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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Schraubenschlüssel, Kreissäge. Er sagte, dass er seine Kulissen manchmal selbst baut.«
     
    Die Garage hatte ein Flachdach und zwei Stellplätze und nahm ein Drittel des winzigen Hinterhofes ein.
    Die Wände im Inneren waren mit billigen Paneelen aus Eichenimitat verkleidet, der Boden war nackter Beton, und von einem der Dachbalken an der unverkleideten Decke baumelte die Fassung für eine Leuchtstoffröhre. Der Geruch von Desinfektionsmitteln brannte mir in der Nase.
    »Hier drin haben Sie auch sauber gemacht«, sagte Milo.
    »Das war das Erste, das ich sauber gemacht habe«, erklärte Itatani. »Der Friseur hat Katzen hier reingebracht. Obwohl der Mietvertrag klar und deutlich besagte, dass keine Haustiere erlaubt sind. Überall Katzenklos und diese Kratzdinger. Es hat Tage gedauert, den Gestank einigermaßen rauszukriegen.« Er schnüffelte. »Aber schließlich hat’s doch geklappt.«
    Milo ging durch die Garage, begutachtete die Wände und dann den Boden. In der hinteren linken Ecke blieb er stehen und winkte mich herbei. Itatani kam mit.
    Ein blasser mokkafarbener Fleck. Amöbenförmig. Etwa fünfundzwanzig Quadratzentimeter groß.
    Milo kniete sich hin und untersuchte die Wand aus der Nähe. Er deutete auf einige Stellen auf dem Wandpaneel, wo bei genauem Hinsehen mehrere kleine Flecken von ähnlicher Färbung zu erkennen waren.
    Itatani sagte: »Katzenpisse. Ist beim Abschrubben nicht ganz weggegangen.«
    »Wie hat das ausgesehen, bevor Sie es weggeputzt haben?«
    »Ein bisschen dunkler.«
    Milo erhob sich und schritt ganz langsam die hintere Wand ab. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und notierte sich etwas in seinem Block. Ein weiterer Fleck, allerdings kleiner.
    »Was ist?«, sagte Itatani.
    Milo gab keine Antwort.
    »Was ist?«, wiederholte Itatani. »Oh - Sie haben doch nicht - oh, nein …« Und nun schwitzte er zum ersten Mal wirklich.
     
    Über sein Handy rief Milo die Spurensicherung, entschuldigte sich danach bei Itatani für die Unannehmlichkeiten, die ihm nun ins Haus standen, und bat ihn, die Garage vorerst nicht mehr zu betreten. Dann holte er eine Rolle gelbes Markierungsband aus dem Wagen und sperrte damit die Auffahrt ab.
    Itatani sagte: »Für mich sieht das immer noch aus wie Katzenpisse.« Dann setzte er sich in seinen Oldsmobile.
    Milo und ich gingen hinüber zu dem strahlend weißen Nachbarhaus auf der Südseite, das ebenfalls im spanischen Stil gehalten war. Die Fußmatte vor der Haustür trug die Aufschrift »Verschwinden Sie«. Durch die Wände wummerte klassische Musik in ohrenbetäubender Lautstärke. Klingeln erwies sich als zwecklos. Nach mehrfachem heftigem Klopfen wurde die Tür einen fünf Zentimeter breiten Spaltweit geöffnet. Dahinter kamen ein strahlend blaues Auge, ein Streifen weißer Haut und ein rötlicher Fleck zum Vorschein, der zu einem Mund gehörte.
    »Was ist los?«, kreischte eine heisere Stimme.
    Milo brüllte zurück: »Polizei, Ma’am!«
    Milo hielt ihr seine Marke entgegen. Das blaue Auge kam näher, wobei sich die Pupille unter der Einwirkung des Sonnenlichts zusammenzog.
    »Näher«, verlangte die Stimme.
    Milo hielt die Marke genau vor den Spalt. Das blaue Auge zwinkerte. Es vergingen einige Sekunden, dann wurde die Tür geöffnet.
    Die Frau war klein und dürr und mindestens achtzig. Ihre Haare waren pechrabenschwarz gefärbt und zu Korkenzieherlocken im Stil Marie Antoinettes zusammengedreht, die mich aus irgendeinem Grund an Blutwürste erinnerten. Das kalkweiß gepuderte Gesicht trug dazu bei, dass sie wie eine alternde Kurtisane aussah. Sie trug einen Morgenmantel aus schwarzer Seide, der mit goldenen Sternen übersät war, eine dreireihige Bernsteinkette und riesige Ohrringe aus Kunstperlen. Die Musik im Hintergrund war von einer schwergewichtigen Bestimmtheit - Wagner oder Bruckner oder sonst jemand, zu dem sich wunderbar im Stechschritt marschieren ließ. Die Becken krachten nur so. Die Frau starrte uns an. Hinter ihr stand ein großer weißer Flügel, voll gepackt mit hohen Bücherstapeln.
    »Was wollen Sie?«, brüllte sie über ein Crescendo. Ihre Stimme war so angenehm wie Sandpapier auf einer Schiefertafel.
    »George Orson«, sagte Milo. »Ist es vielleicht möglich, die Musik ein bisschen leiser zu machen?«
    Sie murmelte ein paar Flüche vor sich hin, knallte die Tür zu und öffnete sie eine Minute später wieder. Die Musik war zwar einige Grade leiser, aber immer noch laut.
    »Orson«, sagte sie. »Der Drecksack. Was hat er

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