Monster
sondern mehrfach. Er hat auch zurückgerufen, aber immer spät nachts, wenn er sicher sein konnte, dass ich nicht im Büro war.« Er schnippte mit den Fingern. »>Tut mir Leid, war unterwegs.< >Ich schicke Ihnen einen Barscheck.< Im nächsten Monat hatte ich die Nase voll, aber er war schon weg.«
»Was war mit der zweiten Frau?«, sagte Milo.
»Der bin ich nie begegnet, sondern ich habe sie nur mit ihm zusammen gesehen. Als sie in seinen Wagen eingestiegen ist. Das ist noch sein Ding - sein Wagen. Eine gelbe Corvette. Schick. Dafür hatte er Geld. Jedenfalls habe ich die zweite Frau ungefähr zu der Zeit gesehen - vor fünf, sechs Monaten. Ich kam vorbei wegen der Miete, aber es war niemand zu Hause. Also bin ich wieder weggefahren und war schon halb den Block runter, als ich Orsons Wagen sah und noch mal kehrtgemacht habe. Orson parkte seinen Wagen und stieg aus, aber er muss mich gesehen haben, denn er ist gleich wieder eingestiegen und losgefahren. Und zwar ziemlich schnell. Wir sind aneinander vorbeigefahren, ich habe ihm zugewinkt, aber er ist weitergefahren. Sie saß auf dem Beifahrersitz. Brünettes Haar. Der Blonden war ich ja schon begegnet, und ich weiß noch, dass ich dachte, die Miete kann er nicht zahlen, aber er hat Geld genug für zwei Freundinnen.«
»Sie hatten den Eindruck, die Brünette sei seine Freundin?«
»Sie war am hellichten Tag mit ihm zusammen, und die beiden wollten gerade ins Haus.«
»Was können Sie noch über sie sagen?«
»Ich habe sie kaum gesehen. Sie war älter als die Blonde, würde ich mal sagen. Nichts Außergewöhnliches. Als sie an mir vorbeigefahren sind, hat sie zum Fenster hinausgesehen. Mir genau ins Gesicht geschaut. Ohne zu lächeln oder so. Ich weiß noch, dass ich dachte, sie machte einen verwirrten Eindruck… aber ansonsten kann ich nicht viel über sie sagen, außer dass sie brünett war.«
»Wie wär’s mit einer Beschreibung von Orson?«
»Groß, dünn. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe, war er ganz in Schwarz. Er hatte diese schwarzen Stiefel mit den hohen Absätzen, dadurch wirkte er noch größer. Und den Kopf kahl geschoren - ganz und gar Hollywood.«
»Einen kahl geschorenen Kopf«, sagte Milo.
»Blank wie ‘ne Billardkugel«, sagte Itatani.
»Wie alt?«
»Dreißig bis vierzig.«
»Augenfarbe?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Mich hat er immer an einen Geier erinnert. Lange Nase, kleine Augen - ich glaube, sie waren braun, aber beschwören kann ich es nicht.«
»Wie alt war die Brünette im Auto?«
Itatani zuckte mit den Achseln. »Wie ich schon sagte, wir sind uns nur im Vorbeifahren begegnet. Gerade mal für zwei Sekunden.«
»Aber sie war vermutlich älter als die Blonde?«
»Ich glaube schon.«
Milo zückte Claires Foto aus dem Personalbogen des County Hospital.
Eingehend betrachtete Itatani das Foto, dann gab er es kopfschüttelnd zurück. »Ich wüsste nicht, warum sie es nicht sein sollte, aber mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Wer ist sie?«
»Möglicherweise eine Bekannte von Orson. Sie haben die Brünette also vor fünf oder sechs Monaten mit ihm zusammen gesehen?«
»Lassen Sie mich nachdenken … ich würde sagen, eher vor fünf Monaten. Kurz bevor er ausgezogen ist.« Itatani wischte sich wieder über das Gesicht. »All diese Fragen - er hat wohl was wirklich Schlimmes ausgefressen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil Sie so viel Zeit drauf verwenden. Ich habe bei meinen anderen Häusern andauernd Ärger - Einbruch, Raubüberfälle und so weiter. Und alles, was die Polizei unternimmt, ist, dass sie rauskommen und ein Protokoll aufnehmen. Ich wusste gleich, dass mit dem Kerl was nicht stimmt.«
Milo versuchte noch weitere Details aus Itatani herauszubekommen, doch seine Bemühungen blieben erfolglos. Wir ließen uns das Haus zeigen: zwei Schlafzimmer, ein Bad, alles erfüllt von Seifengeruch. Frische Farbe, neuer Teppich im Flur. Die ausgetauschten Dielenbretter waren im kleineren der beiden Schlafzimmer. Milo rieb sich über das Gesicht. Jegliche Beweise für Warks Anwesenheit in diesem Haus waren schon lange ausgelöscht.
Er sagte: »Hat Orson hier irgendwelche Werkzeuge aufbewahrt - Heimwerkermaterial beispielsweise?«
»In der Garage«, sagte Itatani. »Da hat er sich eine ganze Werkstatt eingerichtet. Und Teile seiner Filmausrüstung gelagert. Lampen. Kabel. Alles Mögliche.«
»Was für Werkzeug hatte er da drin?«
»Das Übliche«, sagte Itatani. »Bohrmaschine, Schraubenzieher,
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