Monster
filze, werde ich dann wohl was finden?«
Schweigen.
Er durchquerte den Flur. Bart Quan stellte sich breitbeinig hin, als würde er sich für eine Schlägerei rüsten. Die beiden anderen Männer verschränkten die Arme vor der Brust - dieselbe ablehnende Haltung wie bei Dollard am Tag zuvor.
»Sagen Sie Ihren Männern, dass sie kooperieren sollen.«
»Tun Sie, was er sagt«, sagte Swig.
Mit schnellen, präzisen Handbewegungen tastete Milo die Pfleger ab. Weder bei Quan noch bei dem älteren, triefäugigen Pfleger, der bis dahin kein Wort gesagt hatte, fand er irgendetwas. In der Hosentasche des massigen Bartträgers stieß er allerdings auf ein Taschenmesser mit Hirschhorngriff.
Milo klappte es auf und betrachtete voller Bewunderung die zehn Zentimeter lange, blank gewetzte Klinge.
»Steve«, sagte Swig.
Die Muskeln im Gesicht des massigen Mannes begannen zu zucken. »Scheiß drauf«, sagte er. »Arbeiten Sie doch mal mit diesen Tieren, da überlegen Sie sich auch, wie Sie sich schützen.«
Milo, der immer noch das Messer untersuchte, meinte: »Wo haben Sie das her? Aus ‘nem Versandhaus?«
»Von ‘ner Verkaufsmesse«, sagte Steve. »Und machen Sie sich bloß keine Gedanken. Das Ding hab ich nicht mehr benutzt seit letztem Winter, da war ich auf der Jagd.«
»Irgendwas erlegt?«
»Ich hab ‘nen Hirsch damit abgezogen. Leckere Sache.«
Milo klappte das Messer zusammen und ließ es in seine Tasche gleiten.
»Das gehört mir, Mann«, sagte Steve.
»Wenn es sauber ist, kriegen Sie’s zurück.«
»Und wann ist das? Ich will jedenfalls ‘ne Quittung.«
»Ruhe, Steve«, befahl Swig. »Sie und ich, wir unterhalten uns später noch.«
Der bärtige Mann blähte seine Nüstern. »Aber sicher. Kann aber auch sein, dass ich überhaupt keine Lust mehr habe, in diesem Mistschuppen weiter zu bleiben.«
»Das bleibt Ihnen überlassen, Steve. Im Augenblick werden Sie allerdings noch vom Staat bezahlt, und deshalb hören sie jetzt zu: Sie gehen runter auf Station A und B und kontrollieren, ob da alles in Ordnung ist. Sie machen Ihre Rundgänge und überprüfen die Türen. Und keine Pausen, sofern keine anderweitigen Anweisungen erfolgen.«
Der bärtige Mann warf Milo noch einen letzten Blick zu und stapfte dann nach links am Stationszimmer vorbei.
»Wo geht er hin?«, fragte Milo.
»Zum Personalaufzug.«
»Bei unserem Rundgang haben wir da nirgendwo einen Aufzug gesehen.«
»An der Tür ist kein Schild. Er ist auch nur fürs Personal«, sagte Swig. »Wir müssen jetzt aber mit der Suche weitermachen. Kann ich die Wachleute hier wieder wegschicken?«
»Klar«, sagte Milo.
»Dann los jetzt«, wies Swig die uniformierten Männer an.
»Los, wohin?«, fragte einer der beiden.
»Überall, verdammt noch mal! Fangen Sie mit dem Außengelände an, südlicher und nördlicher Abschnitt. Gehen Sie sicher, dass er sich nicht irgendwo in den Bäumen versteckt.« Swig wandte sich an die beiden Pfleger, die noch immer herumstanden. »Bart, Sie und Jim durchsuchen noch einmal das Untergeschoss. Küche, Wäscherei und alle Abstellkammern. Überprüfen Sie, dass alle Türen so fest verschlossen sind wie bei unserem ersten Rundgang.«
Er bellte seine Befehle wie ein General. Als sich alle verzogen hatten, wandte Swig sich an Milo. »Ich weiß, was Sie denken. Sie denken, wir sind ein Haufen Zivilisten, die nur in der Gegend rumstolpern wie aufgeschreckte Hühner. Aber seit ich hier bin, gab’s nicht mal einen Fluchtversuch, das hier ist absolut das erste Mal, dass so was passiert ist. Ich habe es mir zur obersten Regel gemacht, dass niemals irgendwas -«
»Manche Leute«, sagte Milo, »leben für die Regeln. Im Gegensatz dazu kümmere ich mich um die Ausnahmen.«
Wir schritten die Station C ab, und Milo inspizierte die Türen. Diverse Male musste Swig das Guckloch entriegeln, und jedes Mal, wenn er einen Blick in die dahinterliegende Zelle warf, erstarben sämtliche Geräusche darin.
»Alles im Raum kann man hierdurch aber nicht sehen«, sagte er, während er die Klappe des Guckloches befingerte.
»Wir haben alle Zimmer durchgekämmt«, erklärte Swig. »Als Allererstes. Und es war alles so, wie’s sein sollte.«
Ich sagte: »Der unmarkierte Aufzug. Ich nehme mal an, dass die Insassen darüber Bescheid wissen.«
»Wir hängen’s nicht an die große Glocke«, sagte Swig. »Aber ich nehme an -«
»Ich erwähne es deshalb, weil Peake und Heidi gestern aus dieser Richtung kamen. Es war das erste Mal seit langem,
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