
    »Na klar«, sagte Castro. »Das erste Gebot, das kennen Sie doch auch? Folge dem Fluss des Geldes. Wenn die Stiefmutter tot war, konnten sie als Alleinerben das ganze Vermögen einsacken und damit rechnen, dass es sich um Millionen handeln würde. Außerdem hatten beide ein Alibi, das einfach eine Nummer zu perfekt war: Beide waren zum Zeitpunkt der Explosion nicht in der Stadt, und das war auch so ziemlich das Erste, was sie uns gegenüber rausposaunt haben. Also, erst mal ein paar Krokodilstränen vergießen, und dann gleich: >Ach ja, wir waren übrigens in Tampa beim Motorradrennen.< Und schwupp, zaubern sie auch schon die Meldebögen für das Rennen aus dem Ärmel, die sie ganz zufällig dabeihatten. Aber wir hatten schon vorher miteinander zu tun. Als ich noch beim Betrugsdezernat war. Und das war der dritte Grund, weshalb ich ausgerechnet auf sie gekommen bin: Sie hatten Dreck am Stecken. Wie ich schon gesagt habe: Mord und Abzockerei - passt alles wie die Faust aufs Auge.«
    »Was war das für eine Abzockerei?«, fragte Milo.
    »Nichts, was vor Genialität strotzen würde. Sie sind den Strand abgelaufen und haben sich Leute rausgepickt, die alt und senil waren. Mit denen sind sie dann durch die Gegend gefahren und haben ihnen irgendwelche Grundstücke im Sumpfland als zukünftige Feriengrundstücke angedreht. Dann sind sie mit ihrem Opfer zu deren Bank gefahren, haben draußen gewartet, während sie Geld für eine Anzahlung abgehoben haben, ihnen dafür eine getürkte Besitzurkunde in die Hand gedrückt und sich aus dem Staub gemacht. Als Opfer haben sie sich immer Leute ausgesucht, die ohnehin kaum noch wussten, wo vorne und hinten ist. Meistens haben die gar nicht gemerkt, dass sie abgezockt wurden. Die Abhebungen waren auch nicht soo riesig - fünf-, sechshundert Dollar -, sodass die Banken keinerlei Verdacht schöpften. Das Ganze endete schließlich, als der Sohn einer alten Dame Wind von der Sache bekam. Der Mann war Chirurg am Krankenhaus hier. Er hat mit seiner Mutter am Strand gewartet, bis sie ihm schließlich Derrick gezeigt hat.«
    »Mussten Sie in den Knast?«
    »Nee«, sagte Castro, und seine Wut darüber war ihm anzuhören. »Es wurde nicht mal Anklage erhoben. Weil der Herr Vater einen Anwalt angeheuert hat - derselbe Wortklauber, der sie auch aus der Bootsaffäre rausgerissen hat. Der Schwachpunkt war die Identifizierung. Der Anwalt meinte, er würde sich schon drauf freuen, die alten Leute im Zeugenstand auseinander zu nehmen. Der Staatsanwalt wollte das Pdsiko nicht eingehen. Es gab zwar zwei Bankangestellte, die glaubten, die Crimmins wieder zu erkennen, aber ganz sicher waren sie sich auch nicht. Derrick und Cliff hatten sich nämlich verkleidet - Perücken, falsche Schnurrbarte, Brillen und so weiter. Ziemlich dämliche Aufmachungen, richtig amateurhaft. Bei den getürkten Bescheinigungen konnten wir ihnen auch nicht nachweisen, dass sie damit in Verbindung standen. Die Machart war reichlich primitiv, nichts weiter als Fotokopien. Schlussendlich hat der alte Herr sich dann auf einen Vergleich eingelassen, und der Fall war abgehakt.«
    »Wie viel hat er gezahlt?«
    »Ich denke, sechs-, siebentausend. Es war ja auch kein großes Ding, aber immerhin lief es über einen ganzen Monat, und die beiden waren gerade mal Anfang zwanzig. Das war’s ja, was ich so beängstigend fand - dass sie so jung waren und schon so abgebrüht. Richtig kalt. Ich kenne genug Kids, die in diesem Alter kriminell werden, aber normalerweise dauert es Jahre, bis sie diese kriminelle Eiseskälte entwickeln. Und dabei waren sie nicht mal besonders schlau. Keiner der beiden war auf dem College, sie haben weiter nichts getan, als den ganzen Tag am Strand rumzuhängen. Cliff war sogar ausgesprochen dämlich, aber sie hatten beide diese kriminelle Energie. Und Glück dazu.«
    Wieder lachte er. »Diese Dreckschweine, und dann so ein Glück. Die Entschuldigung, mit der sie dann rauskamen, war das Bescheuertste: Es sei alles nur ein Missverständnis gewesen, die alten Leute seien geistig zu verwirrt gewesen, um zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden, die Geschichte mit den Landverkäufen sei nie ernst gemeint gewesen, sondern hätte zu einem Film über Trickbetrüger gehört, an dem sie gearbeitet hätten. Sie haben sogar einen Drehbuchentwurf vorgelegt. Eine Seite wüst zusammengeschmierte Scheiße - Abzocker und heiße Autos -, so ‘ne Art Mischung aus Der Clou und Fluchtpunkt San Francisco. Haben

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