Monster
seiner Drogengeschäfte unterhalten?«
»Das hatte ich vor«, sagte Itatani. »Aber in erster Linie wollte ich mit ihm über seine Miete reden. Ich habe ihm Nachrichten geschrieben und unter der Tür durchgeschoben - er hat mir nie eine Telefonnummer gegeben, angeblich wollte er gar keinen Anschluss. Das hätte mich stutzig machen sollen.« Wieder wischte er sich über die trockenen Brauen auf seiner bronzefarbenen Stirn. »Ich wollte ihn nicht durch Gerede über Drogenschäfte verscheuchen, bevor er mir die Miete gezahlt hatte, die er mir noch schuldete. Ich war schon kurz davor, einen Pfändungsbescheid zu erwirken, aber dann ist er bei Nacht und Nebel ausgezogen. Und hat auch noch Möbel mitgehen lassen.
Ich hatte nichts weiter als seine Kaution, aber der Schaden, den er angerichtet hatte, wurde dadurch nicht mal annähernd abgedeckt - die Nachtschränkchen waren voller Brandlöcher, die Kacheln im Bad zerschlagen, und die Holzböden hatten tiefe Schrammen, wo er seine Kameras hin und her geschoben hatte.«
»Kameras?«
»Filmkameras - große, schwere Dinger. Außerdem haufenweise Ausrüstung in schweren Kisten. Ich hatte ihm extra gesagt, dass er auf die Fußböden aufpassen soll.« Er verzog das Gesicht. »Neunzig Quadratmeter Eichendielen musste ich abschleifen und neu versiegeln. Manche von den Dielen musste ich ganz auswechseln. Ich hab ihm gesagt, dass im Haus nicht gefilmt wird, weil ich keine Lust auf irgendwelche schrägen Sachen habe.«
»Wie beispielsweise was?«
»Ach, Sie wissen schon«, sagte Itatani. »Ein Typ wie Orson, der behauptet, er macht Filme, aber gleichzeitig sagt, er würde hier nur wohnen wollen. Mein erster Gedanke war, dass er irgendwas mit Pornos zu tun hat. Und dass so was hier passiert, wollte ich nicht. Das habe ich auch gleich klargestellt. Das ist ein Wohnhaus und kein Billigstudio. Orson meinte, er hätte nicht die Absicht, hier zu arbeiten - dafür hätte er ein Arrangement mit irgendeinem Studio -, er müsste lediglich einen Teil seiner Ausrüstung hier unterstellen. Richtig geglaubt habe ich ihm das nie. Ich hatte schon von Anfang an kein gutes Gefühl, was ihn anging. Er hatte keine Referenzen, angeblich, weil er als freier Mitarbeiter gearbeitet hatte und an eigenen Projekten, und als ich ihn fragte, welche Projekte das waren, sagte er, Kurzfilme, und wechselte dann das Thema. Aber er hat Bargeld auf den Tisch gelegt, und weil es schon Mitte des Jahres war, und das Haus schon eine ganze Weile leer stand, dachte ich, der Spatz in der Hand und so weiter.«
»Wann ist er eingezogen, Sir?«
»Vor elf Monaten«, sagte Itatani. »Er ist sechs Monate geblieben, wobei er für die letzten zwei keine Miete gezahlt hat.«
»Also ist es fünf Monate her, seit er ausgezogen ist«, sagte Milo. »Hatten Sie seitdem andere Mieter?«
»Sicher«, sagte Itatani. »Zuerst zwei Studenten und dann einen Friseur. Auch nicht viel besser als er. Ich musste sie beide rauswerfen.«
»Hat Orson hier allein gelebt?«
»Soweit ich weiß, ja. Ich habe ihn zusammen mit zwei Frauen gesehen, aber ob er mit denen zusammengelebt hat, weiß ich nicht. Was hat er denn angestellt, dass Sie sich hierher bemühen?«
»Diverses«, sagte Milo. »Wie sahen die Frauen aus?«
»Eine war so ‘ne Rock-’n’-Roll-Braut - blonde Haare, die in alle Richtungen abstanden, tonnenweise Make-up. Sie war hier, als ich vorbeikam wegen der Miete. Sie sagte, sie wäre eine Freundin von Orson, er wäre beim Dreh, und sie würde ihm ausrichten, dass ich hier war.«
»Wie alt?«
»Mitte zwanzig, Mitte dreißig - schwer zu sagen bei der ganzen Schminke. Sie war aber nicht frech oder rotzig - im Gegenteil, sie war sogar ziemlich freundlich. Dann ist eine Woche nichts passiert, also bin ich wieder vorbeigefahren, aber diesmal war niemand hier. Ich habe eine Nachricht hinterlassen, wieder ist eine Woche nichts passiert, dann kam ein Scheck von Orson. Und der ist geplatzt.«
»Wissen Sie noch, von welcher Bank der war?«
»Santa Monica Bank, Pico Boulevard«, sagte Itatani. »Das Konto war schon nach einer Woche wieder aufgelöst worden. Also bin ich ein drittes Mal vorbeigefahren, habe durchs Fenster geschaut und gesehen, dass sein Kram noch da war. Ich hätte eigentlich schon da pfänden lassen sollen, aber das kostet nur Geld, allein schon den Antrag zu stellen. Und selbst, wenn man damit durchkommt, hat man noch lange nicht sein Geld. Also habe ich ihm wieder eine Nachricht hinterlassen, und nicht nur einmal,
Weitere Kostenlose Bücher