Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster

Monster

Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
kommt’s vor, dass im Fünften was passiert?«
    »Überaus selten.«
    »Sagen Sie mal eine Zahl.«
    Swig rubbelte an einer seiner Warzen. »Ein-, zweimal pro Jahr - aber was spielt das für eine Rolle? Es kommt nun mal vor, dass einer der 1368er auf Biegen und Brechen beweisen will, wie verrückt er ist. Oder es kommt zu einer Schlägerei - vergessen Sie nicht, dass viele der Kandidaten da oben Gangmitglieder sind.« Swig schniefte verächtlich.
    »Dann werfen wir doch mal einen Blick in den Fünften«, sagte Milo. »Über die Zentralaufnahme. Ich will nicht, dass irgendjemand den Papierfetzen da anfasst.«
    »Selbst wenn es ein Patientenslipper ist«, sagte Swig, »heißt das noch lange nicht, dass er Peake gehört. Alle Patienten bekommen -« Er verstummte für einen Augenblick. »Aber sicher, klar. Nur fürs Personal, wo hab ich bloß meinen Kopf?«
     
    Auf dem Weg nach unten sagte er: »Sie denken bestimmt, ich sei ein Bürokrat, dem eigentlich alles egal ist. Da haben Sie Unrecht. Ich habe den Job hier übernommen, weil mir Menschen wirklich am Herzen liegen. Ich habe zwei Waisenkinder adoptiert.«
    Wir stiegen im Erdgeschoss aus, gingen den gleichen Weg, den wir gekommen waren, wieder hinaus und folgten Swig nach links um das Gebäude herum. Die Seite, die wir noch nie zu Gesicht bekommen hatten. Von der uns auch nie jemand erzählt hatte.
    Der Zementfußweg war haargenau wie auf der anderen Seite. Gleißende Scheinwerfer auf dem Dach tauchten die fünf darunter liegenden Stockwerke in ein gelbes Licht, sodass die trüben Fensterreihen aussahen wie eine gigantische Waffel.
    Auch hier eine Tür, die haargenau aussah wie die auf der Vorderseite.
    Die identische Kehrseite des Gebäudes.
    Ein Schild mit der Aufschrift »Aufnahme und Erfassung«. Ein Wachmann blockierte den Eingang. Zehn Meter entfernt zur Linken lag ein kleiner Parkplatz, der leer und vom Hof durch einen schmalen, von Maschendraht gesäumten Fußweg abgetrennt war. Der Fußweg machte eine Biegung und verlor sich in der Dunkelheit. Vom Haupthof aus war er nicht zu sehen. Und vom Haupteingang aus nicht zugänglich. Also gab es noch einen weiteren Zugang zum Gelände. Einen völlig separaten Eingang.
    Als ich nach rechts schaute, sah ich das Auf und Ab von Taschenlampen, die in der Dunkelheit tanzten wie Glühwürmchen. Wie es schien, spielte sich die Suchaktion vor allem jenseits der Anbauten ab, denn die Glühwürmchen schwirrten in der Nähe einer dunklen Wand herum, bei der es sich um das Kiefernwäldchen handeln musste.
    »Wie viele Straßen führen auf das Klinikgelände?«, sagte ich.
    »Zwei«, erklärte Swig. »Eigentlich nur eine. Die, auf der Sie gekommen sind.«
    »Und was ist damit?« Ich deutete auf den kleinen Parkplatz.
    »Der ist nur für Gefängnisbusse. Gesonderte Zufahrt über den östlichen Geländeabschnitt. Die Fahrer haben kodierte Autoschlüssel. Selbst das Personal kann ohne meine Genehmigung die Tore nicht passieren.«
    Ich deutete auf die Suchscheinwerfer in der Ferne. »Und auf dieser Seite? Dieser Kiefernwald. Wie kommt man da rein?«
    »Da kommt man nicht rein«, sagte Swig. »Von der westlichen Seite her gibt es keinen Zugang. Da ist nur ein Zaun.« Er ging voraus und nickte dem Wachmann zu, der einen Schritt zur Seite trat.
    Die Aufnahme und Erfassung war räumlich genauso angelegt wie der Empfang am Haupteingang. Ein Schreibtisch, genauso groß wie der von Lindeen, jedoch grau wie ein Schlachtschiff, auf dem nichts weiter herumstand als ein Telefon. Keine Bowlingpokale, keine Sinnsprüche. Das Gegenstück zu Lindeen war ein kahlköpfiger Pfleger, der hinter seinem aus öffentlichen Geldern finanzierten Blechkasten kauerte und Zeitung las, sie jedoch in dem Augenblick, als er Swig sah, zuklappte und strammstand.
    Swig sagte: »Irgendwas Ungewöhnliches?«
    »Nur der Einschluss, Sir, gemäß Ihren Anweisungen.«
    »Ich fahre mit diesen beiden Herren nach oben.« Swig eilte mit uns durch einen kahlen Flur zu einem weiteren Aufzug, mit dem wir einigermaßen schnell zum fünften Stock gelangten, während er sich über sein Handfunkgerät nach dem Stand der Suchaktion erkundigte. Die Tür glitt auf.
    »Bleiben Sie dran«, blaffte er und stopfte das Funkgerät in seine Tasche. Seine Achseln troffen vor Schweiß. Hinter seinem linken Ohr zuckte eine Vene.
    Zwei Paar Doppeltüren. Über jeder ein handgeschriebenes Schild. I UND E, ZUTRITT NUR MIT SONDERERLAUBNIS. Sondererlaubnis im Vergleich wozu?
    Die Station bestand

Weitere Kostenlose Bücher