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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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irrtümlicherweise bei irgendwelchen Drive-bys erschossen werden. Ich hätte hier sitzen und Chopin spielen können, und plötzlich macht es wwnm!!
    Sie presste die Augen zu, klatschte sich gegen die Stirn und warf den Kopf in den Nacken. Ihre schwarzen Locken tanzten. Als sie die Augen wieder öffnete, waren sie von einem hellen, heißen Glanz erfüllt.
    Milo sagte: »Haben Sie je einen von Orsons Besuchern zu Gesicht bekommen?«
    »Besucher? Ha! Nö, da habe ich lieber nicht hingesehen. Wollte ich gar nicht sehen. Wollte ich gar nicht kennen. Die Scheinwerfer waren schon schlimm genug. Und Ihre Truppe hat sich deswegen wirklich kein Bein ausgerissen. Und erzählen Sie mir nicht, ich hätte das Piano umdrehen sollen. Das ist ein Steinway von zwei Meter zehn Länge, und der passt nur so in den Raum.«
    »Wie viele Autos sind in einer durchschnittlichen Nacht denn vorgefahren, Miss Sinclair?«
    »Fünf, sechs, zehn, keine Ahnung. Ich hab sie nicht gezählt. Wenigstens war er oft gar nicht da.«
    »Wie oft, Ma’am?«
    »Oft. Die Hälfte der Zeit. Vielleicht sogar öfter. Man muss Gott auch für kleine Gaben dankbar sein.«
    »Haben Sie ihn jemals auf die Scheinwerfer angesprochen?«
    »Was?«, kreischte sie. »Damit er mir eine Knarre unter die Nase hält? Der Kerl war ein absoluter Drecksack. Dafür sind Sie zuständig. Ich hab Sie angerufen. Und was hat das Ganze genützt?«
    »Mr. Itatani sagte, dass Orson eine Werkstatt in der Garage hatte. Haben Sie jemals Sägegeräusche oder Bohrer gehört?«
    »Nein«, sagte sie. »Warum? Glauben Sie, er hat das Dope da drin hergestellt? Oder verschnitten, oder was immer man mit dem Scheiß anstellt?«
    »Möglich ist alles, Ma’am.«
    »Falsch«, blaffte sie ihn an. »Möglich ist nur sehr wenig. Oskar Levant wird nicht von den Toten auferstehen. Der Tumor in George Gershwins Gehirn wird nicht - vergessen Sie’s, warum verschwende ich hier meine Zeit. Jedenfalls habe ich nie irgendwen sägen oder bohren gehört. Ich habe überhaupt nie was gehört, weil ich tagsüber, wenn ich schlafe, die Musik laufen lasse - ich habe einen von diesen programmierbaren CD-Spielern mit sechs Platten, die immer wieder ablaufen. Das ist die einzige Art, wie ich einschlafen kann. Damit ich die ganzen verdammten Vögel, die Autos und den ganzen Mist, der sich tagsüber abspielt, nicht mitbekomme. Gestört hat er mich nur, wenn ich wach war. Die Scheinwerfer. Wie soll man seine Tonleitern durcharbeiten, wenn einem andauernd Scheinwerfer auf die Tastatur scheinen?«
    Milo nickte. »Ich verstehe, Ma’am.«
    »Aber sicher«, sagte sie. »Kommt nur ein bisschen spät, Ihr Verständnis.«
    »Können Sie uns sonst noch irgendwas sagen?«
    »Das ist alles. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich hier auf den Prüfstand komme.«
    Milo zeigte ihr das Foto von Ciaire. »Haben Sie die jemals mit Orson zusammen gesehen?«
    »Nö«, sagte sie. »Sieht aus wie ‘ne Lehrerin. Ist sie diejenige, die er umgebracht hat?«
     
    Die Spurensicherung kam zehn Minuten später. Itatani saß in seinem Oldsmobile und machte keinen sehr glücklichen Eindruck. Marie Sinclair war wieder zurück ins Haus gegangen, aber dafür waren einige Bewohner anderer Häuser aufgetaucht, denen Milo nun Fragen stellte. Ich folgte ihm, während er den Block abging und an Türen klopfte. Neue Erkenntnisse ergaben sich allerdings nicht.
    Eine freundliche alte Dame namens Mrs. Leiber entpuppte sich als die Besitzerin von Buddy, dem vermissten Hund. Sie machte einen leicht verwirrten Eindruck und schien enttäuscht darüber, dass wir nicht gekommen waren, um den Diebstahl ihres Hundes aufzuklären. In ihren Augen lag ganz klar eine Entführung vor, obwohl die offen stehende Gartentür an der Seite ihres Hauses auch andere Möglichkeiten zuließ.
    Milo erklärte ihr, er werde die Augen offen halten.
    »Er ist so ein Schatz«, sagte Mrs. Leiber. »Mutig wie ein Löwe und dabei kein bisschen bösartig.«
    Wir kehrten zu dem grünen Haus zurück. Die Mannschaft von der Spurensicherung war noch immer dabei, ihre Ausrüstung auszupacken. Milo zeigte dem Leiter des Teams die Flecken in der Garage. Der Beamte, ein Schwarzer namens Merriweather, kniete sich hin und begutachtete den Fleck aus nächster Nähe.
    »Möglich wär’s«, sagte er. »Wenn ja, dann ist jedenfalls nicht mehr viel davon übrig. Wir kratzen einfach was ab. Falls es sich wirklich um Blut handelt, können wir eine HLA-Analyse vornehmen, mit der DNS sieht’s allerdings schlecht

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